Alles auf eine Karte
hat.«
McKenna legte mir einen Arm um die Schultern. »Beruhige dich. Vielleicht erzählt er es ihr ja gar nicht.«
»Und wenn schon – was kümmert es dich, was er ihr erzählt, wenn sie dich ohnehin hasst?«, fügte Andie hinzu.
Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. »Nicht zu fassen, was ich da wieder angerichtet habe! Ich mit meiner großen Klappe.«
Da klingelte Andies Handy. »Hallo? Ach, hi … Okay … okay … Ja, verstehe … Okay … Bin schon unterwegs. Ciao!« Sie legte auf und pfefferte das Telefon in ihre Handtasche.
»Wer war das?«, wollte McKenna wissen.
Andie grinste und erhob sich. »Mein Gelegenheitslover.«
Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und lachte. »Und das nach diesem ganzen Gejammer, wie schwer es doch ist, einen anständigen Mann zu finden?«
Sie ließ erneut eine Kaugummiblase zerplatzen. »Wer hat denn was von anständig gesagt? Ich muss los. Tschüss, ihr Süßen. Waverly, halt die Ohren steif!«
McKenna stand ebenfalls auf. »Für mich wird es auch langsam Zeit, ich habe nämlich leider morgen früh gleich um sieben eine Telefonkonferenz. Die Leute in unserer Zweigstelle an der Ostküste haben überhaupt keinen Anstand.«
»Ich komme mit.« Ich sprang auf, wobei ich Darren und seinem Kumpel tunlichst den Rücken zukehrte. »Ich will bloß noch hier raus.«
»Vielleicht solltest du morgen einen auf krank machen«, sagte Andie.
Ich leerte mein Glas und stellte es auf den Tresen. »Du sagst es. Obwohl, nach dieser Vorstellung kann ich eigentlich auch gleich einen auf tot machen.«
*
Ein paar Tage vergingen. Am Montagabend ging ich direkt nach der Arbeit mit McKenna zum Yoga. Als wir nach dem Kurs das Studio verließen, blieb ich plötzlich wie angewurzelt stehen und schlug mir mit der Hand an die Stirn.
»Mist, ich habe meine Handtasche im Büro liegen lassen«, stöhnte ich. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Ich hatte mich die ganze Stunde lang über den Typen neben mir geärgert, der in einer Tour gekeucht und gegrunzt hatte, so dass ich irgendwann ernsthaft in Versuchung geraten war, ihm eins überzuziehen. Als er gegen Ende bei der Entspannungsübung auch noch zu schnarchen begann, wäre ich beinahe ausgeflippt. Die Tiefenentspannung am Schluss ist der wichtigste Grund, warum ich überhaupt Yoga mache.
»Brauchst du die denn so dringend?«, fragte McKenna. »Du gehst doch morgen wieder hin.«
»Schon, aber da ist mein Schlüsselbund drin.«
Sie tätschelte mir den Kopf. »Siehst du, genau deswegen predige ich seit Jahren, dass du mal einen Ersatzschlüssel bei mir deponieren sollst.«
Ich sah sie an und streckte ihr die Hand hin. »Gestatten, ich bin Waverly Bryson, nicht irgendeine verantwortungsbewusste Erwachsene.«
»Okay, okay, gehen wir.«
»Es wird nicht lange dauern. Der Mann vom Sicherheitsdienst kennt mich, er wird uns hereinlassen.«
Keine fünf Minuten später marschierten wir durch die verlassenen Korridore von K.A. Marketing. Die schummrig beleuchteten Notausgangsschilder stellten die einzige Lichtquelle dar. Nur in der Küche brannte wie immer, und aus mir unerklärlichen Gründen, Licht.
»Unheimlich hier«, murmelte McKenna. »Ich gehe in die Küche und hole mir ein Glas Wasser. Treffen wir uns dann am Aufzug?«
»Ist gut. Ich bin gleich wieder da.« Ich ging durch den langen Korridor zu meinem Büro, schnappte mir meine Handtasche und wollte mich gerade auf den Weg zum Fahrstuhl machen, als ich glaubte, jemanden schluchzen zu hören. Ich hielt einen Moment inne.
Schluchzen?
Dann fiel mir auf, dass im gegenüberliegenden Korridor ein einzelnes Büro erleuchtet war. Ich ging langsam darauf zu.
»Hallo? Ist da jemand?«, sagte ich.
Das Schluchzen verstummte. Ich hatte das betreffende Büro erreicht und linste hinein.
Mandy Edwards saß am Schreibtisch und wischte sich die tränennassen Wangen ab.
»Mandy, ist alles in Ordnung?«, fragte ich.
Sie schob sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und nickte. »Ja, es geht mir gut.«
»Bist du sicher?«
»Na ja … den Umständen entsprechend, schätze ich.«
Ich sah auf meine Hände und dann in ihre nassglänzenden grünen Augen.
»Was ist denn passiert?«, erkundigte ich mich.
Sie schniefte. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Wie meinst du das?«
Schweigen.
»Mandy?«
Sie barg das Gesicht in den Händen und begann erneut zu weinen. »Ich habe erfahren, dass mich Darren schon seit einer Weile betrügt.«
Ihre Worte
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