Alles auf eine Karte
bloß nicht an meine Akne.«
Andie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Oh, doch daran werde ich dich immer wieder erinnern, meine Liebe. Verlass dich drauf.«
Zwei Stunden später traten wir den Heimweg durch die gewundenen Pflasterstraßen von Mill Valley an, das in meinen Augen das hübscheste Städtchen in ganz Nordkalifornien ist. Es gibt reihenweise schnuckelige Restaurants, Cafés, Kunstgalerien und Boutiquen hier, und das Wetter ist immer traumhaft schön. Ich habe mit Andie und McKenna unzählige Wochenendnachmittage damit zugebracht, auf dem Marktplatz Kaffee zu trinken, die Leute zu beobachten und mir vorzustellen, wir könnten uns ein Domizil dort leisten.
»Hey, habt ihr schon gehört, dass Hillary Weston schwanger ist?«, fragte McKenna.
»Schon wieder?«, staunte ich. »Ist das nicht schon das dritte Mal?«
Sie nickte. Hillary war die erste unserer Collegefreundinnen, die geheiratet hat. Wir waren damals gerade mal dreiundzwanzig, und es jagte mir eine Todesangst ein, wie schnell das alles ging. Gerade hatte sie noch ihre Bierflaschen am Türpfosten unseres Studentenheimzimmers geöffnet, und in der nächsten Sekunde suchte sie schon ihr Hochzeitsgeschirr aus.
»Ich will keine Kinder«, verkündete Andie. »Leute mit Kindern sind so was von nervig! So nervig möchte ich nie werden.«
Ich lachte. »Und du, McKenna, möchtest du nach wie vor Kinder haben?«
Sie nickte und lächelte. »Eines Tages schon, ja.«
»Und du bist dir ganz sicher, dass du keine haben willst, Andie?«, hakte ich nach.
Andie nickte. »Ganz sicher.«
»Was ist mit dir, Wave? Immer noch unentschlossen?«
Jetzt nickte ich. Wie konnten die beiden nur so genau wissen, was sie wollten und was nicht, wo ich doch diejenige von uns dreien war, die beinahe geheiratet hätte – und nach wie vor keine Ahnung hatte, was ich wollte?
»Unsere Freundinnen aus dem College sind alle schon so erwachsen«, klagte ich. »Und ich ernähre mich immer noch von Fertiggerichten, die ich mir in der Mikrowelle aufwärme.«
Andie lachte. »Ich finde deine Kochallergie sympathisch. Erinnert mich an meine Bindungsallergie. Stellt euch vor, meine Mom meinte neulich zu mir, sie hätte als Mutter versagt, weil sie mir offenbar nicht beigebracht hat, wie man sich einen Kerl angelt.«
»Wie man sich einen Kerl angelt?«, wiederholte McKenna. »Das hat sie wirklich gesagt?«
»Mhm. Wortwörtlich.«
»Wow«, sagte ich. »Und was hast du darauf erwidert?«
»Ich habe sie gefragt, ob sie noch einen Martini zum Frühstück will.«
Ich starrte durch die Windschutzscheibe. »Ist es nicht beängstigend, dass ich beinahe geheiratet hätte, ohne mir darüber im Klaren zu sein, ob ich überhaupt Kinder haben will?«
»Das ganze Leben ist beängstigend«, stellte McKenna fest.
Ich bedachte sie mit einem prüfenden Blick. »Das klingt für mich, als wolltest du meiner Frage ausweichen.«
Sie lachte. »Deinem Knöchel geht es also schon viel besser, ja?«
Jetzt lachte auch Andie.
Ich umklammerte das Lenkrad etwas fester. »Kein Wunder, dass sich Aaron geweigert hat, den Rest seines Lebens mit mir zu verbringen. Überlegt doch mal, Mädels: Ich brauche täglich mindestens neun Stunden Schlaf. Ich kann nicht kochen. Ich mache mich über Leute lustig, die einen Minivan fahren. Ich besitze fünfunddreißig Paar schwarze Schuhe. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich ein Kind stille, zu einem Elternabend gehe oder für wohltätige Zwecke Kuchen backe?«
»Ich besitze fünfundvierzig Paar schwarze Schuhe«, sagte Andie.
»Ich bin ein hoffnungsloser Fall«, sagte ich.
»Ach, Quatsch«, rief McKenna. »Du bist kein hoffnungsloser Fall, du lernst dich bloß gerade selbst besser kennen. Das ist doch toll.«
»Und wenn mir dabei klarwird, dass ich einfach nicht für das Erwachsenenleben geschaffen bin?«, fragte ich. »Es ist, als wären alle, die ich kenne, bereits erwachsen und wüssten etwas mit ihrem Leben anzufangen, während ich noch immer Cornflakes zum Abendbrot esse.«
»Du bist erwachsen genug, Waverly«, sagte McKenna. »Denk doch nur daran, was du erreicht hast, und das, obwohl du weiß Gott keine einfache Kindheit hattest. Es ist schon eine beachtliche Leistung, sich ein Collegestipendium zu verdienen. Du kannst ruhig ein bisschen stolz auf dich selbst sein.«
Ich seufzte. »Schön und gut, aber ich kann meinen Vater auch nicht für jedes meiner Probleme verantwortlich machen. Wenn ich nicht zur Welt gekommen wäre, dann hätte er vielleicht eine
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