Aller Heiligen Fluch
habe, als ich das letzte Mal hier war.»
Billys Augen driften auf geradezu bestürzende Weise in zwei verschiedene Richtungen. «Den Namen kenn ich nicht.»
«Fancy», wiederholt Judy. «Ein vierjähriges Hengstfohlen. Es hatte Koliken.»
Billy schüttelt den Kopf. «Tut mir leid, ich kenne nicht alle Pferde. Da ist das Haupttor. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit.»
Im Wagen erläutert ihr Clough, untermalt vom Gestank nach Pferdemist, warum die ganze Familie Smith nur aus Irren besteht. «Ich meine, dieser Rudolph oder Randolph oder wie er heißt. Dieser Quatsch von tanzenden Männern im Wald. Das ist doch völlig gaga.»
«Ich fand ihn eigentlich ganz überzeugend», sagt Judy.
«Ich muss mich wirklich über dich wundern», sagt Clough. «Ich hätte nie gedacht, dass du auf diesen Hugh-Grant-Mist reinfällst.
Es sind einfach in letzter Zeit ein paar merkwürdige Dinge passiert.
» Er macht einen Akzent nach, der sich irgendwo zwischen Prinz Charles und Comedy-Star Julian Clary bewegt.
«Er sieht doch gar nicht aus wie Hugh Grant», meint Judy. «Eher wie Robert Pattinson in den
Bis(s)
-Filmen.»
«Kenn ich nicht», brummt Clough.
«Die sind ja auch für jüngere Leute.»
Clough grunzt und setzt seine Tirade dann fort. «Und was ist mit der unglaublichen Schlange, die immer wieder auftaucht? Da erlaubt sich doch einer ’nen ganz gewaltigen Scherz.»
Judy denkt an das, was Cathbad ihr von diesem Heiligen erzählt hat, der an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Das ist ja das Spannende an Cathbad: Man weiß nie, was er als Nächstes sagen wird. Ganz im Gegensatz zu Darren. Seufzend denkt Judy an das verpasste Familienessen und hat ein noch schlechteres Gewissen als sonst.
«Im Ernst», hakt Clough nach. «Du glaubst doch nicht, dass an diesem ganzen Voodoo-Mist was dran ist?»
«Ich weiß nicht, was ich glauben soll», sagt Judy. «Fest steht jedenfalls, dass jemand versucht hat, Lord Smith Angst zu machen. Die Briefe, die toten Schlangen. Irgendwer hatte etwas gegen ihn, und jetzt ist er tot. Dem muss man doch nachgehen.»
«Er hatte einen Herzinfarkt», sagt Clough. «Das steht auch im Krankenbericht.»
«Aber was hat den Herzinfarkt ausgelöst?», meint Judy. «Das wäre interessant zu wissen.»
«Sind sie weg?»
Randolph blickt auf. «Ich habe dich gar nicht reinkommen hören.»
Romilly hat sich ihrem Sohn gegenüber hingesetzt und blickt ihn lächelnd an. Sie trägt Jeans und einen alten Pulli, sieht aber selbst darin noch mühelos elegant aus. Randolph, der weiß, dass sie die Nacht wahrscheinlich damit zugebracht hat, in irgendeiner schäbigen Einzimmerwohnung über Massentierhaltung zu diskutieren, kann sich eine widerstrebende Bewunderung nicht verkneifen.
«Sie sind weg», sagt er.
«War Nelson dabei? Ich fand ihn ausgesprochen intelligent. Nicht die übliche Sorte Polizist.»
«Nein, es war die Frau, Judy So-wie-noch. Und ein anderer Mann. Nicht gerade der Hellste, aber ganz attraktiv, wenn man auf den Typ steht.»
«Was wollten sie?»
Randolph zögert. Er hat seiner Mutter nichts von den Männern im Wald erzählt. Nicht, weil er sie nicht aufregen will, wie er Judy gegenüber behauptet hat; im Gegenteil, sie würde sich vermutlich viel zu sehr dafür interessieren. Sie würde gleich losziehen und sich ihnen anschließen wollen, vor allem, wenn sie irgendetwas im Schilde führen.
Er zuckt die Achseln. «Nur ein paar Routinefragen.»
Romillys Interesse erlischt.
«Gibt es Kaffee?», fragt sie und gähnt dabei anmutig, wie eine Katze. «Ich bin todmüde.» Sie hört sich an wie eine Debütantin, die vom Blumenstecken erschöpft ist.
«Ich mach dir einen», sagt Randolph. «Ich hatte nur keine Lust, der Polente welchen anzubieten.»
«Polente.» Romilly grinst. «Wie niedlich.»
«Wieso, wie sagt ihr denn?»
«Der Feind.»
«Weißt du, Mum, manchmal hörst du dich wirklich kindisch an.» Randolph steht auf und geht hinüber zum Fenster. Draußen sieht er die Pferde in einer Reihe den Hang hinaufgaloppieren, mit wehenden Mähnen und Schweifen. So sollte man seinen Sonntagmorgen eigentlich verbringen: reiten wie der Teufel und den Wind im Gesicht spüren, anstatt im Haus zu hocken und absurde Gespräche mit seiner verrückten linksradikalen Mutter zu führen.
«Was ist am Tierschutz bitte kindisch?», faucht Romilly. «Sie müssen leiden, weil wir zu habgierig und zu egoistisch sind, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Universität benutzt sie für ihre scheußlichen
Weitere Kostenlose Bücher