Alles - ausser Liebe
widerstehen kann, wenn er erst mal seinen Charme aufgedreht hat – außer meiner Nicole und deiner Megan natürlich.“
„Komm schon, so unwiderstehlich ist er nun auch wieder nicht.“ Dennoch musste James sich eingestehen, dass sein Freund ein wahrer Ladykiller war.
„Hoffentlich hast du dran gedacht, dass ich ein Lightbier wollte“, erinnerte er Hugh, der die drei Gläser auf den Tisch stellte. „Ich muss heute Nachmittag arbeiten.“
„Ich auch“, erklärte James.
Hugh verzog das Gesicht und setzte sich. „Dann sind wir drei, die arbeiten müssen.“
„Machst du Witze?“, staunte James. „Du und arbeiten? Was ist passiert? Jemand gestorben?“
„Nicht ganz. Aber fast.“ Hugh hob sein Glas und tat einen langen, durstigen Zug, ehe er berichtete: „Dad ist mit seiner fünften Frau in den zweiten Flitterwochen auf Reisen, und ich habe das Ruder übernommen.“
„Sollten wir da nicht schleunigst unsere Parkinson-Aktien abstoßen?“, zog James ihn auf.
Hugh zuckte die Schultern. „Würde ich nicht sagen. Niemand trifft schlechtere Geschäftsentscheidungen als der gute Dad, wenn die Liebe ihn wieder mal gepackt hat. Wer weiß, wenn er auf den Boden der Tatsachen zurückfindet und wieder die Führung übernehmen will, habe ich vielleicht einige von den Milliarden wieder reingeholt, die er im Liebeswahn verbraten hat. Vielleicht hast du’s schon vergessen, Jimmy-Boy, aber ich war Internatssprecher und habe in Betriebswirtschaft und Gesellschaftsrecht mit Glanz und Gloria abgeschlossen.“
„Jetzt wissen wir wenigstens, warum du beim Golf nicht bei der Sache warst“, bemerkte Russell gespielt erleichtert. „Und wann war die große Übergabe?“
„Letztes Wochenende.“
„Kein Wunder, dass du so mitgenommen aussiehst. Ich wette, du hast seit Ewigkeiten keinen vollen Tag mehr gearbeitet.“
„Eine Weile ist’s sicher schon her“, gab Hugh zu. Er dachte nicht daran, seinen Freunden anzuvertrauen, dass er in den Wochen vor Weihnachten praktisch jeden Tag in der Firma gewesen war und wie ein Verrückter geschuftet hatte.
Und der Grund für seine plötzliche, völlig untypische Arbeitswut war noch verrückter: seine persönliche Assistentin.
Als er Kathryn Hart vor Monaten eingestellt hatte, konnte Hugh nicht ahnen, dass er sie eines Tages so unerhört sexy finden würde.
Sie war nicht schön im klassischen Sinn, ihre Züge waren etwas zu flächig, die Wangenknochen zu hoch und die Lippen etwas zu breit. Beim Bewerbungsgespräch hatte er übersehen, wie kurvenreich ihre Figur war, ihn hatten einfach nur ihre hochkarätigen Bewerbungsunterlagen beeindruckt.
Aber natürlich war er damals unter Zeitdruck gewesen. Die Entscheidung seines Vaters, ihm die Leitung der Verlagssparte von Parkinson zu übertragen, hatte ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, irgendetwas zu übernehmen, jedenfalls nicht, solange sein Vater lebte. Und obwohl Richard – Dickie – Parkinson im Lauf der Jahre gewissenhaft dafür gesorgt hatte, dass sein Sohn und Erbe grundlegende Einblicke in alle Betriebsbereiche seines diversifizierten Imperiums erhielt, war er nicht der Typ, der die Regentschaft so leicht abgab.
Überraschenderweise hatte die unerwartete Machtübergabe bei Hugh alles andere als Begeisterung ausgelöst.
Und da er nicht daran dachte, sich von seinem gewohnten unbeschwerten Leben zu verabschieden, hatte er sich prompt nach einer persönlichen Assistentin mit überragender Erfahrung im Verlagsgeschäft umgesehen – einer absolut tüchtigen, selbstständig arbeitenden Kraft, die für ihn einspringen konnte, wenn er nicht in der Firma war. Da war ihm Kathryn Hart als ideale Besetzung erschienen … eine sachlich kühle Person, die nicht mit ihm zu flirten versuchte wie andere Kandidatinnen.
Wie hätte er auch ahnen können, dass Miss Supertüchtig ihn buchstäblich unter Druck setzen würde, die Verantwortung auch zu übernehmen, die sein Vater ihm übertragen hatte, oder dass er sie zunehmend sexy finden würde, sie mit jedem Tag mehr begehrte?
Damit wurde die Situation immer vertrackter. Er konnte nichts dagegen tun, dass er tiefere Gefühle für sie zu entwickeln begann. Und warum nicht? Weil Kathryn schon verlobt war. Schlimmer noch – in Kürze wollte sie heiraten.
Obwohl die meisten Hugh für selbstbezogen und leichtlebig hielten, war er in Wirklichkeit empfindsam und rücksichtsvoll, stets darauf bedacht, die Gefühle anderer nicht zu
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