Alles auf eine Karte
Telefoninterviews mit Radiosendern in Florida, New York und Los Angeles an, des Weiteren mit dem Boston Globe , der Chicago Tribune und dem Philadelphia Inquirer . Wir planen außerdem eine zweite Reise nach New York, um Termine mit ein paar Boulevardzeitschriften zu vereinbaren, die beim letzten Mal noch zurückhaltend reagiert haben, inzwischen aber Interesse signalisieren. Und wir haben Interviews mit den Betreibern mehrerer angesagter Webseiten und Blogs organisiert. Die Leute von Smithers Publishing sind mit unserer Arbeit sehr zufrieden.«
»Hervorragend«, sagte Jess.
Kent rieb sich die Hände. »Den einzigen Grund zur Klage bereitet uns die Künstlerin selbst, sprich, die Urheberin der Kartentexte, Miss Waverly Bryson. Sie ist nämlich unter uns gesagt ganz schön kapriziös und geht uns bei der Arbeit ziemlich auf die Nerven. Besteht eventuell eine Möglichkeit, ihre Mitwirkung an diesem Projekt zu reduzieren?«
»Dem kann ich nur zustimmen«, schaltete sich Nicole ein. »Miss Bryson ist der reinste Kontrollfreak.«
Kent nickte. »Ein richtiger Alptraum.«
Ich rümpfte die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust. »Haha, sehr witzig. Seid vorsichtig, meine Lieben, sonst sucht sich Smithers womöglich eine neue PR -Agentur.«
Kent legte mir einen Arm um die Schulter und tätschelte mich. »Ruhig, Brauner, ganz ruhig …«
»Übrigens, ich habe auch noch eine Neuigkeit, was die Grußkarten angeht«, verkündete Jess.
Ich setzte mich aufrecht hin. Eine Neuigkeit? Was denn für eine Neuigkeit? Meine Lust auf weitere Neuigkeiten hielt sich in Grenzen.
»Vorhin habe ich einen Anruf von der Zeitschrift People erhalten«, fuhr Jess fort.
»Und?«, fragten wir alle wie aus einem Munde und beugten uns gespannt nach vorn. People ist der heilige Gral der Publizistik. Wenn in diesem Magazin ein Produkt auch nur in zwei Zeilen genannt wird, kann das dafür sorgen, dass die Verkaufszahlen die Schallmauer durchbrechen. Das Resultat ist fast mit der Wirkung einer Erwähnung bei Oprah! vergleichbar.
Jess lächelte mich an. » People will in der diesjährigen Spezialausgabe 50 Most Beautiful People einen Beitrag über Waverly bringen.«
Das Gejohle und Gejubel, das nun ausbrach, registrierte ich kaum. Ich saß da wie vom Donner gerührt.
»Äh … was?«, stammelte ich.
»Sie haben richtig gehört, Waverly«, sagte Jess. »Offenbar hat in letzter Minute ein Kandidat abgesagt, und dann ist einem der Redakteure die Anzeige mit Ihrem hübschen Gesicht aufgefallen, und er ist zu dem Schluss gekommen, dass Sie ein toller Ersatz wären. Man will sich noch diese Woche mit Ihnen in Verbindung setzen, um einen Termin für das Fotoshooting zu vereinbaren. Vorausgesetzt, Sie sind einverstanden.«
Ich sollte mich also in die Riege der fünfzig schönsten und erfolgreichsten Menschen dieser Welt einreihen? Puh, wenn das mal nicht gleich ein paar Nummern zu groß für mich war!
»Oh Gott, oh Gott!« Nicole sprang auf und hopste begeistert auf und ab. »Ist das aufregend! Darf ich beim Fototermin dabei sein? Darf ich? Darf ich? Bütte, bütte, bütte!«
Kent fasste sich mit beiden Händen ans Herz und tat, als würde er vor Rührung schluchzen. »Unsere kleine Waverly! Sie ist erwachsen geworden! Hat mal jemand ein Taschentuch für mich?«
Mandy Edwards setzte ihr Misswahl-Lächeln auf. »Meinen Glückwunsch, Waverly. Das ist ja toll.«
»Es ist wirklich fantastisch«, pflichtete Jess ihr bei. »Die Geschäftsleitung wird hocherfreut sein.«
Ich lehnte mich benommen auf meinem Stuhl zurück. Das war doch verrückt. Ich in einer Spezialausgabe der Zeitschrift People ? Neben Stars wie Scarlett Johansson und Keira Knightley?
Ich konnte nur hoffen, dass die dort gute Visagisten hatten. Verdammt gute Visagisten.
Du möchtest mal wieder etwas Neues ausprobieren?
Nur zu, Süße – solange du dich dafür nicht im Bikini vor einer Webcam räkeln musst …
KAPITEL 19
Ich weiß noch gut, wie ich in den drei Monaten vor meinem zehnjährigen Klassentreffen jeden Abend nach der Arbeit ins Fitnessstudio gepilgert bin. Keine Schokolade, keine Kekse, keine Mohn-Muffins, und der halbherzige Versuch, meinen Snickers-Konsum einzuschränken. Und all das, um an einem einzigen Abend eine gute Figur vor ein paar Leuten zu machen, die ich erst in zehn Jahren wiedersehen würde, wenn überhaupt.
Ich kann nicht behaupten, dass meine Crashkur damals von Erfolg gekrönt gewesen wäre, aber ich hatte zumindest versucht, abzunehmen.
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