Alles auf eine Karte
einen Arm um die Schulter und drückte sie an mich. »Mach dir keine Sorgen, Mackie. Du schaffst das mit links.«
»Meinst du?«
Ich lachte. »Ja, das meine ich. Weißt du was? Ich genieße diesen Augenblick gerade sehr.«
»Was? Warum?«
»Weil es das erste und wohl auch einzige Mal in all den Jahren unserer Freundschaft ist, dass ich beruhigend auf dich einrede und nicht umgekehrt.«
Sie lachte ebenfalls. »Freut mich, dass dir meine Sorgen Genugtuung verschaffen.«
»Okay, ganz im Ernst, Mackie. Stell dir folgende Frage: Willst du mit Hunter zusammen sein?«
Sie nickte.
»Für immer?«
Sie nickte wieder.
»Bist du sicher?«
Sie überlegte ein paar Sekunden, dann lächelte sie. »Ja, ich bin sicher.«
»Dann kann nichts schiefgehen. Wenn man das tut, was man wirklich tun will, dann wird man auch glücklich.«
»So einfach ist das?«
Ich nickte. »So einfach ist das. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, wie dein Leben verlaufen sollte , sondern gestalte es einfach so, wie du es haben willst.«
Kaum hatte ich es ausgesprochen, da wurde mir bewusst, dass ich endlich selbst daran glaubte.
Am Abend desselben Tages rief ich Aaron in seiner Kanzlei an – zu vorgerückter Stunde, in der Hoffnung, dass er nicht mehr dort sein würde. Da die meisten Anwälte quasi in ihrem Büro wohnen, konnte ich natürlich nicht ausschließen, dass er vielleicht doch abnehmen würde; in diesem Fall würde ich entweder auflegen oder mit verstellter Stimme »Verzeihung, falsch verbunden« sagen müssen (sein Bürotelefon zeigt Gott sei Dank keine Rufnummern an). Doch ich hatte Glück – der Anrufbeantworter schaltete sich ein, so dass ich ihm eine Nachricht hinterlassen konnte. Ich wünschte ihm alles Gute für das Baby und für seine Ehe und ganz allgemein ein schönes Leben. Ich hatte nicht den Mumm, es ihm ins Gesicht zu sagen, aber meine Worte waren aufrichtig gemeint, und er sollte wissen, dass ich unsere Trennung endlich verarbeitet hatte.
Dass ich damals auf dem Supermarktparkplatz hinter einem Auto in Deckung gegangen war, erwähnte ich allerdings nicht. Ich mag an Reife gewonnen haben, aber ich habe nicht den Verstand verloren.
Ich legte auf, und als ich wenig später zufrieden im Bett lag, hatte ich zum ersten Mal das lang herbeigesehnte Gefühl, dass das Kapitel Aaron nun endgültig abgeschlossen war.
Und gleich am nächsten Tag setzte ich alles auf eine Karte und tat etwas, das schon längst überfällig gewesen war.
Ich kündigte.
*
Am Dienstagabend vor der Auktion telefonierte ich mit Andie, während ich in Cow Hollow durch die Union Street spazierte und nach einem geeigneten Kleid Ausschau hielt.
»Nach der nächsten Promo-Tour für deine Karten ist es also vorbei? Du wirst nicht mehr für K.A. Marketing arbeiten?«, fragte sie.
»Nein. Das war’s.«
»Ich bin immer noch völlig von den Socken, weil du gekündigt hast.«
»Ehrlich?«
»Ja. Ich war sicher, dass du bis zur Pensionierung bei K.A. Marketing bleiben würdest.«
»Echt?«
»Ja. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass du deine Arbeit liebst, mal abgesehen von dieser Mandy und dem einen oder anderen kapriziösen Klienten.«
Ich fuhr mir mit der freien Hand über den Pferdeschwanz. »Tja, es hat eine ganze Weile gedauert, bis mir klarwurde, dass es nicht so ist. Und noch länger, bis ich es mir eingestehen konnte. Tatsache ist, ich habe meinen Beruf nie geliebt, und um ganz ehrlich zu sein, ging er mir gegen Ende sogar richtig auf die Nerven.«
»Ach, ja?«
»Ja. Ich meine, meistens fand ich meinen Job ganz okay, und es gab tatsächlich eine Zeit, da hat er mir Spaß gemacht, aber ich hatte immer den Eindruck, dass ich eigentlich total hin und weg davon sein müsste, weil ich ständig von allen Seiten zu hören bekam, der Job sei doch bestimmt superspannend.«
»So sah es jedenfalls für einen Außenstehenden aus. Aber ich schätze, das ist wie mit den Lebenslauf-Kerlen – theoretisch perfekt, aber in der Praxis ein Reinfall.«
Ich lachte. »Genau dasselbe könnte ich über meine Beziehung mit Aaron sagen. Wie dem auch sei, ich war einfach nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache. Ich glaube, deshalb habe ich auch so vorschnell über Mandy geurteilt. Weil sie viel engagierter war als ich. Und wie sich herausgestellt hat, habe ich ihr Unrecht getan. Eigentlich ist sie ziemlich nett.«
»Was war denn nun der Auslöser für deine Entscheidung?«
»Es gab keinen speziellen Auslöser. Es war, glaube ich, eher dieses Gefühl, dass
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