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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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reelle Chance auf eine Karriere als Baseballspieler gehabt. Stattdessen ist ein verbitterter Mann aus ihm geworden, der dem Leben hinterhertrauert, das er meinetwegen nie führen konnte, und zu allem Überfluss hat er eine Tochter, die im Baseball eine totale Niete ist.«
    McKenna legte mir die Hand auf den Arm. »Es war seine Entscheidung, Vater zu werden, Wave. Und du kannst nichts dafür, dass deine Mutter krank wurde. Du musst endlich aufhören, dich dafür schuldig zu fühlen, dass du geboren wurdest.«
    Ihre Worte erinnerten mich an das, was Jake bei unserem Gespräch zu mir gesagt hatte. Hatte ich deswegen tatsächlich Schuldgefühle?
    »Wie hat Aaron denn darüber gedacht?«, erkundigte sich Andie.
    »Über meinen Dad?«, fragte ich.
    »Über ihn, über deine Mom, über alles.«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir haben nicht oft darüber geredet. Ich wollte nicht, dass er mich bemitleidet.«
    McKenna atmete tief durch. »Hör mal, Wave, du musst endlich darauf zu vertrauen, dass deine Mitmenschen an dich glauben.«
    Ich wandte den Blick ab und biss mir verlegen auf die Unterlippe. »Euch vertraue ich ja«, murmelte ich.
    »Wir zählen nicht«, sagte Andie. »Uns hättest du nicht beinahe geheiratet.«
    Ich musterte sie beide. »Warum geht ihr immer alles so verdammt abgeklärt an, während ich immer die hysterische Tussi bin?«
    »So eine muss es in jeder Clique geben«, beruhigte mich Andie. »Das macht das Leben interessanter.«
    »Okay, ihr zwei, das reicht für heute.« Ich schaltete das Radio ein und startete die Suche nach einem U2-Song. An der Golden Gate Bridge bezahlte ich die Maut, und dann ging es zurück in Richtung City. Wir schlängelten uns durch den gepflegten Marina District, passierten den benachbarten Yachthafen und die Parkanlagen, wo es vor Joggern, Volleyballspielern und Leuten mit Flugdrachen wimmelte, die alle wild entschlossen waren, die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, ehe das Wochenende zu Ende ging und der Montag wieder sein hässliches Haupt hob.
    Nachdem ich meine Freundinnen abgeliefert hatte, parkte ich den Wagen und ging zu meiner Wohnung. Dort schlüpfte ich in Pyjama und Pantoffeln, band mir die Haare zusammen, machte mir ein Brot mit Erdnussbutter und Marmelade und begab mich in mein Arbeitszimmer. Nach dem Auszug meiner Mitbewohnerin Whitney war der Raum eine Weile so gut wie leer gewesen. Dann hatte ich mir einen schönen Schreibtisch aus Eichenholz, einen Stuhl und ein Bücherregal zugelegt, und kürzlich hatte ich, um für einen persönlichen Touch zu sorgen, eine schwere senfgelbe Truhe sowie einen dicken rostroten Teppich gekauft. An den Wänden hingen gerahmte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von irgendwelchen Unbekannten, die in den 40er Jahren für einen mir ebenfalls unbekannten Fotografen posiert hatten. Bis vor kurzem hatte ich mich hier eigentlich bloß aufgehalten, um im Internet zu surfen, meine Rechnungen zu bezahlen, gelegentlich einen Brief zu tippen oder eine Geburtstags- oder Dankeskarte zu schreiben. Das hatte sich geändert, seit ich hin und wieder von zu Hause aus arbeite. Schon praktisch, wenn man den Weg ins Büro in fünf Sekunden zurückgelegt hat.
    Ich schaltete meinen Computer ein und fügte meiner Kartensammlung einige neue Entwürfe hinzu.
    Vorderseite: Du fürchtest, dass dich deine Kindheit auf immer und ewig verfolgen wird?
    Innenseite: Finde dich damit ab, Süße – und dann beschäftige dich wieder mit wirklich wichtigen Dingen.
    Vorderseite: Dir graut davor, am Singletisch zu sitzen?
    Innenseite: Süße, behaupte einfach, dein Liebster sei Herzchirurg und immer schwer beschäftigt. Sollten sich allerdings interessante Männer unter den Hochzeitsgästen befinden, bist du natürlich zu haben. Ganz nach Belieben.
    Vorderseite: Du fragst dich, ob du je eine Familie und ein Häuschen mit weißem Gartenzaun haben wirst?
    Innenseite: Süße, nicht in jeder von uns steckt eine geborene Hausfrau à la Bree Van de Kamp. Und jetzt gönn dir eine schöne Gesichtsmaske.

 

    Wenn du dich zwischen einem Goldkettchenträger und einem Mann mit Vokuhila entscheiden müsstest, welchen würdest du nehmen?
    Äh, muss ich diese Frage beantworten, Süße?
    KAPITEL 12
    Eine Woche später stieg ich in den Flieger nach New York. Offiziell würde ich einigen Besprechungen in der dortigen Zweigstelle beiwohnen, inoffiziell flog ich natürlich wegen Cynthias Hochzeit hin. Und ich war ohne Krücken unterwegs! Mein Liegegips war durch einen Gehgips ersetzt worden, der für

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