Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
Vom Netzwerk:
ihn darstellte. Eine weitere Sekunde für die beiden Kontrahenten, um ihre Ziele zu erfassen.
Ein lauter Knall.
Für einen Augenblick war Frank nicht klar, wer von den beiden geschossen hatte.
Dann sah er den roten Fleck, der sich auf Dieters Stirn bildete. Auf Dieters Gesicht spiegelte sich Unglauben wider. Eben noch der Traum davon, in die Annalen einzugehen, und jetzt nur noch einen letzten Atemzug vom Tod entfernt.
Der Arm mit der Waffe glitt Dieter schlaff nach unten, für endlose vier Sekunden stand er ohne zu schwanken aufrecht und starrte zu den dreien hinüber. Dann sackte er kraftlos in sich zusammen, als ob sämtliche Muskeln gleichzeitig versagt hätten.
Er war tot.
Ein Stöhnen riss Frank aus seiner Beobachtungshaltung.
Erschrocken drehte er sich zu Karen um. Sie stand, mit dem Rücken an einen Stapel Pappkartons gelehnt, und blickte ihn mit trüben Augen an. Ihre Hände hielt sie auf ihren Bauch gepresst und versuchte damit verzweifelt, das aus ihr strömende Blut aufzuhalten. Erfolglos. Unaufhaltsam quoll der Lebenssaft aus ihr heraus, spritzte zwischen ihren Fingern hindurch in kleinen Bögen ins Freie und rann an ihren Beinen hinab zu Boden. Zu ihren Füßen bildete sich bereits eine Lache, in der auch Franks Waffe lag.
Ihre Knie gaben nach und langsam rutschte sie die Kartons entlang nach unten. Frank und Jakob griffen nach ihr, um ihre Bewegung zu verlangsamen und schließlich erschlaffte Karens Körper in einer schräg sitzenden Position. Karen hinterließ eine breite rote Spur auf den Pappkartons, an denen sie hinab geglitten war.
Dieter und Karen hatten gleichzeitig abgedrückt, zwei Schüsse, ein Knall, zwei Volltreffer.
Auch aus Karens Stirnwunde, die sie sich beim Sturz von der Treppe zugezogen hatte, floss nun unaufhaltsam Blut über ihr Gesicht und verklebte bereits ihr rechtes Auge. Das linke war geöffnet und sein Lid flackerte. Die Pupille wanderte suchend umher und fand schließlich ihr Ziel.
»Frank«, flüsterte Karen leise.
»Wir bringen dich nach oben«, sagte Frank und drückte seine Hände ebenfalls auf Karens Bauchwunde. Es zeitigte ebenso wenig Wirkung wie Karens eigener hilfloser Versuch.
»Nein«, widersprach Karen. »Es ist vorbei.«
»Wir bringen dich nach oben, in die Charité«, bekräftigte Frank noch einmal, »wir werden dich retten.«
Hilfe suchend sah er zu Jakob, der inzwischen seinen Arztkoffer geöffnet hatte.
»Sie hat bereits sehr viel Blut verloren«, meinte Jakob und griff nach Mullbinden für einen Pressverband.
»Zu viel«, berichtigte ihn Karen, »ihr braucht mir nichts vorzumachen. Ich spüre, dass es zu Ende geht.«
»Nein, Karen, das kann nicht sein«, protestierte Frank und riss Jakob die Mullbinden aus der Hand, um sie auf die klaffende Wunde zu pressen. In Sekundenschnelle verfärbten sie sich rot und ließen das frische Blut durchsickern.
»Mehr!«, befahl Frank und Jakob entnahm seinen ganzen Vorrat und drückte ihn gemeinsam mit Frank auf Karens Bauch.
Unter großer Anstrengung sah Karen an sich hinab.
»Es ist sinnlos«, sagte sie.
Frank und Jakob wussten, dass sie Recht hatte, und doch wollten sie es nicht eingestehen.
»Frank«, flüsterte Karen.
»Ja.«
»Wir müssen zurück. Robert muss dies alles wissen.«
Ihre Stimme versagte. Dann holte sie tief Luft und begann von neuem.
»Und die andere Karen. Sie muss hierher zurück. Wir haben hier schon genug durcheinander gebracht.«
»Du musst jetzt an dich denken, Karen, nicht an andere.«
Karen nahm die ganze ihr verbleibende Kraft zusammen. »Nein, Frank. Wir wollten das alles nie für uns tun. Wir wollten es für andere tun. Auch wenn wir es nie ausgesprochen haben, uns war immer bewusst, dass es unser Leben kosten könnte.«
»Es wird dich nicht dein Leben kosten, Karen.«
»Du brauchst mich nicht zu beruhigen, Frank. Hol die Signalgeber.«
Widerwillig stand Frank auf. Jakob presste weiter die mit Blut durchnässten Mullbinden auf Karens Wunde.
Frank beeilte sich, die Medaillons aus Dieters Kitteltasche zu fischen und zu Karen zurückzukehren.
Er legte eines der Kettchen um Karens Hals, das andere um seinen eigenen.
»Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen, Jakob, jede Sekunde zählt. Vermutlich wird Karen gleich wieder hier auftauchen, unverletzt«, er öffnete die beiden Medaillons, während er sprach.
»Sie wird sich an nichts erinnern, was seit gestern Abend passiert ist. Kümmere dich um sie! Und kümmere dich um Claire, bitte! Auch wenn du das alles nicht verstehst.«
Obwohl die

Weitere Kostenlose Bücher