Alles - ausser Liebe
gekündigt hatte, war sie in der Wahl ihrer Chefs sehr viel vorsichtiger geworden. Gut aussehende Playboys, die mehr Geld als Moral besaßen, kamen für sie nicht mehr infrage. Da war es nur verständlich, dass sie gezögert hatte, für den reichsten, angeblich bestaussehenden Playboy von Sydney zu arbeiten.
Aber das stolze Gehalt, das Hugh Parkinson geboten hatte, war dann doch zu verlockend gewesen, und sie hatte sich beworben.
Eins musste Kathryn ihm lassen: Er hatte das Einstellungsgespräch unerwartet geschäftsmäßig geführt. Im Stillen hatte Kathryn sich eingestehen müssen, dass sie beeindruckt war. Richtig geschmeichelt hatte sie sich gefühlt, als Hugh Parkinson ihr nach dem zwanzigminütigen Kreuzverhör eröffnete, sie sei genau das, was er suche, und sie auf der Stelle einstellte. Taktischerweise hatte sie sich für das Bewerbungsgespräch bewusst unauffällig hergerichtet: wenig Make-up, das Haar zur Nackenrolle gewunden, kaum Schmuck, dunkelblaues Nadelstreifenkostüm, das etwas locker saß, seit sie regelmäßig ins Fitnesscenter ging.
Vorher hatte sie sich überlegt, dass die meisten Bewerberinnen sich besonders schick oder sogar sexy zurechtmachen würden, in der Hoffnung, den Frauenheld Hugh Parkinson zu beeindrucken und die Stelle zu bekommen.
Nachdem er jedoch nicht einmal versucht hatte, mit ihr zu flirten, war Kathryn zu dem Schluss gekommen, dass die Boulevardblätter ihm möglicherweise Unrecht taten. Er war kein Playboy, hatte sie an jenem Tag entschieden, sondern ein ernsthafter Geschäftsmann, der durch sein Junggesellendasein und sein fabelhaftes Aussehen unschuldig zur Zielscheibe reißerischer Storys über sein Liebesleben geworden war.
Erst später, etwa einen Monat nachdem Kathryn die Stelle angetreten hatte, sollte sie entdecken, wie gewaltig sie sich geirrt hatte. Hugh Parkinson war tatsächlich so, wie er in den Gazetten dargestellt wurde – und genauso arbeitsscheu wie ihr früherer Chef. Hugh wollte keine Assistentin, sondern eine Stellvertreterin, die ihm die ganze Arbeit abnahm, während er sich bei stundenlangen Lunchpausen, beim Golf und mit immer neuen Damen amüsierte, die das Büro mit Anrufen bombardierten und ihm nachjagten.
Nein, das sollte ihr kein zweites Mal passieren! Taktvoll, aber unmissverständlich hatte Kathryn dem guten Hugh klargemacht, dass die Redakteure der zahlreichen Zeitschriften von Parkinson – jedenfalls diejenigen, für die er verantwortlich sei – nicht mit seiner Assistentin verhandeln wollten. Sie wollten mit ihm – ihrem Chef – sprechen, ihm Vorschläge machen und erwarteten, dass er die zahlreichen, täglich anfallenden Entscheidungen selbst traf.
Als er anfangs nur gelegentlich im Verlag erschienen war, hatte sie ihn ständig zu Hause angerufen und an seine Verpflichtungen erinnert, bis er es offenbar einfacher gefunden hatte, täglich wenigstens einige Stunden im Büro zu verbringen.
Darüber hätte Kathryn glücklich sein müssen.
Doch sie war es nicht.
Sie hätte nicht sagen können, warum, aber Hughs ständige Anwesenheit begann sie zu nerven.
Genau wie Daryls ewige Eifersucht.
„Kein Mann möchte, dass seine Freundin für einen Milliardär arbeitet“, hatte Daryl sich beklagt, kurz nachdem sie die Stelle angetreten hatte. „Schon gar nicht, wenn er einen Ruf hat wie Hugh Parkinson. Was machst du, wenn er Annäherungsversuche unternimmt? Oder dich auffordert, ihn zu einer Konferenz oder so etwas zu begleiten?“
Daraufhin hatte sie Daryl zu beruhigen versucht, ihm erklärt, seine Befürchtungen seien absurd, sie liebe ihn, nur ihn, und würde sich von einem Playboy wie Hugh Parkinson nie den Kopf verdrehen lassen.
Das solle sie ihm beweisen, hatte Daryl gefordert, indem sie ihn heiratete.
Doch davor war Kathryn zurückgeschreckt. Sicher, irgendwann wollte sie heiraten, aber insgeheim fürchtete sie sich vor einer endgültigen Bindung. Im Laufe der Jahre hatte sie sich zu oft in den Falschen verliebt.
Dann waren jedoch zwei Dinge geschehen, die sie dazu bewogen hatten, es sich anders zu überlegen. Erst war ihre Freundin Valerie dem Krebs erlegen, gegen den sie jahrelang gekämpft hatte. Und obwohl ihr Tod nicht unerwartet gekommen war, hatte er Kathryn sehr mitgenommen. Dann hatte sie kurz nach Valeries Beerdigung ein Schreiben von deren Anwalt erhalten, der Kathryn mitteilte, seine Mandantin habe ihrer besten Freundin das Strandhaus vermacht, vorausgesetzt, sie heirate vor ihrem dreißigsten Geburtstag. Sollte
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