Alles - ausser Liebe
Energien zu verfügen und liebte sie jede Nacht.
Nach den Flitterwochen würde sie die Pille absetzen. Sie wollte mit Hugh nicht zu spät Kinder haben.
„Ich sehe mal nach, wo Nicole bleibt.“ Leonie klopfte an die Verbindungstür der Räume für Braut und Brautjungfer.
„Wir sind bereit, Schätzchen!“, rief Leonie durch die Tür. „Bist du so weit?“
„Ich komme gleich“, erwiderte Nicole. „Mein Handy klingelt gerade. Sag Kat, sie soll die Nerven behalten. Es ist taktisch wirksam, wenn wir etwas zu spät kommen. Sie soll Hugh ruhig ein wenig auf die Folter spannen.“
Unwillkürlich lächelte Kathryn, weil Nicole sie Kat nannte. Der Spitzname, den Hugh ihr gegeben hatte, war prompt von einigen seiner Freunde übernommen worden.
Es überraschte Kathryn, wie schnell sie sich mit Russells Frau angefreundet hatte. Seit der Rückkehr nach Sydney hatte Nicole sich ihr gegenüber besonders herzlich und einfühlsam gezeigt. Da war es Kathryn fast selbstverständlich erschienen, sie zu bitten, ihre Trauzeugin und Brautjungfer zu sein. Auch James’ Frau Megan hätte sie gern als Brautjungfer gehabt – es wäre schön gewesen, Hughs beste Freunde bei der Trauung an seiner Seite zu wissen –, doch Hugh befürchtete, Megan sei noch nicht so weit.
Arme Megan. Nach der Fehlgeburt litt sie schrecklich und verließ selten das Haus. Seit Monaten hatte sie keine Einladung mehr angenommen, und James hatte sie nur mühsam überreden können, an Hughs Hochzeit teilzunehmen.
Die junge Frau tat Kathryn von Herzen leid.
Die Verbindungstür ging auf, und Nicole betrat den Raum. In dem zartgrünen Abendkleid, das Leonie für sie ausgesucht hatte, sah sie atemberaubend aus.
„Ach Kathryn, du bist eine wunderschöne Braut!“, rief Nicole begeistert, als sie ihre Freundin zum ersten Mal in vollem Hochzeitsstaat sah.
Kathryn war klar, dass sie mit der schönen Nicole niemals konkurrieren konnte, doch sie wusste, dass sie am schönsten Tag ihres Lebens ein wirklich traumhaftes Bild bot. Ihr Brautkleid stammte von einem berühmten Modeschöpfer und brachte ihre üppigen Rundungen raffiniert zur Geltung. Die trägerlose, mit Diamanten und Perlen besetzte Spitzenkorsage umschmeichelte ihre vollen Brüste, und mit ihrer Taille, die durch den weiblichen, weit schwingenden Rock noch schmaler wirkte, hätte sie Scarlett O’Hara Konkurrenz machen können.
Frisur und Make-up hatte Kathryn an diesem Morgen einem berühmten Schönheitsspezialisten in Double Bay überlassen, und das Ergebnis war überwältigend. Ihr dichtes glänzendes Haar trug sie weich hochgesteckt, und nur einige sanft gelockte Strähnen rahmten ihr Gesicht. Der lange spitzenbesetzte Schleier war mit einer Reihe schlichter weißer Rosen befestigt, die zum weißen Rosenstrauß passten. An Kathryns Ohren schimmerten kleine Perlengehänge, und ihren Hals schmückte Hughs Hochzeitsgeschenk – eine einreihige Perlenkette.
Alles in allem wusste Kathryn, dass sie noch nie im Leben schöner ausgesehen hatte.
„Danke, Nicole“, erwiderte sie lächelnd. „Aber du siehst auch nicht übel aus.“
„Grün steht mir“, bemerkte ihre Freundin. „Das war Russell, der eben angerufen hat. Er staunt, wie ruhig Hugh wirkt. Du hast eine unglaubliche Wirkung auf ihn, Kathryn.“
„Und er auf mich.“ Tatsächlich hatte seine lockere Art auf sie abgefärbt.
„Russell meint, wir sollten uns beeilen, sonst würden wir den Sonnenuntergang verpassen“, setzte Nicole hinzu.
„Na gut. Ich hole Max“, warf Leonie ein.
„Max?“, fragte Nicole verwundert, nachdem Hughs Mutter gegangen war. „Wer ist Max?“
Kathryn lächelte. „Ein Vorstandsmitglied von Parkinson Media. Hugh hat ihn gebeten, den Brautvater zu spielen, und Max war einverstanden.“
„Komisch.“
„Wieso? Er ist ein netter Mann, und ich hatte niemand anderen.“
Verständnisvoll lächelte Nicole. In den letzten Wochen hatte sie viel über Kathryns Vergangenheit erfahren, das Meiste von Hugh.
Von ihm wusste Nicole auch, warum Kathryn Menschen und Freundschaften misstraute. Doch in den letzten Wochen hatte Hughs Braut sich erstaunlich verändert.
Max, der „Brautvater“, erschien, ein großer, stattlicher Gentleman Anfang sechzig, und geleitete die Braut aus dem Raum.
Nicole lächelte zufrieden Leonie zu. „Das wird ein Tag voller Liebe und Glück!“
An Deck wartete Hugh auf seine Braut, doch er fühlte sich innerlich zerrissen und gereizt. Es passte ihm nicht, dass sein Vater vor den Gästen
Weitere Kostenlose Bücher