Alles auf Anfang! (German Edition)
aber die Marge ein und zahlt diese aus eigener
Tasche.“
„70.000 Euro!“
„Ziemlich viel Geld für eine kleine
Italienerin!“
„Eben. Die Krux an der Geschichte: Das Geld
hat sie natürlich nicht. Sie nimmt einen Kredit auf und als Sicherheit bringt
sie eine Bürgschaft von dir ins Spiel. Ich bin auch nur aus Zufall darüber
gestolpert und dachte, der wird doch nicht so blöd sein, für diese Frau zu
bürgen! Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du ihr hörig bist. Es ist mir
gar nicht gleich aufgefallen, dass es dein Faksimile-Stempel war, die ihr den
Geldsegen gebracht hat.“
„Naja, unser Revisor Herr von Kessel war
auch ganz schön auf Zack. Ihm ist der Überweisungsträger aufgefallen. Carla
Benedetti als Auftraggeber der Marge, während der Auftraggeber der
Immobilienzahlung Megasystems war.“
„Und nicht zuletzt deine Frau Santorius.
Die hat sich selber übertroffen!“
„Ja, für sie muss ich mir etwas Besonderes
einfallen lassen!“
„Sag mal meinst du, diese Carla steckt auch
hinter der Sache mit deinem Boot und deinem Auto?“
„Möglich wäre es. Aber das zu beweisen
...?“
„Was wird jetzt nur aus dem Baby, wenn sie
ins Gefängnis kommt?“
Ben machte sich ernsthaft Sorgen.
„Ach Mensch, das hatte ich dir noch gar
nicht erzählt. Sie ist gar nicht schwanger. Sie hat im Vollrausch zugegeben,
dass sie dich damit erpressen wollte, bei ihr zu bleiben. Allerdings muss sie
das noch einmal nüchtern vor dem Haftrichter wiederholen. Sie wird wohl um eine
psychatrische Einweisung nicht herumkommen. Das war auch wohl der Grund, warum
sie deine Lisa Seiler aus dem Weg räumen wollte.“
„Bitte, Peter. Es ist nicht meine Lisa!
Leider, und nach diesen ganzen Ereignissen wird sie es sicher auch nicht mehr
werden.“
„Soviel ich weiß, sind alle Informationen
von ihr ferngehalten worden. Es wäre wohl deine Aufgabe, es ihr zu erzählen.
Die Pressefritzen konnten gerade noch gebremst werden.“
„Ich weiß nicht. Ja, wahrscheinlich hast du
Recht. Ich muss das alles für mich im Vorfeld verarbeiten!“
„Falls alle Stricke reißen, hast du
schließlich auch noch deine Maria!“
Das Taxi nach Hause teilten sie sich. Peter
nahm Ben und Toni zu sich mit nach Hause.
Ben wollte auf keinen Fall in dieser Nacht
allein sein und war froh, Freunde zu haben, die zu ihm standen. Und dass zu
einem Zeitpunkt, an dem es ihm so schlecht ging wie noch nie in seinem Leben.
Wie einsam mussten Menschen sein, die
niemanden hatten außer sich selbst.
Ben, Toni und Peter, ein Dreiergespann, das
sich schon aus der Grundschule kannte. Sie hatten alles gemeinsam ausprobiert
und durchgestanden. Gemeinsam stammten sie aus der ‚Generation Golf’ und
teilten alles miteinander. Wenn es sein musste, auch mal die Freundin. Sie
drehten sich ihre Zigaretten selber, frei nach dem Motto ‚Drum dreh Drum’. Sie
liebten Cola Baccardi, ihre Mädels Batida de Coco mit Kirschsaft. Nach kalten
Wintertagen am See gab es Lumumba und irgendwann die erste Tüte. Zunächst wurde
das Mofa frisiert, später der Scirocco aufgemotzt. Der Popperschnitt wurde
genauso mitgenommen, wie die bunte Lederkrawatte in der Disco.
Irgendwann war jedoch Schluss mit lustig.
Als erster wurde Ben in die harte Schule
des Erwachsenseins gedrängt, als er in die Fußstapfen seines Großvaters treten
musste.
Seine Freunde folgten bald darauf und
opferten ihren Individualismus dem Erwachsensein. Doch jedes Mal, wenn die drei
einen Abend gemeinsam verbrachten, konnten sie für eine Nacht wieder abtauchen
in ihre alten Träume und Sehnsüchte.
Keiner der drei konnte beziffern, wann ihre
Welt begonnen hatte, sich immer schneller zu drehen.
Konnte es sein, dass von den Träumen der
Vergangenheit nur geplatzte Seifenblasen übrig waren?
„Wir sollten versuchen, wenigstens einen
Traum zu verwirklichen!“, beschloss Peter weit nach Mitternacht.
"Der einzige gemeinsame Traum, den wir
drei hatten, war unsere Weltumsegelung. Wisst ihr noch?“
„Ja!“, riefen sie alle aus einem Mund und
ließen die Gläser klirren.
Bald danach kehrte Ruhe in Peters kleiner Maisonettewohnung
auf dem Kalvarienberg ein.
Die Lichter der kleinen Stadt waren längst
erloschen.
Nur das Mondlicht spiegelte sich in der
Isar.
Zur selben Zeit stand in München-Haar, in
der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie, Carla Benedetti am vergitterten
Fenster und starrte in den Mond.
Dunkle Wolken schoben sich vor den hellen
Himmelskörper.
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