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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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»Und?«
    »Und sie ist alles andere als zufrieden.«
    »Alles andere als zufrieden? Warum denn das? Sie hat doch noch gar keinen Einblick in unsere Arbeit.«
    Jess seufzte. »Sie ist offenbar der Ansicht, dass die PR -Aktion für die Süße-Grüße-Karten die Qualität unserer Arbeit für JAG beeinträchtigt.«
    Was?
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte ich. »Woher weiß sie überhaupt, dass wir die Promotion für die Süßen Grüße machen?«
    »Keine Ahnung.«
    Da steckte garantiert Mandy Edwards dahinter!
    Ich starrte aus dem Fenster. Blickte wieder zu Jess. »Was machen wir denn jetzt?«
    Er schwieg.
    »Jess?«
    »Ich fürchte, ich werde Sie aus dem Projekt abziehen müssen.«
    »Was? Das können Sie mir nicht antun, Jess!«
    »Tut mir leid, aber es muss sein.«
    Ich bohrte meine Fingernägel in die Oberschenkel. »Aber ich bin seit fast fünf Jahren für JAG zuständig. Ich kenne diese Firma in- und auswendig, wahrscheinlich sogar besser als die Leute bei JAG selbst. Und wir leisten hervorragende Arbeit, das wissen Sie so gut wie ich.«
    Er seufzte erneut. »Ja, das weiß ich. Aber der Kunde ist König, und ich muss mich seinen Wünschen fügen, so leid es mir tut.«
    Ich kämpfte mit den Tränen.
    »Das war’s dann also?«
    »Ja. Gabrielle hat sich unmissverständlich ausgedrückt.«
    »Können Sie denn gar nichts für mich tun?«
    »Leider nein.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«
    Er klopfte mit dem Stift auf die Tischplatte. »Sie konzentrieren sich vorläufig ganz auf die Einführung Ihrer Grußkarten, und sobald diesbezüglich etwas Ruhe eingekehrt ist, werde ich Sie wohl mit der PR für Birdie Golf betrauen.«
    »Was ist mit Kent und Nicole?«
    »Die bleiben im JAG -Team.«
    »Und wer übernimmt die Teamleitung?«
    Er musterte mich.
    Ich schloss die Augen. Öffnete sie ganz langsam wieder. »Sagen Sie nichts. Sie werden Mandy zu meiner Nachfolgerin ernennen, richtig?«
    Er nickte.
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf und versuchte krampfhaft, nicht völlig die Fassung zu verlieren. »Vielen Dank, Jess.« Damit erhob ich mich und ging hinaus.
    Ich schaffte es mit Mühe und Not in mein Büro, ehe ich in Tränen ausbrach.
    Ich starrte aus dem Fenster, betrachtete den Ausblick, den ich so liebte, und fragte mich, wie es kam, dass alles derart aus dem Ruder gelaufen war. Hatte Aaron Recht gehabt – hatte ich meinen Job von Anfang an gehasst? Hatte ich mich auch im Job wie ein Chamäleon verhalten? Oder wehte in der Agentur inzwischen bloß ein schärferer Wind?
    *
    Nach Feierabend beschloss ich zum allerersten Mal, den Nachhauseweg zu Fuß zurückzulegen. Ich brauchte Zeit, um den Tag zu verdauen, und in einem überfüllten Bus war daran nicht zu denken.
    Ich nahm den steilen Anstieg der California Street in Angriff, den Blick starr auf den Bürgersteig vor mir gerichtet. Jess hatte mich tatsächlich aus dem JAG -Team geworfen. Nach fünf Jahren. Und ausgerechnet Mandy Edwards sollte mich ersetzen. Ich hatte mich für JAG wirklich ins Zeug gelegt, und das tat ich immer noch. Gabrielle Simone konnte behaupten, was sie wollte, ich sah das anders. Hm. Oder vielleicht doch nicht?
    Seufz.
    Und was nun? Warum hatte Davey auch unbedingt kündigen müssen? Ohne ihn war nichts mehr wie zuvor. Und dann noch Mandy Edwards, die meine Abteilung infiltriert hatte und sich ständig mit ihren Heldentaten für Adina Energy brüstete … und jetzt bekam sie auch noch JAG zugeteilt! Wie lange sollte ich mir das eigentlich noch bieten lassen?
    Stöhn.
    Schwer atmend legte ich das letzte, steilste Stück der California Street zurück. Ich sollte öfter zu Fuß nach Hause gehen. Wer braucht schon ein Fitnessstudio, wenn er die California Street hat?
    An der Powell Street angekommen, blieb ich stehen und beobachtete, wie ein Cable Car voller Touristen an Chinatown vorbei in Richtung Ghirardelli Square rollte. Natürlich sorgte die hiesige Version des Hochsommers dafür, dass sie alle froren wie die Schneider, aber es schien, als würden sie sich trotzdem riesig darüber freuen, in San Francisco zu sein.
    Ich ließ den Blick durch die California Street bis hinunter zum Bankenviertel wandern, das von hektischer Betriebsamkeit erfüllt war. Zwischen seinen hohen Gebäuden konnte ich die Silhouette der Bay Bridge ausmachen, die die Skyline umrahmte. Die Bay Bridge ist die kaum beachtete Stiefschwester der Golden Gate, aber aus der richtigen Perspektive betrachtet, ist auch sie eine richtige Schönheit.
    Ich stemmte die

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