Alles auf Anfang! (German Edition)
Person von Ben von Lichtenfels.
Jetzt konnte sie sich erleichtern. Sie
redete ohne Punkt und Komma auf den Freund ihres Chefs ein. Der war nach
wenigen Minuten bestens darüber informiert, was passiert war und was noch alles
hätte passieren können.
„Und der Anwalt, ist das Toni
Schwarzenberg?“
„Ja, so viel ich weiß!“
„Gut, Frau Santorius. Dann haben wir kein
Problem. Der Toni ist ein Freund von uns und ich denke wir werden den kleinen
Dienstweg einschlagen. Sie suchen mir alle Kontoeingänge der Kontonummer 34 789
60 von Juni und Juli heraus und faxen Sie mir umgehend.“
„Ja, darf ich das denn? Wir haben die
Revision im Haus!“
„Nicht wirklich, aber kennen Sie den Spruch
von Karl Valentin: ‚Dürfen haben wir uns nicht getraut, aber mögen hätten wir
schon gewollt?’ Sie machen das schon!“
“Oh Gott, wenn man vom Teufel spricht, er
kommt!“
Sie flüsterte leise in den Hörer und legte
auf.
„Frau Santorius? Machen Sie mir hier mal
eine Kopie. Ich stelle Herrn von Lichtenfels ein paar Unterlagen zur Ansicht
zusammen. Die nehmen Sie ihm dann bitte mit, wenn Sie Ihn das nächste Mal
besuchen, ja?“
„Gerne!“
Sie errötete leicht, aber er bemerkte es
nicht. Ihr Herz klopfte wie wild.
„Ich glaube, ich kann das alles nicht“
Sie sah auf die zu kopierenden Unterlagen.
„Das gibt es doch nicht! Das ist ja die
Kontonummer!“
Ein Wink des Himmels. Sie hielt genau die
Unterlagen in Händen, die Herr Fuchs angefordert hatte.
Zufall? Schicksal? Egal, jetzt hieß es
handeln!
Herr von Kessel war gerade zum Frühstücken
in die Kantine gegangen. Blitzschnell kopierte sie die Sachen und faxte sie
Herrn Fuchs. Um sicher zu gehen, dass er an seinem Platz war, rief sie schnell
vorher durch.
„Sie sind ja schneller, als die Polizei
erlaubt!“
„Das Wort Polizei kann ich nicht mehr
hören!“
Frau Santorius war froh, dass ihre
Aktivitäten unentdeckt blieben. Sie konnte sich direkt mit einer Kanne
Kamillentee zu Herrn Heine gesellen. Ihr Magen rebellierte aufgrund ihrer
fehlenden, kriminellen Energie.
Sie dachte an ihren Chef und glaubte nicht
an die Beschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden.
Schade, dass sein Großvater nicht mehr
lebte. Wenn das stimmte, was über ihn geredet wurde, dann hätte der mal richtig
‚tabula rasa’ gemacht
Wahrscheinlich drehte er sich gerade im
Grabe um.
„So, jetzt bringe ich Herrn Heine den
versprochenen Tee. Den armen Mann hat das Ganze so furchtbar zugesetzt!“
Seit wann redete sie mit sich selber?
Kopfschüttelnd nahm sie die Teebeutel aus
ihrer obersten Schreibtischschublade und ging zu Herrn Heine.
Der telefonierte gerade ganz geheimnisvoll
mit einer Lydia und brach schnell das Gespräch ab, als er sie kommen sah.
„Sie können ruhig weiter turteln, Herr
Heine. Lassen sie sich von mir nicht stören!“
Es sollte ihn aufheitern, aber er reagierte
gar nicht auf ihr Frotzeln.
„Danke für den Tee. Das ist wirklich lieb
von Ihnen.“
„Wenn ihre Magenschmerzen nicht besser
werden, sollten sie aber zu einem Arzt gehen!“
„Wir werden sehen.“
Herr Heine wusste genau, was ihm
Magenschmerzen verursachte. Dafür benötigte er keinen Arztbesuch.
Lydia und er mussten bei der Polizei
aussagen.
Martha Seiler saß im ICE Richtung München.
Lisa hatte sie vom Krankenhaus aus
angerufen, um ihre Mutter über ihren Aufenthalt dort in Kenntnis zu setzen. Sie
wollte nicht, dass ihre Mutter sich Sorgen machte, falls sie bei ihr zu Hause
anrief und Lisa nicht erreichen konnte. Seit dem Tod von Mona war Lisa
umsichtiger im Umgang mit ihrer Mutter geworden.
Sie beide waren alles, was von einer einst glücklichen
Familie übrig geblieben war.
Lisa wollte ihre Mutter in Zukunft wieder
mehr an ihrem Leben teilnehmen lassen.
Martha Seiler war nicht aufzuhalten. Sie
nahm sofort den nächsten Zug nach München und eilte vom Bahnhof direkt ins Schwabinger
Krankenhaus.
„Mama!“
Dankbar fiel Lisa ihrer Mutter um den Hals.
„Danke, dass du gekommen bist. Ich fühle
mich so allein!“
„Ich bin ja jetzt da, mein Kind. Du wirst
sehen, wenn du wieder bei Kräften bist, dann kannst du es gar nicht mehr erwarten,
dass ich wieder fahre!“
„Nein, bestimmt nicht. Nimmst du mich dann
mit nach Hause? München bringt mir kein Glück!“
„So ein Blödsinn! Jetzt wirst du erst ganz
gesund und dann sehen wir weiter!“
Martha ließ sich die ganze Geschichte
erzählen. Lisa hatte immer noch Gedächtnislücken und konnte sich
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