Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
Vom Netzwerk:
noch nicht ausgesehen. Hoffentlich fing es nicht an zu regnen!
    Meine Gebete wurden nicht erhört.
    Innerhalb von zwei Minuten goss es in Strömen. Ich fragte mich, wie zum Teufel ich es mit Gips und Krücken schaffen sollte, aus dem Bus auszusteigen, wenn ich im Stadtzentrum angelangt war. Und dann fragte ich mich, wie um Himmels willen ich den Weg von der Haltestelle zum Büro bewältigen sollte. Eines stand jedenfalls fest: Die Rückfahrt würde ich garantiert im Taxi antreten. So viel zum Thema ich bin stark und selbstständig und verzichte auf derartigen Luxus .
    Als wir uns meiner Haltestelle näherten, erhob ich mich. »Warten Sie, ich helfe Ihnen; ich steige auch hier aus.« Der Knabe im Anzug ergriff meinen Arm. Er bestand sogar darauf, mich bis zum Büro zu begleiten und mir den Regenschirm über den Kopf zu halten.
    »Das ist furchtbar nett, vielen, vielen Dank«, sagte ich.
    Er lächelte mich an. »Gern geschehen.« Er war noch nicht einmal in den Stimmbruch gekommen. Zum Abschied drückte ich ihm meine Visitenkarte in die Hand und sagte, er solle mich anrufen, falls er je einen gefälschten Ausweis benötigte.
    Gleich darauf betrat ich endlich mein Büro. Ich schob die Tür mit einer Krücke zu, setzte mich an meinen Schreibtisch und warf einen Blick aus dem Fenster. Es regnete noch immer junge Hunde. Ich war fix und fertig, dabei war ich noch keine drei Minuten in der Agentur.
    Das konnte ja heiter werden.
    *
    »Und, wie fühlst du dich?«, wollte Andie zwei Wochen später wissen.
    »Schon viel besser, zumal ich nicht mehr auf G.I. Jane mache und mit dem Taxi zur Arbeit fahre«, erwiderte ich. »Inzwischen komme ich ganz gut mit den Krücken zurecht, und wenn es unbedingt sein muss, kann ich mich auch schon wieder selbst hinter das Steuer setzen.« Es war Sonntagnachmittag, und ich saß mit Andie und McKenna beim Lunch in einem Restaurant in Marin jenseits der Golden Gate, etwa fünfzehn Autominuten nördlich von San Francisco.
    »Du fährst mit dem Taxi zur Arbeit?«, fragte McKenna.
    Ich nickte. »Es kostet mich ein kleines Vermögen, aber es erleichtert mir das Leben ungemein. Außerdem hat mir Jess erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn es regnet oder wenn es mir zu anstrengend ist, ins Büro zu kommen, und das mache ich jetzt meistens zwei Tage die Woche.«
    »Du kannst zu Hause bleiben, wenn es dir zu anstrengend ist, in die Firma zu fahren? Das würde ich mit meinem Boss auch gern aushandeln«, sagte Andie.
    »Wann kommt denn der Gips ab?«, wollte McKenna wissen.
    »Am Dienstag. Wenn beim Kontrolltermin alles gut aussieht, bekomme ich dann einen Gehgips.«
    »Cool.«
    »Ich kann es kaum erwarten, wieder normal laufen zu können. Ich habe keine Lust, auf Cynthia Hopyards Hochzeit in einer Woche auf meinen Krücken herumzuhoppeln. Es ist schon schlimm genug, dass ich wieder am Singletisch sitzen muss.«
    »Meinst du wirklich, ein Gehgips macht sich zu einem Cocktailkleid besser als ein Liegegips? Das wage ich zu bezweifeln«, bemerkte Andie.
    »Danke, dass du mich aufbaust.«
    »Und, schon was gehört, was diesen großen neuen Auftrag angeht?«, fragte McKenna.
    »Adina Energy? Nein, bis jetzt noch nicht. Aber es wird gemunkelt, dass es nächste Woche offiziell bekanntgegeben werden soll. Wenn ich in New York bin also.«
    »Du bist aber immer noch zuversichtlich, oder?«
    Ich lächelte. »Ja, auf jeden Fall. Das wäre wirklich ein enormer Karrieresprung für mich.«
    Andie tätschelte meine Wange. »Das ist schön zu hören. Du hast definitiv ein bisschen Glück verdient.«
    »Danke, Süße.«
    »Hey, apropos Süße: Hast du dir schon überlegt, wie es mit deiner Kartenserie für Singlefrauen weitergehen soll?«, fragte McKenna. Nach meinem Laufunfall habe ich mich eines Tages dazu durchgerungen, ihr und Andie meine bisherigen Entwürfe zu zeigen. Zu meiner Erleichterung waren sie beide begeistert.
    »Ich habe fast täglich neue Ideen. Wollt ihr hören, was ich geschrieben habe, nachdem mir neulich so ein Jüngling im Bus seinen Sitzplatz angeboten hat und ich mir vorgekommen bin wie eine alte Oma?«
    »Schieß los«, sagte Andie.
    »Okay, auf der Vorderseite steht: Du wärst gern wieder ein Teenager?«
    Sie nickten.
    »Und wenn man die Karte öffnet, steht da: Süße, du hattest wohl nie ein richtig schlimmes Akne-Problem.
    Andie kicherte. »Super. Hey, du hattest doch auch mal einen Sommer lang den ganzen Rücken voller Aknepickel, nicht?«
    Ich verzog das Gesicht. »Oh, Mann, erinnere mich

Weitere Kostenlose Bücher