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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Cremedonuts.«
    Das letztemal hatte ich Morelli im Februar gesehen. Wir lagen innig umschlungen auf meinem Sofa, seine Hand auf meinem Schenkel, da legte plötzlich sein Piepser los, und weg war er. Um sich fünf Monate lang nicht mehr blicken zu lassen. Und jetzt stand er hier, als wäre nichts geschehen, und schnupperte an meinen Donuts.
    »Lange nicht gesehen«, sagte ich.
    »Ich hab undercover gearbeitet.«
    Na klar.
    »Okay«, sagte er, »ich hätte anrufen sollen.«
    »Ich dachte, du wärst vielleicht tot.«
    Das Lächeln trübte sich ein wenig. »Sollte da der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein?«
    »Du bist ein Schwein, Morelli.«
    Er seufzte tief. »Du hast keine Lust, die Donuts mit mir zu teilen, hm?«
    Ich stieg in meinen Wagen, knallte die Tür zu und brauste mit quietschenden Reifen davon, Kurs auf zu Hause. Als ich meine Wohnung erreichte, hatte ich beide Donuts verdrückt, und es ging mir viel besser. Ich dachte über Maxine Nowicki nach. Sie war fünf Jahre älter als Kuntz. High-School. Zweimal verheiratet. Keine Kinder. Das Foto aus der Akte zeigte eine aufgedonnerte Blondine mit einer Riesenmähne, stark geschminkt und schlank, die lachend in die Sonne blinzelte. Sie hatte Schuhe mit superhohen Absätzen an, eine schwarze Stretchhose und einen losen Pulli, dessen Ärmel zu den Ellbogen hochgeschoben waren. Der V-Ausschnitt war so tief, daß er ihren Busenansatz zeigte. Ich erwartete beinahe, hinten auf dem Bild einen kleinen Merkspruch zu finden … »Wenn Sie sich’s mal nettmachen wollen, rufen Sie Maxine Nowicki an.«
    Wahrscheinlich hatte sie genau das getan, was sie gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte sie die Nase voll gehabt und war in Urlaub gefahren. Wahrscheinlich sollte ich mich gar nicht so ins Zeug legen, weil sie sowieso demnächst nach Hause kommen würde.
    Und was war mit ihrer Wohnung? Das mit der Wohnung war irgendwie beunruhigend. Es verriet mir, daß Maxine größere Probleme hatte als eine simple Anklage wegen Autodiebstahls. Am besten ließ ich die Wohnung einfach außen vor. Die Geschichte brachte nur Sand ins Getriebe und hatte mit meinem Auftrag nichts zu tun. Mein Auftrag war einfach: Maxine ausfindig machen und vorführen.
    Ich schloß den Wagen ab und ging über den Parkplatz. Mr. Landowsky kam hinten aus dem Haus, als ich mich näherte. Er war zweiundachtzig, und sein Brustkasten war im Lauf der Jahre so geschrumpft, daß er seine Hose jetzt bis unter die Achselhöhlen hochziehen mußte.
    »Puh!« sagte er. »Diese Hitze. Ich krieg überhaupt keine Luft. Da sollte mal jemand was unternehmen.«
    Ich nahm an, er spreche von Gott.
    »Dieser Wettermensch von den Morgennachrichten. Der gehört erschossen. Wie soll ein Mensch bei diesem Wetter vor die Tür gehen? Und in den Supermärkten ist es eiskalt. Heiß, kalt. Ich krieg Durchfall davon.«
    Ich war froh, daß ich eine Pistole besaß. Wenn ich nämlich so alt werden sollte wie Mr. Landowsky, würde ich mir die Kugel geben. Beim ersten Durchfall im Supermarkt würde Schluß sein. Peng! Aus und vorbei.
    Ich nahm den Aufzug in den ersten Stock und sperrte meine Wohnungstür auf. Schlafzimmer, Bad, Wohn-Eßzimmer, unoriginelle aber adäquate Küche, kleiner Flur mit Haken an den Wänden für Mäntel, Hüte und Revolvergürtel.
    Mein Hamster Rex sauste im Stand in seinem Laufrad, als ich reinkam. Ich erzählte ihm von meinem Tag und entschuldigte mich, daß ich ihm nichts von den Donuts aufgehoben hatte. Er machte ein enttäuschtes Gesicht, als er das hörte, und ich gab ihm zur Entschädigung ein paar Weintrauben, die ich noch im Kühlschrank fand. Mit den Trauben zog Rex sich in seine Suppendose zurück. Das Leben ist ziemlich einfach, wenn man ein Hamster ist.
    Ich ging wieder in die Küche und hörte meinen Anrufbeantworter ab.
    »Stephanie, hier ist deine Mutter. Vergiß nicht das Abendessen. Es gibt Brathühnchen.«
    Samstag abend, und ich würde zum Abendessen bei meinen Eltern sein. Es war nicht das erstemal. Es war ein wöchentliches Ereignis. Ich hatte kein Eigenleben.
    Ich schleppte mich ins Schlafzimmer, ließ mich auf das Bett fallen und sah dem kriechenden Fortschritt des Minutenzeigers meiner Armbanduhr zu, bis es Zeit war, zu meinen Eltern zu fahren. Meine Eltern essen um sechs. Auf die Minute. So war’s immer schon. Abendessen um sechs, sonst geht die Welt unter.
    Meine Eltern wohnen in einer schmalen Doppelhaushälfte auf einem schmalen Grundstück in einer schmalen Straße in einem Wohnviertel

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