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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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trafen mich so unvorbereitet, dass ich einen Augenblick lang gar nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte.
    »Ach, herrje, das tut mir leid, Mandy«, sagte ich schließlich.
    Sie hustete, und schon kullerten ihr wieder die Tränen über die Wangen.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich noch sagen sollte, aber es wäre mir falsch vorgekommen, jetzt einfach zu gehen, also setzte ich mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ließ sie einfach weinen.
    Und weinen.
    Nach einer Weile sagte ich: »Kann ich etwas für dich tun? Ihr habt so glücklich ausgesehen, als wir uns in diesem Sushi-Restaurant getroffen haben.«
    Sie hustete erneut. »Ich liebe ihn, Waverly. Gott, ich liebe ihn so sehr. In meinen Augen war er einfach perfekt, weißt du?«
    Ich nickte. Wenn du wüsstest, was ich alles weiß.
    »Na ja, insgeheim habe ich wohl immer geahnt, dass er nicht der Mann ist, für den ich ihn gehalten habe«, fuhr sie fort.
    War das wirklich Mandy Edwards, die mir da gegenübersaß?
    Ich reichte ihr ein Papiertaschentuch. »Tja, ich schätze, es ist besser, dass du es jetzt herausgefunden hast und nicht erst nach der Hochzeit, nicht?«
    Sie schnäuzte sich. »Ja, schon möglich. Und ich weiß, dass ich mich von ihm trennen muss. Aber es ist einfach so schwierig. Viel schwieriger, als ich gedacht hatte. Ich … Ich will einfach nicht wieder Single sein.«
    Ich starrte sie an. Eine Sekunde lang hatte ich das Gefühl, in einen Spiegel zu blicken.
    Ich atmete tief durch. »Mandy, glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst. Ich weiß es wirklich . Aber man kann nicht mit dem falschen Mann zusammenbleiben, nur um nicht allein zu sein.«
    »Du hast leicht reden«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«
    »Na, du kommst aus der Gegend, du hast hier studiert, du kennst im Gegensatz zu mir eine Menge Leute. Ich habe außer Darren und meiner Mitbewohnerin doch kaum Bekannte in San Francisco. Und was ich auch mache, keiner will mit mir befreundet sein, vor allem hier in der Agentur nicht.«
    Ich biss mir auf die Lippe.
    »Ich weiß ja, manchmal stelle ich mich etwas ungeschickt an, aber … Ich möchte so gern dazugehören, aber so sehr ich mich auch bemühe, die Leute hier scheinen mich alle zu hassen«, sagte sie.
    »Sie hassen dich nicht, Mandy«, widersprach ich halbherzig.
    »Ach, komm schon, Waverly. Du kannst doch gar nicht schnell genug die Flucht ergreifen, wann immer ich versuche, mit dir zu reden. Und mir ist zu Ohren gekommen, was du so über mich verbreitest.« Die Tränen liefen ihr immer noch übers Gesicht.
    Ich und mein riesengroßes Schandmaul.
    »Und ich weiß auch, was die anderen hier von mir halten. Ich weiß, dass mich alle hassen, weil ich das JAG -Projekt übernommen habe.«
    Ich drehte an meinem rechten Ohrstecker. »Unsinn. So ist es nicht.«
    »Lass mal. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also starrte ich schweigend auf meine Hände.
    Sie schnäuzte sich noch einmal. »Als mir Jess die Teamleitung für JAG angeboten hat, dachte ich, ich könnte es schaffen. Ich dachte, ich könnte allen beweisen, dass ich doch hierhergehöre. Aber ich habe mich getäuscht.«
    Ich machte keinen Mucks.
    »Ich wollte JAG überhaupt nicht übernehmen, musst du wissen.«
    Ich hob den Kopf. »Wolltest du nicht?«
    Sie tupfte sich die Augen mit dem Taschentuch trocken. »Nein. Ich hatte doch mit Adina Energy schon alle Hände voll zu tun. Du ahnst ja gar nicht, wie überfordert ich war, Waverly.«
    »Du warst überfordert?«
    Sie nickte. »Und wie du weißt, habe ich dich mehrmals um Hilfe gebeten, aber ich muss dich ja nicht daran erinnern, wie du reagiert hast.«
    »Ich … Ich …« Ich war sprachlos. Sie hatte mich also tatsächlich um Hilfe gebeten?
    »Du kannst mir also glauben, ich hatte wirklich nicht die geringste Lust, mir noch ein weiteres Großprojekt aufzuhalsen«, schniefte sie.
    Ich reichte ihr ein frisches Taschentuch. »Aber ich … Ich dachte …«
    »Tja, du hast dich geirrt.«
    »Und warum hast du JAG dann trotzdem übernommen?«
    Wieder tupfte sie sich die Augen. »Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich Jess sagen sollen, dass mir das alles zu viel wird?«
    Ich holte tief Luft. »Wow. Ich hatte ja keine Ahnung … Für mich hat es echt so ausgesehen, als wärst du begeistert, dass du beide Projekte betreuen sollst.«
    »Nun, das war ich aber nicht. Ich bin total überarbeitet. Zum Glück wissen Kent und Nicole so gut Bescheid. Ohne die beiden würde ich ernsthaft in

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