Alles auf eine Karte
nervös erlebt. Wir kamen vor Kristina an, und er zitterte förmlich vor Aufregung.
Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Beruhige dich, Kent Tanner. Du wirst sehen, Kristina ist total bodenständig und sehr sympathisch, genau wie Shane bei der Super Show, weißt du noch?«
»Ja, das weiß ich noch, aber das war Shane. Shane ist ein Mann. Ein M-A-N-N . Zu dem habe ich mich nicht körperlich hingezogen gefühlt. Aber Kristina …«
»Kent!« Ich boxte ihn in die Schulter. »Du, mein Freund, bist ein glücklich verheirateter Mann. Du hast zwei hyperaktive Kinder, die sich in einer Tour bekleckern und ununterbrochen herumschreien, so dass dir null Zeit für dich selbst bleibt. Das alles würdest du doch niemals aufgeben, oder? Schon gar nicht für eine schwerreiche, umwerfend gut aussehende Frau, die nicht nur Kinderärztin ist, sondern obendrein als Eiskunstläuferin bei den olympischen Spielen eine Medaille gewonnen hat.«
Er nahm einen Schluck Bier und spähte über meine Schulter. »Wann wollte sie hier sein?«
Ich sah auf die Uhr. Es war fast neun, und das Lokal war proppenvoll. Die Knicks spielten in Florida gegen Miami Heat, aber wegen der Zuschauer im Westen des Landes begann das Spiel erst um Viertel nach neun New Yorker Zeit.
»Sie taucht bestimmt gleich auf. Entspann dich, Tiger.« Ich erhob mich, um für kleine Mädchen zu gehen.
Er hob sein leeres Glas. »Vergiss nicht, dass ich mir Mut antrinken muss und bring mir auf dem Rückweg noch etwas mit, ja?«
Kristina erschien um einundzwanzig Uhr vierzehn und sah wieder einmal umwerfend attraktiv aus. Sie kam geradewegs aus dem Krankenhaus und zog zahlreiche bewundernde Blicke auf sich, als sie sich zu uns durchkämpfte und an unserem Tisch Platz nahm.
»Hi, Kristina! Alles klar?« Ich beugte mich über den Tisch und umarmte sie. Es war über vier Monate her, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. »Du siehst toll aus, wie immer.«
»Du aber auch, Waverly. Schön, dich zu sehen.« Dann streckte sie Kent die Hand hin. »Hallo, Sie müssen Kent sein.«
»Äh, hi. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Kent schüttelte ihr die Hand, lächelte verhalten und wandte sich sogleich wieder dem Großbildfernseher zu. Typisch Mann , dachte ich und schüttelte grinsend den Kopf. Er ist total hin und weg, aber er tut, als wäre er null interessiert.
»Was gibt es denn da zu schmunzeln?«, erkundigte sich Kristina, während sie ihren Mantel auszog. Darunter trug sie Jeans und ein schickes schwarzes Top, ärmellos und eng anliegend.
»Erzähle ich dir später.« Ich steckte mir ein paar Salzbrezeln in den Mund. »Was möchtest du trinken? Wir sollten uns eine Speisekarte organisieren, ich habe einen Mordshunger.«
Nachdem wir bestellt hatten, ergriff Kristina meine Hand. »Na, wie war deine Promotion-Tour? Ich will alles wissen. Alles, alles, alles.«
Kent und ich sahen uns an. »Willst du oder soll ich?«, fragte ich.
»Ladies first.«
Ich räusperte mich. »Also, ich möchte ja nicht eingebildet klingen, aber die Promo-Tour war ein voller Erfolg.«
Kristina lächelte. »Ach, ja?«
»Ja, absolut.« Kent nickte.
»Was waren noch gleich die häufigsten Reaktionen? Einzigartig … umwerfend komisch … höchste Zeit … darauf haben Singlefrauen gewartet … habe ich etwas ausgelassen?«, fragte ich Kent.
»Nicht zu vergessen treffen den Nerv der Zeit . Der Kommentar hängt mir ehrlich gesagt schon total zum Hals raus«, sagte er.
Ich lachte. »Ah, ja, das haben wir in der Tat häufig gehört.«
Kristina drückte meine Hand. »Das freut mich riesig für dich, Waverly. Sieht ganz danach aus, als stünde dir eine große Zukunft im Grußkartenbusiness bevor.«
»Ja, nicht zu fassen, oder?«
»Und, wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie.
»Nun, in ein paar Wochen läuft die Werbekampagne an, und die offizielle Markteinführung ist für Ende Juli geplant. Bis dahin sollten die Anzeigen, die wir schalten werden – auch im Internet, übrigens –, Früchte getragen haben.«
»Wow. So bald schon!«
Ich nickte. »Ja, es geht alles unheimlich schnell. Und nach dem Feedback zu urteilen, das wir diese Woche auf der Promo-Tour bekommen haben, kann man davon ausgehen, dass die Waverly Brysons dieser Welt demnächst zu Tausenden Schlange stehen werden, um meine Karten zu kaufen.«
»Tausende Waverly Brysons? Gott steh uns bei«, sagte Kent.
*
Die Knicks gewannen das Spiel mit einhundertacht zu einhundertfünf Punkten, und dreißig Punkte gingen auf Shanes Konto.
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