Aller guten Dinge sind vier
die Jagd auf Maxine nach altbewährter Detroiter Art. Er knüpfte sich Margie und Maxines Mutter vor, aber die beiden hatten natürlich von Tuten und Blasen keine Ahnung.«
»Nicht mal, nachdem er ihnen mit dem Messer zu Leibe gerückt war, um sie zum Reden zu ermuntern.«
»Genau. Leo ist nicht gerade ein Menschenkenner. Er weiß nicht, daß man einen Stein nicht zum Bluten bringen kann. Na, wie dem auch sei, als Maxine von den Verstümmelungen erfährt, ist bei ihr Schluß mit lustig, und sie beschließt, ihre Mutter und Margie einzuweihen und aufs Ganze zu gehen.
Sie hat sich inzwischen die Rechnungsbücher angeschaut und weiß, daß sie es mit Leo zu tun hat. Sie ruft ihn an und nennt ihm die Bedingungen. Eine Million in echtem Geld für die Platten und die Bücher.«
»Hatte Leo denn überhaupt so viel Geld?«
»Anscheinend. Maxine leugnet die Erpressung natürlich.«
»Wo ist die Million?«
Morelli machte ein Gesicht, als gefiele ihm dieser Teil der Geschichte besonders gut. »Das weiß niemand. Ich persönlich glaube, daß sie bereits außer Landes ist. Es ist gut möglich, daß man am Ende Mrs. Nowicki und Margie überhaupt nichts wird vorwerfen können und Maxine allenfalls den Autodiebstahl und ihr Nichterscheinen beim Gericht. Für die Erpressung gibt es keinen Beweis.«
»Und was ist mit der Entführung von Eddie Kuntz?«
»Keine Anzeige. Wenn man dir den ganzen Hintern mit ›Bleistiftschwanz‹ volltätowiert hätte, würdest du dann damit an die Öffentlichkeit gehen wollen? Außerdem waren die meisten dieser Tätowierungen nicht von Dauer. In der ersten Nacht, nachdem Eddie entführt worden war, hat Maxine ihn mit einer Flasche Gin in ein Zimmer gesperrt. Er hat sich vollaufen lassen, bis er bewußtlos geworden ist, und als er aufwachte, war sein ganzer schöner Körper nur noch eine einzige Tätowierung.«
Ich schaute mir die Ducati an und fand sie supercool und dachte, wenn ich eine Ducati hätte, wär ich echt die Größte.
Morelli stieß mich mit dem Knie an. »Hast du Lust auf eine Spritztour?«
Natürlich hatte ich Lust auf eine Spritztour. Ich brannte darauf, meine Beine um diese hundertneun Pferde zu pressen und zu spüren, wie sie losbrausten.
»Darf ich fahren?« fragte ich.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Es ist
meine
Maschine.«
»Wenn ich eine Ducati hätte, würd ich dich schon fahren lassen.«
»Wenn du eine Ducati hättest, würdest du einen kleinen Piefke wie mich wahrscheinlich keines Blickes würdigen.«
»Weißt du noch, als ich sechs war und du acht und du mich mit List und Tücke dazu gekriegt hast, mit dir in eurer Garage Eisenbahn zu spielen?«
Morelli kniff die Augen zusammen. »Das brauchen wir doch jetzt wirklich nicht wieder durchzukauen.«
»Ich durfte nie die Eisenbahn sein.
Du
warst immer die Eisenbahn.
Ich
mußte immer der Tunnel sein.«
»Ich hatte eben die bessere Eisenbahnausrüstung.«
»Du bist mir was schuldig.«
»Ich war acht Jahre alt!«
»Und wie war’s damals, als du sechzehn warst und mich in der Bäckerei hinter der Eclair-Vitrine verführt hast?«
»Wieso, was soll da gewesen sein?«
»Ich war nie oben. Ich war immer nur unten.«
»Das ist was ganz andres.«
»Das ist nichts andres. Das ist genau das gleiche.«
»Herrgott noch mal«, sagte Morelli. »Dann steig schon auf.«
»Du läßt mich fahren?«
»Ja, ich laß dich fahren.«
Ich strich mit der Hand über die Maschine. Ihr Körper war glatt und schnittig und rot.
Morelli hatte hinten am Rücksitz einen zweiten Helm hängen. Er machte ihn los und gab ihn mir. »Wie schade, da verschwinden all die schönen Locken.«
Ich setzte den Helm auf. »Jetzt ist es zu spät für Schmeicheleien.«
Es war eine Weile her, seit ich das letztemal ein Motorrad gefahren hatte. Ich schwang mich auf die Ducati und sah mir alles genau an.
Morelli setzte sich hinter mich. »Du kannst die Kiste doch fahren?«
Ich ließ die Maschine einmal aufheulen. »Klar.«
»Und du hast einen Führerschein?«
»Den Motorradführerschein hab ich gemacht, als ich noch mit Dickie verheiratet war.«
Er legte mir die Arme um die Taille. »Damit sind wir quitt.«
»Bei weitem nicht.«
»Voll und ganz«, sagte er. »Diese Fahrt wird so toll werden, daß du
mir
was schuldig bist, wenn sie vorbei ist.«
O Mann.
Die Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel
»Four to Score«
bei St. Martin’s Press, New York
Manhattan Bücher erscheinen im Goldmann Verlag,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe
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