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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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schob eine ziemlich junge und dralle Blondine zwischen uns. Sie schaute ein wenig schüchtern aus ihren mit dickem, schwarzem Strich umrandeten Augen und sagte höflich: »Guten Tag!«
    Rudi und Gisela kamen auf uns zu. Die beiden kenne ich, seitdem ich in Potsdam lebe, also schon dreiundzwanzig Jahre. Sie haben ihre Silberhochzeit schon hinter sich, und Rudi war der Erste in unserem Freundeskreis, der seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert hat. Trotzdem sind beide so energiegeladen und unternehmungslustig, dass alle Zwanzigjährigen dagegen wie rosa Duracell-Häschen wirken, deren Batterien aber leer sind. Gisela, von uns nur Gisi genannt, ist der Motor der Ehe. Sie treibt Rudi vom Hausbau zur Arbeit und in den Aktivurlaub. Rudi hingegen erinnert mich in seiner Gutmütigkeit, seiner etwas schwerfälligen Gelassenheit und vor allem in seinem Tanzstil an Balu, den Bären.
    »Mein Anwalt!«, rief ich ihm zu.
    »Meine Künstlerin!« Wir fielen uns lachend in die Arme.
    »Wir haben unserem Koch ein Messer geschenkt! Ist das nicht eine gute Idee?«, rief Gisi, die Ernährungswissenschaftlerin, zu meinem Entsetzen.
    »Ich habe ihm einen ganzen Messerblock besorgt!«, ereiferte sich Flo.
    Ich fiel aus allen Wolken! Hatte ich doch geglaubt, eine ganz außergewöhnliche Idee zu Carstens rundem Geburtstag gehabt zu haben! Anscheinend hatte mein ganzer Freundeskreis denselben Einfall gehabt! Schnell wechselte ich das unliebsame Thema.
    »Sag mal, Flo, ich warte immer noch auf deine Antwort auf mein anwaltliches Schreiben!« Rudi grinste schadenfroh, ungeachtet des blonden Busenwunders an Flos Seite. Der tat so, als ob er durch die laute Musik nichts verstanden hätte, zuckte mit den Schultern und drehte sich Richtung Tresen, um Getränke zu bestellen.
    »Hi, Tati! Was ist das denn für eine geile Party!« Kumpel Ronny schwenkte sein Bierglas zur Begrüßung. Mit ihm war unsere Jahrzehnte alte Runde vollständig. Ronny ist kein Busen-, dafür aber ein Bauchwunder. Sein Motto ist: »Wozu ein Sixpack, wenn ich ein ganzes Fass tragen kann!« Er ist mein bester Kumpel, geschieden und auch schon weit über vierzig. Er trägt einen Kaiser-Wilhelm-Bart und hatte zur Party gerade wieder Blutdruck. Natürlich einen zu hohen, was ich an seiner roten Gesichtsfarbe erkannte.
    »Hallo, mein Alter!«
    »Ich bin nicht alt!«
    »Natürlich nicht!« Ich streichelte ihm über seine Glatze.
    »Ein schönes Gesicht braucht eben Platz.«
    Gisi lachte und konterte.
    »Nee, Ronny, die Haare laufen vor deinem Gesicht davon!« Auf diesen Spruch stießen die umstehenden Partygäste johlend mit Ronny an. Die Stimmung stieg stetig. Mickie Krause sang »Finger in Po, Mexiko!«, und ich wollte mich gerade lautstark über die Musikauswahl beschweren, da fragte doch meine Schwester allen Ernstes in die Runde: »Apropos › Finger in Po ‹ , zur Prostata-Untersuchung musstet ihr schon, stimmt’s?«
    Das Lachen versiegte. Rudi sah irritiert aus. Hypochonder-Flo trank hektisch sein Glas aus.
    »Muss man das?«, fragte er ungläubig.
    »Ab fünfundvierzig sollte man das regelmäßig untersuchen lassen. Wenn man Prostatakrebs früh entdeckt, ist er heilbar!«, klugscheißerte meine Schwester, bevor ich die Unterhaltung unterbinden konnte.
    Ich zog Alexandra vorwurfsvoll beiseite: »Musst du immer mit diesen Themen anfangen, entspann dich lieber und feiere ein bisschen mit uns, ja?«
    »Du gehst mir mit deinem ständigen Optimismus auf die Nerven. Ab fünfzig ist das Urinieren nun mal wichtiger als Sex!«
    »Aber Carsten wird erst vierzig. Wir stehen in der Blüte unseres Lebens, und das werde ich jetzt auch feiern.«
    Alexandras Augen funkelten schwarz vor Ärger, und sie tat mir leid. Auf der einen Seite verstand ich sie. Ich weiß, wie anstrengend ihr Beruf ist; wie viel Leid sie täglich mit ansehen muss und wie hilflos sich Krankenschwestern in Anbetracht ihres Arbeitspensums und des Zeitdrucks fühlen müssen. Auf der anderen Seite war ich sauer, dass sie nicht mal auf Partys abschalten konnte. Diese ständige Aufregung änderte doch nichts an ihrer Situation. Außer, dass sie immer dünner wurde und sich ihre Augenschatten immer tiefer eingruben.
    Als es im nächsten Moment hinter mir gluckste, kreischte, jubelte und gickerte, wusste ich, dass das nur Freundin Dolores sein konnte. Sie ist Hebamme, und ihr Lachen ist so herz-erfrischend und ansteckend, dass eine Entbindung bei ihr ganz sicher eine lustige Sache ist. Ich drehte mich um. Doro stand

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