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Alles bestens

Alles bestens

Titel: Alles bestens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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kurz vor Treptow, Nähe Friedrichshain, guckten die Leute nicht mal.
    Ich war gespannt, was Sandra mir zeigen wollte.
    Etwa die Skulpturen auf der Spree? Mann, die hatte ich schon bis zum Abwinken gesehen, vom Badeschiff aus. Sie machten mich nervös, weil es drei Männer sind, aber man immer nur zwei sieht, weil sie so geschickt aneinandergeschweißt sind, dass einem einer immer verloren geht, egal von welcher Seite man guckt.
    »Komm mit«, sagte sie. Ihre braunen Haare flatterten im Wind. Es war hier deutlich kühler.
    Wir gingen an der Skulptur vorbei und blieben stehen. Sandra zeigte Richtung Westen. Da ging gerade die Sonne unter. Der Himmel war orange.
    »Du musst durch die Löcher in den Himmel gucken.«
    Sie meinte die Löcher in den Männern. Es waren nämlich nicht nur drei Männer, von denen man nur zwei sah, sie waren auch noch voller Löcher. Ausgestanzt, die Armen.
    »Such dir ein Loch aus«, rief sie. Der Wind und die Spree waren jetzt so laut, dass sie rufen musste. Ich kam mir vor wie auf einem Kahn, aber ich stand mit beiden Beinen auf einem Stück Steg, der in die Spree ragte.
    »Warum?«
    »Mach schon!«
    Die Männer waren riesig. So nah war ich noch nie an sie herangetreten, und es war auch gar nicht so einfach, sich für ein Loch zu entscheiden. Außerdem hatte sie meine Frage noch nicht beantwortet.
    »Warum soll ich das tun?«, fragte ich noch mal.
    Aber mit Penetranz kommt man nicht unbedingt weiter. Sie ignorierte mich einfach und konzentrierte sich auf ein Loch im linken Mann.
    »Ist das die neue Art, Sonnenuntergänge zu beobachten?«
    Sie antwortete nicht.
    »Oder eine Form von Meditation?«
    Sie schaute mich nicht mal an.
    Langsam hatte ich genug von meiner Nerverei und hielt die Klappe. Das hätte ich schon früher tun sollen. Plötzlich tat sich eine Stille auf, mit Spreebrise und lauter orangen Löchern. Ich musste an glückliche Goldfische im Himmel denken und an die ausgelöffelten Kugeln Fruchtfleisch von Galia-Melonen, die ich mir so gern im Liegen auf unserem Ledersofa einwarf, und ich schmeckte ihre kühle Süße und spürte Sandra neben mir, wie sie da ganz ruhig stand und schaute, und ich schaute auch und wurde auch ganz ruhig.

Der falsche Vollmond
    An dem Abend redeten wir nicht weiter über das, was wir in den Löchern gesehen hatten. Sandra sagte nur, man sähe jedes Mal etwas anderes; und dass es immer intensiv sei; und ich würde schon noch merken, was es mit mir macht.
    Wir stiegen dann wieder aufs Pferd. Ich musste zuerst aufsteigen. Vorhin war ich erst auf eine Palette geklettert und von da aufs Pferd. Hier gab es keine Paletten. Aufs Geländer wollte ich nicht klettern, ich hatte Angst, in die Spree zu fallen. Sie hielt mir die Hände hin, und ich dachte, sie macht eine Räuberleiter, aber sie fasste mich um den linken Knöchel und sagte: »Bei drei federst du ab. – Eins – zwei – drei!« Und, hopp, gab sie mir Schwung von unten und ich saß auf dem Pferd. Sie selbst schaffte es allein, mit einer Mischung aus Klimmzug an der Mähne und Körperbeherrschung, wobei sie ein Bein ballettmäßig über den Pferdekopf schwang. Das hatte mich vorhin schon fast gar nicht umgehauen, wie viel Kraft und Präzision in so einem Mädchenbein steckt.
    Wir ritten über die Treptower Brücke, sahen die Sandhügel, Mauersteine, Mörtelwannen, Bagger, die wie beim Fressen eingeschlafene Tiere herumstanden. Von Weitem die rote Oberbaumbrücke. Gelbe U -Bahn-Wagen ratterten durch die Brückentürme, Autos fuhren hin und her. Die Sonne war versunken. Nichts war bequemer als der weiche Rücken von Sandras grauem Gaul. Er – oder vielmehr sie – ging auch sehr anständig, war nicht zappelig oder sprang gar zur Seite. Es war auch kein Hufgeklapper zu hören, es war, als würden die Hufe den Boden gar nicht berühren, ein heiliges Pferd!
    Falls ihr versteht, was ich meine: Die Wärme des Pferdes und die Berührung mit Sandra malten mich aus. Bislang war ich schwarz-weiß durch die Gegend gelaufen, ein armseliges Strichmännchen, aber jetzt saß ich in satten Orange- und Rottönen hinter Sandra und meine Wärme strahlte mit ihrer zusammen. Leute, jeder konnte vom Flugzeug aus unsere Aurafarbe sehen! Von oben sahen wir bestimmt wie ein einziges Wesen aus, mit drei Köpfen, vier Armen, acht Beinen, eng verschlungen mit Mähne und Schweif. Die Göttin hatte mich auf ihrem Löwen mitgenommen!
    Ich spürte nicht mehr, wo meine Arme aufhörten und wo Sandras Hüfte anfing. Ich hörte Sandra

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