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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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auf dem Heimweg erstanden hatte, ins Wohnzimmer. Jedes Jahr nehme ich mir vor, zu einem der riesigen Forstwirtschaftsbetriebe im Umland von San Francisco zu fahren und eigenhändig einen Baum zu fällen, aber für mich steht dieses Vorhaben auf der »Du weißt, du bist erwachsen, wenn …«-Liste gleich hinter »wenn du dir ein Haus gekauft hast«, und deshalb habe ich meinen Baum wie immer im Baumarkt besorgt.
    Ich marschierte in den Keller, um den Ständer und meinen alten und neuen Christbaumschmuck zu holen und deponierte alles im Wohnzimmer auf dem Sofa. Dann ging ich ins Arbeitszimmer, um Davey unsere Berichte zu mailen. Anschließend wollte ich McKenna anrufen, doch als ich den Telefonhörer abnahm, sah ich, dass ich eine neue Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte.
    »Hey, Kleines, hier ist dein alter Vater. Tut mir leid, dass ich dich versetzt habe, aber ich habe da einen heißen Tipp fürs Pferderennen bekommen, und du weißt ja, wie das ist – man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Danke für das neue Scrabble-Spiel jedenfalls. Wir weihen es ein, wenn du mich mal wieder besuchst. Dann kannst du mir ein paar von den hochgestochenen Großstadt-Ausdrücken beibringen, mit denen du immer um dich wirfst. Bis dann, Schätzchen.«
    Seufz. Wenigstens hatte er mich diesmal nicht angepumpt.
    Ich löschte die Nachricht und wählte McKennas Nummer.
    »Hey«, sagte sie.
    »Hey. Ich bin wieder da«, sagte ich.
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Gar nicht.«
    »Bist du nicht hingefahren?«
    »Doch, doch.«
    »Und?«
    »Tja, ich hätte mir den Weg sparen können.«
    »Warum denn das?«
    »Er war nicht zu Hause«, erklärte ich.
    »Was?«
    »Er war nicht zu Hause. Ich war zwei Stunden unterwegs und habe dann vor seiner Haustür noch eine halbe Stunde auf ihn gewartet, nur um schließlich von seiner Nachbarin zu erfahren, dass er es vorgezogen hat, in ein Spielcasino zu gehen.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Glaubst du wirklich, ich würde mir so etwas ausdenken?«
    »Nein, natürlich nicht. Tut mir leid, Wave.«
    »Tja, so ist er nun einmal. Wie sieht es aus, steht ihr schon in den Startlöchern?«
    »Jup. Hast du die Pfefferminz-Dinger gekauft?«
    »Na, klar. Die Weihnachts-CDs liegen auch schon bereit«, sagte ich.
    »Cool. Dann hole ich jetzt mal Andie ab. Wir sind gleich bei dir.«
    Ich legte auf und betrachtete den nackten Baum in der Wohnzimmerecke. Seit ich in San Francisco lebe, schmücke ich alljährlich gemeinsam mit McKenna und Andie meinen Weihnachtsbaum und meine Wohnung. Dabei essen wir Schokoladenpfefferminz in Glöckchenform und hören uns Weihnachtslieder an, um in festliche Stimmung zu kommen, so abgedroschen das auch klingen mag. Selbst als ich mit Aaron zusammen war, bestand mein Dekorationskomitee aus Andie und McKenna, und soweit ich mich erinnere, hat er sich damals nicht zu uns gesellt.
    Eine halbe Stunde später nahm ich meinen Freundinnen ihre nassen Regenmäntel und Schirme ab.
    »Seit wann regnet es denn? Ein Glück, dass ich den Baum schon hereingetragen habe.«
    Andie schüttelte angewidert den nassen Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen Haare. »Das ist doch ein Witz. Seht euch mal an, wie ich triefe, dabei bin ich bloß drei Häuserblocks zu Fuß gegangen, und das mit Regenschirm!«
    »Wenigstens ist es hier kuschelig warm. Hast du irgendetwas Warmes zu trinken im Haus?«, fragte McKenna, während Frank Sinatra im Hintergrund Have Yourself a Merry Little Christmas trällerte. Sie durchquerten das Wohnzimmer und ließen sich an meinem Küchentisch nieder.
    Ich hängte ihre Mäntel an die Garderobe und folgte ihnen. »Sieht aus, als würde es dort draußen Katzenwelpen regnen. Und ob ihr’s glaubt oder nicht, ich kann euch tatsächlich etwas Warmes zu trinken anbieten. Kaffee, Tee oder heiße Schokolade?«
    »Gibt’s nichts Richtiges zu trinken?«, wollte Andie wissen.
    Ich lachte. »Natürlich. Wie wär’s mit einem Glas Rotwein?«
    Andie nickte. »Klingt schon besser.«
    »Ich hätte gern eine Tasse Tee, bitte. Mit Zitrone, wenn’s geht«, sagte McKenna. »Und hast du gerade gesagt, es würde Katzenwelpen regnen?«
    Ich nickte.
    »Katzenwelpen? Was soll denn das sein, bitte schön?«
    »Na, junge Katzen eben. Ihr kennt doch das Sprichwort ›Es regnet junge Hunde‹.« »Kätzchen, meinst du?«
    »Ja, genau.« Ich nickte. »Aber ich finde den Ausdruck Katzenwelpen viel treffender. Es klingt irgendwie plastischer.«
    McKenna verdrehte die Augen. »Was soll man

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