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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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angesehen hatte, als ob er mich kennen würde.
    Ich ließ die beiden Bilder miteinander verschmelzen. Ja, gut möglich, dass es derselbe Mann gewesen war. Ein eigenartiges Gefühl überkam mich, so als müsste ich zurückgehen und meinganzes Leben daraufhin überprüfen, was mir alles entgangen war.
    »Er hat doch eine Freundin«, sagte ich. Ich erinnerte mich, wie er seinen Arm um seine Begleiterin gelegt und wie verloren ich mich bei dem Anblick gefühlt hatte.
    »Seine letzte Beziehung ist in die Brüche gegangen«, sagte Tammy. »Er ist wieder zu haben. Aber du musst dich beeilen, sonst kommt dir eine andere zuvor.«
    »Was macht er beruflich?«, fragte Kate. »Oder ist die Frage zu oberflächlich? Was für Träume hat er, was für Hoffnungen?«
    »Ihr werdet es nicht glauben.« Tammy legte eine dramatische Pause ein. »Er ist von Beruf … Schreiner!«
    »Nein!« Kate ließ ihr Strickzeug sinken.
    »Doch!«
    »Beruhig dich, mein pochend Herz!«
    Ich musste lachen. Ich hatte diese Art von Gelächter ganz vergessen, dieses dumme, teenagerhafte Herumalbern. Ich hatte geglaubt, ich sei zu alt dafür, aber im Grunde ist man nie zu alt dafür. Ich hätte es wissen müssen. Meine Mutter traf sich noch mit über siebzig einmal im Monat mit den Damen ihres alten Tennisklubs zum Lunch. Ich war zu Besuch, als sie an der Reihe war, die anderen zu sich einzuladen, und ich weiß noch, wie ich zur Haustür hereinkam und schallendes, fröhliches Gelächter aus dem Wohnzimmer drang. Sie hörten sich an wie übermütige junge Mädchen.
    Das Beste an Verabredungen war nicht die Verabredung an sich, sondern das Tratschen darüber im Freundinnenkreis, das Erörtern von Vor- und Nachteilen potenzieller neuer Freunde. Auch das hatte ich vergessen.
    »Kann ich auch zu dieser Party kommen?«, fragte Kate. »Damit ich den Schreiner kennenlernen kann?«
    »Na klar«, antwortete Tammy. »Vielleicht fällt uns was ein, damit er uns auf der Party einen Beweis seines schreinerischen Könnens liefert.«
    »Du meinst, so was wie ein Bücherregal?«
    »Ideal wäre etwas, bei dem Saskia die Schwache und Hilflose spielen kann.«
    »So viel zum Thema Frauenemanzipation«, bemerkte ich trocken.
    Kate schnippte mit den Fingern. »Ich hab’s! Eine Rampe! Für ihren Rollstuhl!«
    »Die Ärzte sagen, wenn ich entlassen werde, brauche ich keinen Rollstuhl mehr«, wandte ich ein. In der folgenden Woche sollte ich zum ersten Mal versuchen, an Krücken zu gehen.
    »Wirklich?«, sagte Kate enttäuscht. »Schade.«
    Ich legte den Umschlag mit der handschriftlichen Adresse darauf zu dem Stapel Post und dachte erst wieder später am Abend daran, nachdem Kate und Tammy gegangen waren. Ich drehte ihn um und sah den Absender: Mrs. Maureen Scott .
    Patricks Mutter. Natürlich. Sie war wie meine eigene Mutter eine Kartenschreiberin. Sie hatte in meiner Zeit mit Patrick die eine oder andere Karte geschickt. »Lieber Patrick, liebe Saskia, lieber Jack, vielen Dank für den schönen Abend letzten Samstag. Saskias thailändischer Rindfleischsalat war köstlich! Wir schwärmen heute noch davon.«
    Warum schrieb sie mir jetzt? Um mir zu sagen: Das reicht jetzt? Du bist schuld daran, dass sich mein Enkel den Arm gebrochen hat, du bösartiges Miststück?
    Ich riss den Umschlag auf. Das blasslila Briefpapier mit den Lavendelzweiglein am Rand kam mir bekannt vor. Wahrscheinlich benutzte sie seit Jahren das gleiche Briefpapier.
    L iebe Saskia,
    Jack wollte dir diese Karte schicken (er hat sie selbst von seinem Taschengeld gekauft), und ich habe ihm versprochen, dass ich deine Adresse herausfinden und dir die Karte schicken würde. Patrick weiß nichts davon, deshalb wäre ich dir sehr dankbar, wenn du (in Anbetracht der Umstände) nicht antworten würdest. Du warst Jack eine wunderbare Mutter, Saskia, das hätte ich dir schon viel früher sagen sollen, und als seine Großmutter hätte ich dafür sorgen müssen, dass die Verbindung zwischen euch beiden nicht abreißt. Es tut mir sehr leid. Ich werde das zeitlebens bedauern. Jack ist ein reizender Junge geworden, und das ist dein Verdienst.
    Ich hoffe und bete, dass du einen Weg finden wirst, mit der Vergangenheit abzuschließen, ein neues Leben anzufangen und glücklich zu sein. Deine Mutter hätte sich das bestimmt gewünscht.
    Alles Liebe
    Maureen
    Auf der beigefügten Karte war eine im Bett sitzende Giraffe mit einem Thermometer im Maul abgebildet. Jack hatte geschrieben:
    Liebe Saskia,
    werde bald wieder gesund. Mir geht

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