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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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sondern auch Carsten, um mich zu ärgern.
    ***
    Um das leidige Thema »Entlobung« ein für alle Mal zu beenden, war ich vor ungefähr einem Jahr, also drei Monate vor Carstens Geburtstag, auf die Idee gekommen, Flo mit juristischen Mitteln zu einer Entlobungsparty zu zwingen. Davon erhoffte ich mir nicht nur, dass es den nervtötenden »Wir sind ja noch verlobt«-Scherz überflüssig machen, sondern auch, dass Carsten diese Geste als kleinen Wink für seinen Heiratsantrag verstehen würde. Ich bat meinen Freund und Anwalt Rudi, einen offiziellen Brief an Quengel-Flo zu verfassen, was dieser in diebischer Vorfreude auf eine Freibier-Fete auch tat.
    Sehr geehrter Herr S.,
    am 18.12.1998 verlobten Sie sich mit meiner Mandantin, Frau Tatjana Meissner. Knapp vier Jahre später verließen Sie die gemeinsame Wohnung und kommen seither Ihren Pflichten als Verlobter in keiner Weise mehr nach.
    Eine Verlobung jedoch ist ein Heiratsversprechen, also eine verbindliche Übereinkunft, dass die Verlobten heiraten werden. Zwar kann das Heiratsversprechen nicht eingeklagt werden, wohl aber eine finanzielle Entschädigung.
    Der Kranzgeldparagraf (§1300 BGB) besagt: »Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet, so kann sie eine billigende Entschädigung in Geld verlangen!«
    Zwar wurde dieser Paragraf 1998 gestrichen, trotzdem muss, wer heute eine Verlobung löst, dem anderen unnütze Ausgaben erstatten.
    Von diesem Recht macht meine Mandantin Gebrauch und fordert Sie auf, entweder die Kosten für die Miete des damals gemeinsam bezogenen Hauses ab dem Zeitpunkt ihres Auszuges bis heute zu übernehmen oder aber einen verbindlichen Termin für die von Ihnen organisierte Entlobungsfeier umgehend bekanntzugeben.
    Als Termin für Ihre Antwort habe ich mir den 18.12. dieses Jahres (Ihren Verlobungsjahrestag) notiert.
    Mit freundlichen Grüßen.
    Rudi H.
    Rudi und ich hatten uns köstlich über den Brief amüsiert. Wir erhofften eine angemessene Reaktion, erfreuten uns an der Vorstellung des hyperventilierenden Flos, der bei jeglicher Aufregung sofort zum Blutdruckmessgerät greift. Aber nichts passierte! Kein Anruf, keine Erwiderung, gar nichts! Nicht einmal eine Einladung. Bis heute gab es keine anständige Party auf Flos Kosten. Stattdessen investiert er sein Geld lieber in junge Busenwunder.
    ***
    Drei Monate später wagte Flo es sogar, mit dem Entlobungs-Hinweis meine gute Laune an Carstens Geburtstagsmorgen zu verderben.
    »Mein lieber Flo, Witze sind beim zweiten Mal einfach nicht mehr lustig!«, stauchte ich ihn zusammen und wechselte harsch das Thema: »Wie alt ist denn deine Katie?«
    »Fünfundzwanzig, warum?«
    Irgendetwas schien mit ihm nicht mehr zu stimmen, seit er die vierzig überschritten hatte.
    Er gehörte seit geraumer Zeit zu der Sorte Männer, die mit dicken Autos rechts überholen, in einer Armani-Wolke lustwandeln und Frauen ab vierzig konsequent ignorieren, dagegen bei langbeinigen Blondinen, die ihre Töchter sein könnten, sofort zu sabbern beginnen.
    »Nee, warum denn das schon wieder? Warum suchst du nicht altersgerecht? Ältere Frauen sind besser, dazu ehrlich und aufrichtig. Die sagen dir direkt ins Gesicht, wenn du dich wie ein Idiot verhältst«, schimpfte ich aufgebracht in den Hörer.
    »Du bist bloß beleidigt, weil du schon weit über vierzig bist!«»Nein, bin ich gar nicht. Mir liegt nur dein Glück am Herzen, lieber Flo. Und außerdem haben Carsten und ich ein berechtigtes Interesse daran, dass du dir eine Frau suchst, die auch zu uns passt! Aber bring sie mit, es wird ja sowieso das einzige Mal sein, dass ich sie treffe.« Ich legte auf.
    Carsten hatte mich die ganze Zeit über den Küchentisch hinweg aufmerksam beobachtet.
    »Warum regst du dich über deinen Spätverlobten so auf?«
    »Weil er uns schon wieder ein Mädel präsentieren will, das ungefähr so alt ist wie meine Tochter! Wir feiern doch heute keinen Kindergeburtstag!«
    »Ich find das lustig, lass’ ihn doch!«
    Auch wenn es mir schwerfiel – denn immerhin war ich über drei Jahre mit ihm liiert gewesen –, musste ich konstatieren, dass Flo ein typischer Mann war und an einer ausgeprägten Mittlebenskrise litt. Immer diese jungschen Weiber! So war mein Carsten nicht, sonst hätte er mich ja nicht genommen.
    »Warum hast du dir eigentlich kein junges Betthäschen im Netz gesucht?«
    »Du bist mein junges Betthäschen!« So etwas hörte ich zu gerne und forderte kokett Nachschlag.
    »Du hast nicht einmal

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