Alles auf Anfang! (German Edition)
Heine empfing ihn völlig aufgelöst und
wie wild mit den Armen gestikulierend.
„Herr von Lichtenfels! Guten Morgen! Bitte,
haben sie einen Moment Zeit?“
„Guten Morgen, Herr Heine. Was ist denn mit
Ihnen los? Ist etwas passiert?“
„Ja, etwas ganz Fürchterliches. Stellen sie
sich nur vor, Frau Seiler ist hier im Haus brutal zusammengeschlagen und im
Kopierraum eingesperrt worden. Sie war ohnmächtig, als ich sie fand. Der Mund
und die Arme verklebt. Ich habe sie ins Krankenhaus begleitet. Mein Gott, wer
tut denn so etwas?“
„Haben sie die Polizei verständigt?“
„Nein, aber ich weiß nicht. Machen das
nicht die Ärzte? Es ist schon Polizei im Haus. Die Herren warten oben in ihrem
Büro!“
„Wo liegt sie?“
„Im Schwabinger Krankenhaus!“
„Ich fahre gleich zu ihr, sobald ich mir
oben einen Überblick verschafft habe!“
Er klopfte Herrn Heine aufmunternd auf die
Schulter.
„Alles wird gut! Glauben sie mir. Sie waren
wohl ihr Schutzengel, Herr Heine!“
Der liebenswürdige, ältere Herr nickte nur
stumm und setzte sich wieder hinter sein Glashäuschen.
Ben von Lichtenfels nahm das Treppenhaus.
Er hatte keine Geduld, auf den Fahrstuhl zu warten.
Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er in
sein Büro.
„Guten Morgen, Frau Santorius!“
„Es warten schon zwei Beamte von der
Kriminalpolizei auf Sie!“
„Ich weiß, die arme Frau Seiler. Ich kläre
das und fahre dann zu ihr ins Krankenhaus. Canceln Sie alle Termine für heute
morgen!“
Frau Santorius wollte noch etwas antworten,
aber Ben von Lichtenfels hatte schon die Tür zu seinem Büro geschlossen.
Die beiden Beamten kamen auf ihn zu und
zeigten ihre Dienstausweise.
„Herr Ben von Lichtenfels?“
„Ja, der bin ich. Das ist gut, dass sie der
Sache so schnell auf den Grund gehen. Die arme Frau hat wirklich Schlimmes
erlebt!“
Die beiden Polizisten schauten sich fragend
an.
„Das kann man wohl sagen!“
„Bitte meine Herren, setzen wir uns doch.
Kaffee?“
„Nein, danke“, kam es wie im Chor zurück.
„Herr von Lichtenfels, ich glaube sie
unterschätzen die Situation. Uns liegt eine Anzeige wegen versuchter
Vergewaltigung vor.“
„Was? Frau Seiler ist vergewaltigt worden?
Hier in unserem Haus?“
„Frau Seiler?“
„Wegen wem sind sie den sonst hier?“
„Wegen Ihnen; Herr von Lichtenfels!
Sie sollen gestern Abend in ihrem Haus
Geschlechtsverkehr mit einer Carla Benedetti gegen ihren Willen gehabt haben!
Sie steht unter Schock und befindet sich in ärztlicher Behandlung im
Starnberger Krankenhaus. Die üblichen Untersuchungen sind in die Wege geleitet
worden. Sie ist wirklich übel zugerichtet worden.“
„Ja, ich habe mit Carla Benedetti
geschlafen, gestern Abend in meinem Haus. Aber nicht gegen ihren Willen!!!“
„Bitte, kommen sie mit auf das Präsidium.
Von dort können sie sich mit ihrem Anwalt in Verbindung setzen.“
„Das ist doch alles nur ein böser Traum!“
Ben von Lichtenfels verließ mit den beiden
Beamten das Gebäude.
Er hatte Frau Santorius gebeten, sich um
Frau Seiler zu kümmern.
Lisa lag im Schwabinger Krankenhaus und
konnte sich kaum an die Vorfälle des gestrigen Tages erinnern. Ihr Fieber war
immer noch sehr hoch und ihr Gesamtzustand sehr elend.
Die Ärzte hatten zu der Virusgrippe eine
Gehirnerschütterung diagnostiziert. Die Platzwunde am Kopf wurde genäht. Sie
lag am Tropf und fiel von einem Schlaf in den nächsten.
Als es an der Tür klopfte, reagierte sie
nicht.
Frau Santorius wollte sie besuchen. Da sie
Lisa aber nicht stören wollte, stellte sie den mitgebrachten Blumenstrauß mit
der Genesungskarte an ihr Bett und verließ leise das Zimmer.
Eigentlich war sie ganz froh, dass sie
nicht Konversation treiben musste. Sie verstand die Welt nicht mehr. Die
Ereignisse überschlugen sich und alles drehte sich nur noch um drei Personen.
Lisa Seiler, Carla Benedetti und Ben von Lichtenfels in der Mitte.
Ob es da einen Zusammenhang gab?
In der Bank ging alles drunter und drüber.
Ständig klingelte das Telefon und die Presse hatte auch schon Wind von der
Sache bekommen.
Frau Santorius war nervlich sehr angespannt
und ging zunehmend unfreundlicher ans Telefon.
Es klingelte erneut.
„Santorius, Apparat von Lichtenfels!“
bellte sie in den Hörer.
„Fuchs noch einmal! Ich hatte doch gestern
gebeten, dass Herr von Lichtenfels mit anruft! Es ist wirklich dringend!“
Frau Santorius überkam ein Gefühl der
Dankbarkeit. Endlich eine nahestehende
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