Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Titel: Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Götting
Vom Netzwerk:
ziemlich hartes Pflaster, was Nachtleben und Gastronomie betrifft, und dort können auch italienische Lieferanten schon mal ziemlich humorlos reagieren, wenn sie monatelang ihrem Geld hinterherrennen.
    »Und dann ist der Typ einfach abgehauen?«, fragt Willi.
    »Vor diese Leute geht nicht einfach abhauen.« Ercole erzählt, dass Fabio ein paar Leute aus Foggia um Geld angepumpt hat. »Hat er einflussreiche Freunde hier. Versteht ihr?«
    »Nee«, sage ich.
    »Marco, schau mal, wir sind in Süditalien. Da brauchst du Freunde. Ist doch einfach, oder? Ich denke, du bist Reporter?«
    »Schon, aber kein Polizeireporter.«
    »Okay«, sagt Ercole, »also das läuft so – Fabio hat Freunde, die sein Schulden bezahlen. Sie haben ihm eine Gefallen getan. Jetzt ist er an die Reihe.«
    Und dann erklärt er, dass die Geschichte mit dem Immobilienjob gar nicht mal so falsch ist. Offenbar ist nur die Frage, wie man seine Position in der Branche interpretiert. Wenn es stimmt, was Ercole sagt, dann ist Fabio nicht etwa dafür zuständig, interessante Häuser und Grundstücke zu finden oder zu verkaufen, sondern sie, nun ja: überhaupt auf den Markt zu bringen. Er ist das freundliche Gesicht, gewissermaßen der good cop , einer regionalen Entmietertruppe, die für einflussreiche Geschäftsleute auf reichlich rustikale Weise Hotelanlagen und Landhäuser mit Meerblick erschließt. Auch eine Art, seine Schulden abzuarbeiten.
    Der Bürgermeister klebt förmlich an Ercoles Lippen: »Heißt das, der hängt mit dieser Investorengruppe zusammen, die hier den Platz kaufen will?«
    Ercole zieht die Augenbrauen hoch: »Woher du weißt davon?«
    »Hört man so. Und ich habe gesehen, wie er mit Massimo diskutiert hat. Nein, gestritten haben sie, aber heftig.«
    »Was? Echt? Die wollen den Platz verkaufen?« Ich kann das nicht glauben. Gerade jetzt, da ich mich eingelebt habe.
    »Von wollen kann keine Rede sein«, sagt Helmut. »Oder?«
    Ercole wird dieses Gespräch allmählich sichtlich unangenehm, er redet jetzt auch leiser. Als ob uns hier jemand belauschen könnte. »Ihr solltet nicht zu viele davon wissen«, sagt er, »könne diese Leute sehr unangenehm werden.«
    Er sagt: »Schaut euch hier um. Ist eine Paradies. Und jetzt stellt euch mal vor, dass hier keine Wohnwagen mehr stehen, aber schicke Bungalows. Und ich meine, richtig schicke Bungalows, nicht solche wie jetzt. Könnt ihr euch vorstellen, wie viele Geld man da verdienen kann?«
    Willis Mund steht weit offen. »Nee, oder?«
    Der Bürgermeister nickt anerkennend. Ungefähr so wie die Männer, als sie zum ersten Mal vor Herberts mächtigem Charisma standen. »Das ergibt Sinn«, sagt er.
    Mir wird ein wenig mulmig. Bisher habe ich Fabio für einen amüsanten Volltrottel gehalten, der mit seinen Hormonen nicht so recht klarkommt. Und obwohl sich bei mir allmählich alles dreht, macht mich die Vorstellung nervös, dass meine Frau mit einem Halb-Mafioso durch die Bars von Sepiana zieht und Schampus trinkt. Ein letzter Versuch auf Lenas Handy. Diesmal klingelt es gar nicht erst, stattdessen springt die Mailbox direkt an. Ich denke: Scheiße!
    Helmut ist der Einzige, der offenbar immer noch einigermaßen gerade gehen kann, jedenfalls rennt er ziemlich zielstrebig in Richtung Toilette.
    »Leute, lasst uns ein Taxi rufen. Ich will nach Lena suchen.«
    Ercole prustet: »Vor morgen früh wird da keins kommen.«
    »Also, ich kann nicht mehr fahren«, lallt Willi.
    Ercole überlegt einen Augenblick, dann sagt er: »Ich hab’s!« Es klingt so wie bei Wickie, nachdem der sich die Nase gerieben hat. »Nehmen wir Massimos Ape! Ich weiß, wo der Schlüssel ist.«
    »Nette Idee, aber wie sollen wir da alle reinpassen?«, sage ich.
    »Ich bin dabei. Ich setz mich auf die Ladefläche«, trompetet Willi.
    Ercole geht hinter die Bar, um seiner Profimaschine doppelte Espressi für alle zu entlocken. In der Tür rennt fast der Bürgermeister in ihn hinein, der plötzlich kreidebleich ausschaut. Als er an unseren Tisch tritt, stützt er sich auf eine Stuhllehne: »’tschuldigung, ich muss sofort ins Bett, mir ist so schlecht.« Dann taumelt er davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Ich kippe seinen Espresso auch noch runter, kann ich jetzt eh gut gebrauchen. Ercole schließt die Tür zur Terrasse ab, unsere schmutzigen Gläser und Tassen versucht er hinter die Theke zu stellen, wobei zwei Gläser zu Bruch gehen. Dann machen wir uns auf den Weg zur Rezeption, die Ape holen.
    Wir keuchen beduselt den Hügel

Weitere Kostenlose Bücher