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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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werde mich als Spiderman verkleiden. Die Einladungen gehen morgen raus.«
    Eine Superhelden-Party?
    »Äh, da muss ich erst meinen Kalender konsultieren«, sagte ich.
    Vielleicht konnten Brad Cantor und ich ja tatsächlich Freunde werden.
    Vielleicht aber auch nicht.
    *
    An diesem Abend gab ich mir einen Ruck und griff zum Telefon. Es gab da etwas, das ich dringend regeln musste.
    »Hallo?«
    »Tag, Dad, ich bin’s.«
    »Waverly?«
    »Hast du sonst noch Kinder?«
    Er lachte. »Das ist ja eine Überraschung.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Was gibt’s, Kleines?«
    »Ähm … Wie sieht es aus, könnten wir uns diese Woche mal zum Abendessen treffen? Ich würde gern etwas mit dir besprechen.«
    »Essen gehen? Du willst mit mir essen gehen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Okay. Gern.« Er klang ziemlich verblüfft.
    Schon am nächsten Abend trafen wir uns in einer Filiale von Olive Garden auf halber Strecke zwischen San Francisco und Sacramento. Normalerweise mache ich um Restaurantketten einen großen Bogen, aber das war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für Gourmet-Attitüden. Außerdem hatte ich einen Riesenhunger und stürzte mich auf meinen All-you-can-eat-Salat.
    Mein Dad knusperte an einer Grissini-Stange herum. »Also, was hast du auf dem Herzen?«
    Ich faltete die Hände im Schoß und senkte den Blick. »Ich muss dir unbedingt etwas sagen.«
    »Hat es mit meinem neuen Job zu tun? Denn wie gesagt, die Vitamine …«
    »Nein, das ist es nicht. Es geht um etwas anderes. Etwas, das ich dir schon längst sagen hätte sollen.«
    Er hob die Augenbrauen.
    »Es geht um Aaron.«
    »Aaron?«
    »Ja. Genauer gesagt, um unsere Hochzeit.«
    Ich verfolgte, wie er sich eine weitere Grissini-Stange nahm, und biss mir auf die Innenseite der Wange. Im Nachhinein war es mir schleierhaft, wie ich meinen Vater in einer so wichtigen Angelegenheit hatte anlügen können.
    »Also, ich … nicht ich habe damals die Hochzeit platzenlassen.«
    »Was?« Mein Vater legte seine Grissini-Stange ab.
    »Aaron hat die Hochzeit abgeblasen«, sagte ich.
    » Aaron hat die Hochzeit abgeblasen?«, wiederholte er.
    Ich nickte.
    »Und warum?«
    »Weil … weil er mich nicht geliebt hat.« Ich starrte die Wand hinter ihm an, während ich es sagte.
    Er räusperte sich.
    »Warum hast du mir das denn nie erzählt?«
    Ich sah ihn an und erwiderte mit zitternder Stimme: »Weil ich Angst hatte, du könntest Hab ich’s dir nicht gesagt? sagen.«
    »Wie kommst du denn darauf? Warum sollte ich das sagen?«
    »Na, ich … ich dachte … ich dachte immer, du wärst der Meinung, dass er eine Nummer zu groß für mich ist.«
    Er nahm die Brille ab und putzte sie mit einem Hemdzipfel.
    »Das hast du gedacht?«, fragte er und betrachtete seine Brille.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht genau … vielleicht … ich … ich hatte einfach immer das Gefühl, dass ich in deinen Augen nicht gut genug für ihn bin.«
    Er setzte sich in Zeitlupe die Brille wieder auf und starrte mich an.
    Ich wollte, dass er ein empörtes Wie kannst du mir so etwas unterstellen? Wie kannst du so etwas überhaupt denken? hervorstieß. Ich wollte, dass er mir sagte, wie sehr er mich liebte, dass er stolz darauf war, was aus mir geworden war, obwohl es für ihn nicht einfach gewesen war, mich großzuziehen. Ich hätte ihn gern gefragt, warum ich diese Worte nie aus seinem Mund gehört hatte, warum ich insgeheim immer noch daran zweifelte, dass ich es wert war, geliebt zu werden.
    Aber er sagte nichts dergleichen. Er schwieg.
    »Dad?«
    »Das ist doch Unsinn«, brummte er schließlich in die Speisekarte. »Also, wie sieht es aus, bestellen wir uns einen Nachtisch?«
    Ich seufzte und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
    Ich sah ihn an, doch er hielt den Blick starr auf die Dessertkarte gerichtet.
    Dann fiel mir wieder ein, was seine Nachbarin gesagt hatte, als ich ihn an seinem Geburtstag sehen wollte und er ins Casino gefahren war. Er redet von nichts anderem als von dir und deinem tollen Job in San Francisco.
    Vielleicht hatte er all diese Dinge ja über mich gesagt, statt sie zu mir zu sagen. Genau wie ich mit meinen Freundinnen über Aaron geredet hatte, statt mit ihm zu reden.
    Wieder betrachtete ich meinen Vater. Wahrscheinlich tat er wirklich sein Bestes. Baseball, das war sein Leben gewesen, seine Zukunft, und jetzt versuchte er einfach, sich mit dem durchzuschlagen, was ihm geblieben war. Er war nun einmal, wer er war, und es war an der Zeit, dass ich das

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