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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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danach?»
    «Das hört sich doch gut an», meinte Max, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. «Meld dich, ja?»
    Und jetzt, als sie in der Dämmerung nach Hause zurückfährt, kann Ruth sich ganz der Freude darüber hingeben, dass sie allem Anschein nach eine Beziehung mit Max hat. Eine richtige, erwachsene Beziehung mit einem richtigen, erwachsenen Mann, der nicht mit einer anderen verheiratet ist. Eine Wochenendbeziehung ist genau das Richtige für sie. Unter der Woche hat sie ihr Häuschen gern für sich und ist froh, nicht für noch jemanden kochen oder ständig ihre schickere Nachtwäsche tragen zu müssen, in der sie aber auch schneller friert. Es wäre allerdings wunderbar, für die Wochenenden jemanden zu haben, mit dem sie ins Theater oder ins Kino gehen, Strandspaziergänge machen und am Sonntagabend die
Antiques Roadshow
im Fernsehen anschauen kann. Und natürlich Sex haben.
    Als sie das Salzmoor erreicht, ist es fast dunkel. In der Woche zuvor sind die Uhren zurückgestellt worden, und jetzt ist es um halb fünf praktisch schon Abend. Ruth hat die ganze Fahrt über mit Kate geschäkert, um sie wach zu halten, und ihre Mühen wurden belohnt. Kate ist zwar sichtlich müde, sitzt aber immer noch mit blanken Augen auf dem Rücksitz und quiekt jedes Mal begeistert, wenn Ruth wieder eine Strophe des Kinderlieds
The Wheels on the Bus
anstimmt. Eigentlich ein furchtbar sexistisches Lied, denkt Ruth. Warum schwatzen die Mütter die ganze Zeit, während die Väter immer nur nicken? Kate wird ihrer Mutter später einmal bestimmt nicht vorwerfen können, zu viel zu schwatzen; sie schläft zwar mit fremden Männern, aber schwatzhaft ist sie nicht. Sie hält vor ihrem Häuschen. Bobs Wagen ist nicht zu sehen. Seltsam, wie schnell sie sich daran gewöhnt hat, wieder einen Nachbarn zu haben. Jetzt fühlt sie sich doch tatsächlich ein wenig beklommen, so allein hier, am Ende der Welt. Sei nicht albern, sagt sie sich, du warst fast zwei Jahre lang ganz allein, und es ist auch nichts passiert. Doch der Wind heult vom Meer heran, und Ruth drückt Kate fest an sich, als sie sie aus dem Wagen hebt. Du verweichlichst, tadelt sie sich.
    Da schreit Kate auf – ein echter Angstschrei. Ruth fährt herum und sieht ein Monstrum, das aus der Dunkelheit auf sie zuwankt. Eine grausig unförmige Gestalt, pechschwarz, mit einem riesigen Kopf wie ein Troll oder der Minotaurus. Ruth schirmt Kate mit ihrem Körper ab, kann sich aber nicht von der Stelle rühren. Das Wesen stapft näher und näher heran. Wo ist ihr Handy? Sie muss Nelson anrufen. O Gott, das liegt noch im Auto. Gleich werden Kate und sie ermordet werden, und niemand wird ihre Schreie hören. Nelson wird ermitteln, und vielleicht wird es ihm dann doch leidtun, dass er sie im Stich gelassen hat. Ihre Eltern werden für ihre arme Seele beten. Cathbad wird ihr zu Ehren ein Feuer entzünden. Die Gestalt kommt näher und gibt dabei scheußliche schmatzende Laute von sich. Sie kommt direkt aus dem Meer, es ist einer von Eriks bösen Wassergeistern, der gekommen ist, um mit seinen schleimigen Fingern nach ihrem Hals zu greifen und sie mit sich in die Tiefe zu zerren.
    Plötzlich sind sie in gleißendes Licht getaucht. Der Bewegungsmelder ist angesprungen, und das Monstrum entpuppt sich als junger Mann in einem Neoprenanzug, der ein Surfbrett auf der Schulter trägt.
    «Hallo», sagt er. «Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt. Ich bin Cameron, der Sohn von Sammy und Ed.»
    Sammy und Ed? Wer in aller Welt ist das denn? Dann fällt es Ruth wieder ein. Die Wochenendurlauber. Ihre Nachbarn auf der anderen Seite. Und dieser Riesenkerl da muss der kleine Junge sein, der früher immer mit seinem Schlauchboot durchs Moor gewandert ist. Na, das Meer mag er anscheinend immer noch.
    «Ich bin für zwei Tage hier, um mit ein paar Kumpels zu surfen», sagt er. «Hoffentlich stören wir Sie nicht.»
    Er hat einen Oberschichtakzent, der den seiner Eltern um Längen schlägt, macht aber trotzdem einen netten Eindruck. Wer um Himmels willen geht denn im November surfen? So etwas kann auch nur einem Eliteschüler namens Cameron einfallen.
    «Kein Problem», sagt Ruth. «Macht ruhig so viel Krach, wie ihr wollt. Ihr stört mich schon nicht.»
    «Dada», sagt Kate.
    Im Haus macht sie Kate etwas zum Abendessen, auch wenn die Kleine nach den Ofenkartoffeln nicht sonderlich hungrig ist, und steckt sie in die Badewanne. Als Kate danach mit flaumigem Haar und ihrer Flasche in der Hand in

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