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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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nächsten Tag erwachte, war es draußen bereits hell. Seine Augen öffnend, sah er direkt durch ein Fenster den Himmel, der blau und klar war, als wäre nichts geschehen. Ihm war heiß. Er schlug die Bettdecke zurück und blickte an seinem nackten Körper hinab.
Karen entstand vor seinem inneren Auge. Wie sie dagelegen hatte, so verletzt, so geschunden, und doch so entspannt und friedlich.
»Geh deinen Weg!«, hallte ihre Stimme in seinem Geist nach.
Er konnte sich an nichts mehr erinnern, was danach passiert war.
Irgendjemand musste ihn gewaschen haben. Von dem ganzen Blut, das ihn überall am Körper befleckt hatte, war nichts mehr zu sehen. Er roch an seinem Unterarm. Er duftete leicht nach parfümierter Seife.
Um seine rechte Hand hatte jemand einen Verband angelegt. Die Finger waren frei. Als er sie bewegte, schmerzte die Hand, aber es war erträglich.
In der linken Armbeuge klebte ein Heftpflaster. Mit einem Ruck löste er es und enthüllte eine Einstichstelle.
Er setzte sich auf. Abgesehen vom Bett war ein Stuhl das einzige Mobiliar in der kleinen Kammer. Über dem Stuhl hingen Kleidungsstücke, die ihm unbekannt waren. Vor dem Stuhl stand ein Paar Schuhe, das er als das seine identifizierte. Es war frisch geputzt.
Gegenüber dem Fenster hing ein Bild an der Wand: Eine Schafherde weidete friedlich auf einer saftig grünen Koppel. Ein Schäfer war nicht zugegen, doch sein Hund rannte aufgeregt und übereifrig an den Schafen entlang. Er wirkte aggressiv, gerade so, als ob er seine Arbeit ein wenig zu ernst nehmen würde.
Frank stand auf und griff nach den Kleidungsstücken. Er schlüpfte in die Unterhose, dann zog er sich das ausgewaschene karierte Hemd und die graue Hose über. Die Hose war ihm zu groß, doch zum Glück waren Hosenträger an die Hose geklammert. Er stülpte sich die Träger über und ging zum Fenster.
Die Raumhöhe empfand er als verhältnismäßig niedrig.
Unterhalb des Fensters, das sich im ersten Stock befinden musste, grenzte ein eher behelfsmäßig wirkender Holzzaun einen kleinen Kräutergarten ein. Etwa vierhundert Meter vom Haus entfernt begann der Wald, Laub- und Nadelbäume verwuchsen zu einer undurchdringlich wirkenden Mauer. Am Saum des Waldes arbeiteten im Schatten der Bäume zwei Männer. Nein, als er die Augen zusammenkniff, entdeckte Frank noch einen dritten, der im Gegensatz zu den beiden anderen auf dem Boden saß und auf etwas in seinen Händen starrte. Die ersten beiden stachen mit Spaten in den Boden, sie hoben eine Grube aus. Der eine wirkte wohlbeleibt, und dabei kräftig, als wäre er körperliche Arbeit gewöhnt. Auch war seine Haut vom vielen Aufenthalt unter freiem Himmel braun gebrannt.
Den anderen Schaufelnden kannte Frank. Es war Tristan.
Frank wollte hinab, helfen. Das war er Karen schuldig. Er verließ die Schlafkammer und sah sich um. In wenigen Metern Entfernung führte eine Treppe hinab ins Erdgeschoss.
Die Dielen ächzten unter seinen Sohlen und neben ihm öffnete sich eine Tür.
Der ausgemergelte Kopf einer alten Frau kam im Türspalt zum Vorschein, völlig abgemagert, die Haare schütter. Als die Alte den Mund öffnete, hielt gerade noch ein Zahn als letzter Überlebender einsam die Stellung im verlassenen Gebiss. Sie sagte etwas zu ihm. Auch wenn sie noch dazu fähig gewesen wäre, alle Konsonanten zu formulieren, Frank hätte die Sprache nicht verstehen können. Es klang fremd in seinen Ohren, Kauderwelsch. Er konnte nicht einmal identifizieren, ob es freundliche oder unfreundliche Worte waren. Die Frau gab auf. Ihre Hand machte eine wegwerfende Bewegung, dann verschwand die Alte wieder in ihrer Kammer und schloss die Tür hinter sich.
Die Stufen hinab, fand Frank schnell die Hintertür, die, durch eine Waschküche hindurch, ins Freie führte. Am Kräutergarten vorbei, ging er auf die drei Männer zu. Der Kräftige, der mit Tristan die Grube aushob, erspähte ihn zuerst und machte Tristan darauf aufmerksam. Tristan ließ den Spaten zu Boden fallen und kam Frank entgegen.
Ohne ein Wort zu sagen, schlang er seine Arme um ihn und drückte ihn kraftvoll an sich. Frank erwiderte die Begrüßung auf die gleiche Weise.
Mehrere Sekunden standen sie, in sich versunken, so da, dann lösten sie sich.
Die zwei anderen Männer standen hinter Tristan, Frank schätzte sie auf mindestens sechzig Jahre.
»Jan Petersen«, stellte sich der Stärkere vor, der mit Tristan gegraben hatte, »Paul Kramer«, der, den Frank sitzend gesehen hatte.
Frank nickt nur und nannte seinen

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