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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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Antworten wäre selbst das Grunzen eines Höhlenmenschen ein Musterbeispiel an Eloquenz gewesen.
    Emily lächelte. »Also, Waverly, Sie werden das Gesicht unserer Süße-Grüße-Werbekampagne. Was halten Sie davon?«
    Ich war froh, dass ich saß, denn mir schwindelte. Ich nahm einen Schluck Kaffee und musterte meine Gesprächspartner. Ich als Werbeträger? Wenn die wüssten, dass ich vor einer halben Stunde draußen in der Damentoilette mit meinem runtergesetzten Blazer den Boden gewischt hatte! Gar nicht hip.
    »Eine Werbekampagne?«, wiederholte ich.
    »Richtig«, sagte Dean, der Vertriebsleiter. »Wir denken da an Anzeigen, Plakate und eine Promotion-Tour. Zeitschriften, Fernsehen, Radio, Online-Communitys, Blogs, die ganze Palette. Vielleicht können Sie uns diesbezüglich ja einige Anregungen liefern.«
    Anzeigen?
    Plakate?
    Promotion-Tour?
    »Waverly? Ist alles in Ordnung?«
    Hoppla. Ich hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt. Die vier starrten mich an.
    »Können wir Ihnen noch irgendetwas bringen?«, fragte Dean.
    »Nein, nein, es geht mir gut.« Ich blinzelte noch ein paarmal und lächelte dann. »Bestens.«
    Wie es aussah, hatte ich mit meinem Outfit ins Schwarze getroffen.
    *
    Als ich das Verlagsgebäude verließ, war ich wie betäubt. Wenn ich das Angebot, das man mir gerade unterbreitet hatte, annahm, würde sich mein Leben schon bald von Grund auf ändern. Ich hatte das Gefühl, als stünde ich auf einem Skateboard, und ich bin bekanntlich nicht gerade die Meisterin der Balance. War ich bereit für das, was da auf mich zukam? Und was war mit meinem Job? Was sollte ich Jess und Kent und Davey sagen? Emily hatte mir versichert, dass man bei der Planung der Termine für Fotoshootings, Interviews et cetera natürlich Rücksicht auf meine Arbeitszeiten nehmen würde, aber ich wusste ja, wie viel Zeit eine professionelle Werbekampagne in Anspruch nahm. Vermutlich würde ich mir eine Weile freinehmen müssen, um … nun ja, das zu tun, was meine Klienten normalerweise so taten.
    Moment mal.
    Konnte ich nicht mein eigener Kunde sein? Und Smithers Publishing dazu bringen, dass man K.A. Marketing beauftragte, die PR für meine Karten zu übernehmen?
    Warum eigentlich nicht? Wir machten Werbung für Tennisbälle und Hockeyschläger, warum also nicht auch für Grußkarten? Und wenn ich einen neuen Großkunden an Land zog, war das vielleicht genau das Richtige, um meine Karriere in Schwung zu bringen.
    *
    Von da an überschlugen sich die Ereignisse. Bei Smithers Publishing wurde nicht lange gefackelt, und ehe ich wusste, wie mir geschah, musste ich Illustrationen aussuchen und Schriftarten und Farben absegnen. Schon bald sah ich der landesweiten Markteinführung dessen entgegen, was kürzlich noch ein heimliches Word-Dokument auf meinem PC gewesen war. Emily Walton hatte tatsächlich zugestimmt, K.A. Marketing den PR -Auftrag für meine Karten zu erteilen, wodurch ich quasi über Nacht mein eigener nerviger Kunde geworden war. Welche Ironie.
    »Die Werbekampagne wird einfach toll. Du wirst begeistert sein, Mackie«, schwärmte ich, als ich mit McKenna an einem Freitagmorgen im Juni in Richtung Marina Green spazierte.
    »Erzähl«, sagte sie.
    »Der Slogan lautet Hin und wieder brauchen wir alle etwas, das uns das Leben versüßt. Wir werden mehrere verschiedene Anzeigen schalten, in denen ich jeweils einer imaginären Freundin eine Frage stelle, und ihre Antwort lautet jedes Mal: Süße, besorg dir eine Süße-Grüße-Karte, dann findest du es heraus. «
    Sie lächelte mich an. »Super Idee.«
    Ich klatschte in die Hände. »Ja, ich bin auch total begeistert. Und so aufgeregt!«
    »Und, wie war der Fototermin?«, wollte sie wissen.
    Ich umklammerte ihren Arm. »Mann, das war vielleicht ein Theater! Ich habe im Laufe der Jahre ja schon Hunderte Fotoshootings unserer Kunden miterlebt, aber da habe ich immer bloß zugesehen und mich am Büfett bedient. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich, plötzlich selbst im Rampenlicht zu stehen.«
    »Bestimmt hat ständig jemand an dir rumgewerkelt, oder?«
    Ich nickte. »Genau. Visagisten, Stylisten, Fotografen, Kameraassistenten, dazu die Leute von der Werbeagentur und das Team von Smithers Publishing … Ich kam mir echt vor wie eine Diva aus einem dieser Promi-Specials auf MTV .«
    McKenna lachte. »Hast du darauf bestanden, dass man dir tausend weiße Lilien in die Garderobe stellt?«
    »Das nicht, aber ich habe fünfzig Literflaschen Evian zum Haarewaschen

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