Alles - ausser Liebe
verkündet hatte, er wolle seine erste Frau Leonie wieder heiraten, sobald er geschieden sei.
Was, in drei Teufels Namen, denkt Mutter sich dabei?“, fragte Hugh sich grimmig. Na gut, sie schlief mit seinem Vater, aber ihn wieder zu heiraten …
Hugh verkrampfte sich, als er sah, wie seine Mutter sich zu seinem Vater in die erste Reihe setzte und ihn auf die Wange küsste.
Dann bemerkte Hugh das glückliche Leuchten in Leonies Augen und musste an Kathryns Worte denken.
„Man darf Menschen nicht leichtsinnig verurteilen, Hugh“, hatte sie ihn ermahnt. „Ein Außenstehender kann nicht wissen, wodurch sie so geworden sind. Trotz allem liebst du deinen Vater – wie ich meine Mutter. Am Ende ihres Lebens habe ich aufgehört, verbittert zu sein, und sie so genommen, wie sie war. Sie war nicht absichtlich grausam oder böse, nur schwach. Das Gleiche gilt für deinen Vater. Es wird Zeit, du akzeptierst ihn mit all seinen Ecken und Kanten und verzeihst ihm.“
Ich werde es versuchen, dachte Hugh, und seltsamerweise fühlte er sich auf einmal besser.
„Donnerwetter!“
Russells begeisterte Reaktion rief Hugh in die Gegenwart zurück. Bewundernd betrachtete sein Freund seine eigene Frau, die im eleganten zartgrünen Abendkleid über den an Deck ausgelegten roten Teppich auf ihn zukam.
„Lächeln“, flüsterte Nicole Hugh zu und stellte sich seitlich von ihm auf.
Und Hugh lächelte, während die Musik einsetzte. Der traditionelle Hochzeitsmarsch erfüllte das Schiff und schlug Hugh in seinen Bann, dann bot sich ihm ein Bild, das sich ihm für immer ins Herz einbrannte.
Von Anfang an hatte er Kathryn für hübsch gehalten, doch heute näherte sich ihm eine Märchenprinzessin in einem Traumkleid.
Seine Augen schimmerten verräterisch, als sie den von der Abendsonne überfluteten Gang feierlich entlangschritt.
Hugh blinzelte die Tränen nicht fort. Sie kamen direkt aus seinem Herzen, das überfloss vor Liebe zu Kathryn. Und Dankbarkeit.
Was wäre aus ihm geworden, wenn sie nicht gekommen wäre … ihn nicht so bedingungslos geliebt hätte?
Ihre Liebe hatte ihn geheilt, ihr verdankte er, dass er nicht mehr ziel- und planlos durchs Leben schlenderte. Er fürchtete sich nicht mehr, sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen.
Er war stolz auf sich. Und auf Kathryn, seine wunderschöne Frau, die seine Liebe erwiderte und lächelnd vor ihm stehen blieb.
Kathryn musste auch mit den Tränen kämpfen.
Max warf ihr einen warnenden Blick zu. „Wenn Sie weinen, ruinieren Sie Ihr Make-up – und alle Fotos“, flüsterte er ihr schnell zu. Und an Hugh gewandt fuhr er fort: „Heute ist dein Hochzeitstag, der glücklichste Tag in deinem Leben. Und die Krönung deiner Entscheidungen, mein Junge. Vermassle es nicht!“
Lächelnd blickte Hugh seiner Geliebten in die Augen, dann wandte er sich Reverend Price zu, der im feierlichen dunkelgrauen Anzug an einem kleinen Podium stand.
„Wir haben uns heute hier versammelt“, begann der Geistliche, seine nächsten Worte wurden übertönt vom Lärm eines Hubschraubers über ihnen, „um diesen Mann und diese Frau im Stand der Ehe zu vereinen“, fuhr er lauter fort und blickte zum Himmel auf, weil der Hubschrauber über ihnen zu kreisen begann.
Die Paparazzi hatten die Hochzeitsgesellschaft also doch aufgespürt!
Hugh drückte Kathryns Hand. „Tut mir leid“, flüsterte er ihr zu. „So etwas muss man in Kauf nehmen, wenn man einen Parkinson heiratet.“
Glückstrahlend sah sie ihn an. „Das tue ich gern.“ Wenn Hugh sie liebte, wurde sie mit allem fertig.
„Das weiß ich doch“, erwiderte er lächelnd. „Aber wird Reverend Price es auch?“
Es fiel Braut und Bräutigam schwer, feierlich dreinzublicken, während der arme Mann immer lauter sprechen musste, um den Hubschrauberlärm zu übertönen. Endlich war die Zeremonie vorüber, und der Pfarrer erklärte sie mit hörbar heiserer Stimme zu Mann und Frau.
„Und jetzt“, brachte er mühsam hervor, „dürfen Sie die Braut küssen.“
Alle klatschten Beifall, während Hugh genau das tat. Als er endlich den Kopf hob, entfernte sich der Hubschrauber, und die Anwesenden hörten Hugh sagen: „Ich liebe Sie, Mrs. Parkinson.“ Diesmal brach tosender Applaus aus.
„Nicole hat recht“, sagte Leonie zu Hughs Vater, und Tränen der Freude rannen ihr über die Wangen. „Dies ist wirklich ein Tag voller Liebe und Glück …“
– ENDE –
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