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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Aufwachraum war, Känguruhn nannte man das), hatte sie ein intensives Gefühl durchflutet, ein Gefühl ähnlich dem sexuellen Verlangens, doch das war es nicht. Es war eine völlig neue Empfindung, so wie später das Stillen. Sie fragte sich, ob das etwas mit Biologie, mit dem Erhalt der Spezies zu tun hatte: Der Partner akzeptierte seinen Nachwuchs und stellte eine emotionale Bindung zu ihm her, was in der Frau ein zutiefst befriedigendes Gefühl auslöste, weil sie wusste, dass er in der Nähe bleiben und sie vor Löwen oder Tigern oder was auch immer beschützen würde. Oder identifizierte sie sich mit Grace, und Patrick erfüllte ihren unterdrückten Wunsch nach väterlicher Liebe?
    Wie auch immer, Ellen empfand tiefe Dankbarkeit. Heute kam es ihr so albern vor, dass sie die Frage, ob Patrick noch etwas für Colleen empfand oder nicht, so überbewertet hatte. Voller Herablassung dachte sie an die Ellen von damals: Was für ein Drama für nichts und wieder nichts! Es war doch genug Liebe für alle da.
    Es war sogar genug Liebe da, dass sie Harriets Anruf letzten Montagmorgen ganz locker genommen hatte. Jons Frau erwarte Zwillinge, hatte seine jüngere Schwester ihr berichtet. (Na ja, fast genug Liebe jedenfalls. Sich vorzustellen, wie Jon auf den Schlafmangel reagieren würde, half ihr enorm. Er hatte großen Wert darauf gelegt, immer ausgeschlafen zu sein. Ellen hoffte, seine Zwillinge würden gesund und munter sein, vor allem um drei Uhr morgens.)
    Nach Harriets Anruf war ihr plötzlich bewusst geworden, wie selten sie jetzt noch an ihre Exfreunde dachte. Gracies Ankunft hatte sie mit einem kräftigen Tritt aus ihrem Kopf befördert. Früher war sie so glücklich über ihre Beziehung zu Patrick gewesen, weil sie im Vergleich zu ihren früheren Beziehungen so gut abschnitt. Es war wie eine Art Wettbewerb der Partnerschaften – die jetzige gegen alle früheren. Jawohl, und wieder haben wir den ersten Platz erreicht! Schaut nur, wie fantastisch unser Sexleben ist! Schaut nur, wie glücklich wir sind!
    Bloß, dass niemand zuschaute (jedenfalls nicht mehr) und dass es niemanden interessierte.
    Heute war ihre Liebe zu Patrick ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens, und sie hatte das Gefühl, als wäre es nie anders gewesen. Manchmal fragte sie sich, ob dieser Zustand unbeschwerter Glückseligkeit auf das Oxytocin, das sogenannte Liebes- oder Bindungshormon, zurückzuführen war, das beim Stillen ausgeschüttet wurde und das Vertrauen fördernd und Angst reduzierend wirkte.
    Na ja. Sie würde ihr Kind stillen, solange Grace es wollte. (»Versprich mir, dass du nicht eine von diesen verrückten Hippiemüttern wirst, die ihre Kinder noch stillen, wenn sie in die Schule kommen«, hatte Anne gemeint. »Wieso, was ist denn falsch daran?«, hatte Ellen unschuldig erwidert.)
    Grace Lily Scott, die nach ihren Urgroßmüttern mütterlicherseits genannt worden war, war durch einen geplanten Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. Eine natürliche Geburt kam nicht infrage, weil die Plazenta den Muttermund bedeckte und der Geburtskanal versperrt war. Für Ellen war eine Welt zusammengebrochen. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass sie ihr Kind ohne den Einsatz von Schmerzmitteln und nur unter Anwendung von Hypnosetechniken, wie sie sie so vielen werdenden Müttern erfolgreich beigebracht hatte, zur Welt brachte. Ihr war nie der Gedanke gekommen, dass sie nicht einmal die Chance auf eine natürliche Geburt bekommen würde.
    »Klar, dass dir das nicht in den Kram passt«, hatte Julia damals gesagt. (Sie war vor Kurzem mit Stinky zusammengezogen und schwebte im siebten Himmel, was zum Teil auch daran lag, dass ihr Exmann von seiner Frau wegen eines anderen verlassen worden war – Karma der reinsten und beglückendsten Art.) »Ein Kaiserschnitt passt nicht zu deinem Markenimage. Du hättest lieber eine Hausgeburt mit Gesängen und Kerzen und Weihrauch gehabt.«
    »Das ist gar nicht wahr«, hatte Ellen pikiert erwidert, obwohl Julia den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ich habe immer gewusst, dass du zu vornehm zum Pressen sein würdest«, hatte Madeline gemeint, dann aber zugegeben, dass sie nur neidisch war, weil sie mit dem kleinen Harry sechzehn Stunden in den Wehen gelegen hatte, was nicht unbedingt zu ihrenschönsten Erinnerungen gehörte. Madeline hatte ihr noch etwas anderes gebeichtet: Sie habe Ellen nur deshalb nie auf ihre Arbeit als Hypnotherapeutin angesprochen, weil sie dachte, Ellen hielte sie für »nicht

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