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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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wartete. Ist das nicht seltsam? Auch bei Teekesseln dauert es ja bekanntlich dreimal so lange, bis das Wasser kocht, wenn man zuschaut.
    Um die Wartezeit zu verkürzen, schnappte ich mir einen Notizzettel vom Magnetblock an der Kühlschranktür und setzte mich an den Küchentisch.
    Vorderseite: Du hast auf einer Party zu tief ins Glas geschaut und dich total blamiert?
    Innenseite: Was ist schon dabei, Süße? Wirklich schämen müsstest du dich, wenn du allein zu Hause geblieben wärest und dir alte Folgen von Knight Rider reingezogen hättest.
    Vorderseite: Du hast das Gefühl, ständig alles falsch zu machen?
    Innenseite: Sieh es mal so, Süße: Wenn du immer alles richtig machen würdest, hättest du wahrscheinlich keine Freunde; mit solchen Strebern will doch niemand etwas zu tun haben.
    Ich zog in Erwägung, eine Karte zum Thema »Du bist gefeuert worden, weil du dich auf einer Firmenfeier total danebenbenommen hast?« zu verfassen, verwarf die Idee jedoch gleich wieder. Ich wollte keine selbst erfüllende Prophezeiung heraufbeschwören.
    Um zwei Uhr trat ich aus meinem Häuserblock hinaus in die helle Novembersonne. Es war ein kalter Tag, aber der Himmel war wolkenlos und blitzblau. Ich band mir die Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen und schlug den Weg zu Dino’s Pizza ein, wo ich mit Andie und McKenna verabredet war.
    Die beiden saßen bereits an unserem Stammplatz, mit einem kühlen Pitcher Bier und einer großen Pizza Peperoni vor sich. Andie winkte mir fröhlich zu. »Hey, Wave, setz dich und greif zu.« Sie machte eine riesige Kaugummiblase und ließ sie zerplatzen. »Ich schenke dir gleich ein.«
    Ich lehnte dankend ab, ließ mich neben sie plumpsen und griff nach einem Glas Wasser. »Glaubt mir, Bier ist das Letzte, was ich jetzt brauche.«
    »Klingt, als hättest du es in Atlanta ordentlich krachen lassen. Hast du wieder unschuldigen Eiskunstläuferinnen nachgestellt?«, wollte McKenna wissen. Das war ein Seitenhieb auf das Foto von Michelle Kwan in der Gastro-Meile, das ich bei der letzten Super Show mit meinem Handy gemacht und an McKenna und Andie geschickt hatte. Tja, ich lebe meine Leidenschaft eben aus. Mitgefangen, mitgehangen.
    »Diesmal nicht«, brummte ich. Die blendende Laune meiner Freundinnen stand in krassem Kontrast zu meiner eigenen trüben Stimmung.
    Andie nahm den Kaugummi aus dem Mund und klebte ihn auf ihren Tellerrand. »Ich nehme an, Aaron hat dich noch nicht angerufen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Im Ernst? Ich glaub’s einfach nicht«, stieß McKenna hervor. »Meinst du, er meldet sich überhaupt noch?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Wenn er es bis jetzt nicht getan hat, gehe ich davon aus, dass er es auch nicht mehr vorhat.«
    »Und, hast du es schon einigermaßen verdaut?«, fragte sie.
    Ich versuchte zu lächeln. »Es wird jeden Tag ein bisschen realer, und mein Selbstwertgefühl sinkt jeden Tag ein bisschen tiefer.«
    McKenna beugte sich über den Tisch und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Lass den Kopf nicht hängen, Wave. Du hast schon Schlimmeres überstanden.«
    »Jetzt erzähl aber mal, hattest du Spaß in Atlanta?«
    Ich lehnte mich zurück. »Spaß? Nein, kann ich eigentlich nicht behaupten. Ich hätte Spaß haben können, aber dann wurde leider doch nichts draus.«
    »Wegen Aaron?«, mutmaßte McKenna.
    »Nein, nicht direkt.«
    »Nein, nicht direkt? Was ist denn das für eine halbseidene Antwort?« Andie tunkte ihre Pizzaecke in ein Schüsselchen mit Ranch-Dressing. »Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Nun, ich habe gewissermaßen jemanden kennengelernt … auf einer Party … Einen richtig süßen Typen. Aber es ist nichts passiert.«
    »Einen richtig süßen Typen?«, hakte Andie nach.
    »Was soll das heißen, gewissermaßen?«, fragte McKenna.
    »Und wieso ist nichts passiert?«, fügte Andie hinzu.
    »Was für eine Party?«
    »Hat er nach deiner Telefonnummer gefragt?«
    »Warum wurde denn nichts draus?«
    »Wie hieß er?«
    »Wie alt?«
    »Sah er gut aus?«
    »Single?«
    »Verheiratet?«
    »Geschieden?«
    »Hetero?«
    Ich hob abwehrend die Hände. »Ruhe! Ruhe. Lasst mich einfach erzählen. Ihr zwei seid ja schlimmer als die spanische Inquisition!«
    »Also?«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Ich trank einen Schluck Wasser und stellte behutsam das Glas ab. »Okay, Mädels, ich erzähl’s euch, weil ihr so nett gefragt habt.«
    Und genau das tat ich dann.
    Nachdem ich ihnen die Ereignisse schonungslos

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