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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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Sicherheit und Ordnung gefährdet, begeht eine Straftat.«
    Er wartet auf eine Antwort. Es kommt keine Antwort.
    »Ich sage es noch einmal«, sagt der Steward. »Und zwar zum letzten Mal. Sie werden jetzt mit uns nach hinten gehen. Andernfalls informieren wir den Flughafen und veranlassen, dass Sie nach der Landung von Polizeibeamten erwartet werden. Ist das klar? Sir, haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Er ist krank«, flüstert die Stewardess. Sie legt die Hand auf meine Schulter. »Bitte, Sir. Wir kümmern uns darum, dass Sie sich säubern können und trockene Sachen bekommen.«
    »Ich muss hier raus«, sagt die Frau auf dem Fensterplatz. »Das ist doch nicht zum Aushalten. Mir wird gleich selber schlecht.«
    »Hol Jimmy«, sagt der Steward zu der Stewardess. »Wir müssen den Mann hier wegschaffen.«
    Ich möchte, dass sie es verstehen. Ich möchte ihnen erklären, was passiert ist. Wenn ich sein Foto aus der Brieftasche ziehen würde, damit sie sein Lächeln sehen können oder wie er beim Lachen den Kopf zurückwarf, würde das
etwas bewirken? Würden sie nicken und sich auf die Lippen beißen, aus Solidarität meine Schulter drücken? Oder würden sie mich anfauchen?
     
     
     
    2 Er hieß nicht Hector, aber ich werde ihn so nennen. Ich lernte ihn in einem Penthouse hoch über den Straßen der Stadt kennen. Der Mann, dem das Apartment gehörte, ein berühmter Fotograf, dessen Aufnahmen von hübschen jungen Männern und Frauen sieben Stockwerke über dem Times Square hingen, hatte mich am Nachmittag angerufen und mich zu der Party eingeladen. Ich vermutete, dass ich einen glamouröseren Gast ersetzen sollte, der in letzter Minute abgesagt hatte.
    »Bring einen Rasierer mit«, wies mich der Fotograf an. »Für alles andere sorge ich.«
    Ein Bediensteter, der für den Abend engagiert worden war, öffnete mir die Tür und half mir aus meinem Regenmantel. Diesen Job hatte ich auch schon; ich habe auf den Partys reicher Leute bedient, ihnen Getränke eingeschenkt und ihr Geschirr abgeräumt. Ich hätte es ihm beinahe gesagt, aber ich sah ein, dass diese nett gemeinte Geste schlicht als gönnerhaft verstanden worden wäre - Auch ich habe früher niedrige Arbeiten verrichtet. Und schau, wie weit ich es gebracht habe!
    Der Salon war leer. Ich geriet einen Moment lang in Panik, das altbekannte Gefühl aus Schülertagen, hatte den Verdacht, dass die ganze Party nur eine Finte war. Wir locken Alexander mit Versprechungen hierher, lassen ihn in dem
Glauben, er dürfe mit den beliebtesten Kids aus der Klasse spielen, während die richtige Party ganz woanders tobt, die Feiernden sich diebisch freuen, wenn sie sich meine Bestürzung vorstellen. Doch hinter einem weiß gedeckten Tisch, auf dem Flaschen mit alkoholischen Getränken aufgereiht waren, stand ein blasses Mädchen, das einen Smoking trug.
    Ich ließ mir ein Glas Wodka geben und schaute mich im Zimmer um. An den Wänden hingen die berühmten Objekte des Fotografen, hinter Glas und gerahmt, lächelten ihr berühmtes Lächeln. Ich nippte an meinem Wodka und studierte ihre Posen. Stars, allesamt, aber sie konnten nicht mit der Aussicht konkurrieren, alles unscharf und geisterhaft im Regen, Scheinwerfer und Rücklichter, die über die Avenues strömten, ferne Brücken, die schimmerten wie Perlen für Godzilla - meine nächtliche Stadt.
    Ich dachte, dass ich nichts lieber betrachten würde als diesen Blick durch die vom Regen triefenden Scheiben, aber da irrte ich mich.
    »Bist du Alexander?«
    Ich drehte mich um. Ein nackter Mann, noch nass von der Dusche, in der Hand ein zusammengerolltes Handtuch, stand auf dem silbernen Teppichboden. Ich sah zu dem Mädchen hinter der Bar, doch sie gab vor, mit einem Korkenzieher beschäftigt zu sein.
    »Ja«, sagte ich. Ich blickte hinunter auf meine Überschuhe, meine olivgrüne Breitcordhose, meinen schwarzen Kaschmirrollkragenpulli. »Ich bin anscheinend overdressed.«
    Er nickte, halb lächelnd. Er hatte den vollkommensten Körper, den ich je gesehen hatte. Das Wasser wollte einfach
nicht von seiner Haut herunterlaufen - es blieb in Perlen an ihm hängen wie Tropfen auf einem frisch gewachsten Wagen.
    »Wir haben schon auf dich gewartet. Komm mit, folge mir.«
    Darum bin ich in diese Stadt gekommen, dachte ich. Damit wunderschöne nackte Männer zu mir sagen: Wir haben schon auf dich gewartet. Komm mit, folge mir. Wohin du willst, mein Freund, dachte ich bei mir und trank meinen Wodka aus.
    Der Raum, den wir betraten,

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