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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Omen gleich, schüttelte ein schwerer Hustenanfall den Körper Professor Robert Gothaers.
»Du bist körperlich kaum dazu in der Lage«, sagte Marianne.
»Und von euch spricht keiner ein Wort Englisch«, meinte Robert, der sich wieder gefangen hatte.
»Ich werde dich begleiten«, beschloss Frank, der begriff, dass es unabdingbar war, dass sie Robert ins Jahr 1944 schickten, »ich war in der 1399er Ebene, ich war in der 1944er Ebene und ich werde auch in die Vergangenheit reisen.«
Seine Worte – klar und selbstbewusst – ließen keinen Alternativvorschlag zu.
»Robert«, begann Tristan leise, »Frank und ich, wir müssen dir noch etwas mitteilen.«
Frank sah betreten nach unten.
»Ich habe euch von Claire erzählt und von Jakob Levy. Wir wissen alle, da wir damals in dem verlassenen Bürogebäude am Westhafen in Germania die vielen alternativen Ebenen auf unsere Resonanzkörper überprüft haben, dass in der 1944er Ebene ebenfalls ein Frank Miller lebt, ein Tristan Hartwig, ein Dieter Wiegand und eine Karen Degner. Aber was war mit Claire und Jakob? Das interessierte mich. Ich habe nachgesehen, in diesem 'Internet', von dem Tristan und ich erzählt haben. Keinen der beiden Namen konnte ich finden, was aber nicht zwangsläufig etwas aussagen muss, es gibt dort – zum Glück – keine umfassende staatliche Überwachung. Dann tippte Tristan 'Robert Gothaer' in die Tastatur ein, dann 'Robert Gothare' und als auch dies fruchtlos blieb, den Namen von Roberts Vater: 'Frank Gothare'.«
»Ich weiß nicht, ob ich das Ergebnis wissen möchte«, unterbrach Robert.
»Du musst es wissen«, fuhr Frank fort, »denn es wird deine Entscheidung beeinflussen, ob du den Plan tatsächlich zu einem Ende bringen willst.«
»Was weißt du über deinen Vater, Robert, in Bezug auf die Kriegstage im Juni 1944?«, wollte Tristan wissen.
»Er war Pilot bei der Königlichen Luftwaffe. Ende Mai und Anfang Juni lag er mit einer schweren Grippe im Bett. Ich weiß das, weil er es mir während meiner Kindheit immer und immer wieder erzählt hatte. Es sei ein Wink des Schicksals gewesen, sagte er dann stets. Er sei bis zum fünften Juni im Lazarett gewesen. Für die Invasion, an der er eigentlich hatte teilnehmen sollen, war er dienstunfähig geschrieben worden. Am nächsten Tag, am sechsten Juni, sei mit dem sonnigen Tag auch seine Gesundheit wieder gekehrt. Leider war der Tag überschattet von der erlittenen Niederlage. Die alliierten Truppen leckten ihre Wunden und bereiteten sich auf die nun anstehende Verteidigung der britischen Inseln vor.«
»In der anderen Ebene, am sechsten Juni 1944, da war dein Vater auch wieder diensttauglich.«
»Wann wurdest du geboren, Robert?«
»Am 9.9.1946.«
»Dein Vater, besser gesagt, das Alter Ego deines Vaters, ist am 6. Juni 1944 in der Normandie gefallen. Ein deutsches Flugabwehrgeschütz hat sein Flugzeug bereits kurz nach Beginn der Kampfhandlungen vom Himmel geholt.«
Robert wurde bleich, seine Lippen bebten.
»Es wäre besser gewesen, ihr hättet es für euch behalten«, sagte er.
»Eine viel zu schwere Bürde«, widersprach Frank.
Der Professor nickte stumm.
»Brauchst du Bedenkzeit?«, wollte Tristan wissen.
Wie eine Wachsmaske wirkte das Gesicht Roberts, sein Blick ging geradeaus, ohne irgendetwas zu fixieren, die Lippen, die sich wieder beruhigt hatten, waren blutleer, die Mimik blieb regungs- und ausdruckslos.
Erst nach langen Sekunden kam wieder Bewegung in seine Gesichtszüge.
»Nein«, sagte er dann, »ich brauche keine Bedenkzeit. Ich werde tun, was ich tun muss. Und wir werden heute noch reisen. Hemmbacher ist uns zu dicht auf den Fersen.«
Und nach einer weiteren Pause ergänzte er: »Ganz abgesehen von allem anderen, bin ich es allein schon Karen schuldig. Sie wird wieder leben. Genauso, wie sie unter keinem nationalsozialistischen Regime aufwachsen wird, wird sie auch mich nie getroffen haben. Sie wird in keine andere Ebene wechseln, um dort erschossen zu werden.«
»Und ich werde dir ebenfalls nie begegnen«, führte Frank den Gedankengang fort, »kein Dieter Wiegand und kein Frank Miller werden in die 1399er Ebene transferiert. Es wird dort keine Gründung der NSDAP geben. Frank Miller wird nicht von Dieter Wiegand vor den Zug gestoßen und er kann das Heiratsversprechen einhalten, das er seiner Claire gegeben hat.«
Trauer erfüllte Frank. Claire sollte ihre Zukunft nicht mit ihm teilen. Und dennoch freute er sich gleichzeitig auch für sie. Claire und der andere Frank sollten vereint und

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