Alles fuer die Katz
oder andere Katze auf die Haube. Einige Bauern waren richtige Katzennarren und hielten sie nicht allein aus praktischen Gründen; in solchen Höfen fand sich gleich eine ganze Reihe kleiner Wesen, die die unverhoffte Wärme zu würdigen wussten, und wenn ich wieder wegfuhr, bedeckte ein Muster aus schlammigen Pfotenspuren jeden Zentimeter des erhitzten Blechs. Die Spuren trockneten rasch ein, und da ich weder Zeit noch Lust hatte, den Wagen zu waschen, blieben sie als eine Art Dauerschmuck bestehen.
Auf meinem täglichen Rundgang durch unser ländliches Städtchen sah ich viele alte Leute, die in ihren kleinen Cottages mit einer Katze im Schoß oder am Kamin saßen. So hatten sie Gesellschaft und mussten ihr Leben nicht einsam fristen.
All diese Begegnungen machten mich immer wieder auf Katzen aufmerksam, und doch wurden sie von unserem Bildungssystem übergangen. Aber das war vor mehr als fünfzig Jahren, und schon damals begann sich ein Wandel abzuzeichnen. An den Fakultäten für Tiermedizin wurden Katzen allmählich in den Lehrplan aufgenommen, und so befragte ich eifrig die Studenten, die bei uns hospitierten. Später, als unsere Praxis erweitert wurde, horchte ich die jungen Assistenten aus, die mit lauter neuen Erkenntnissen zu uns kamen. Selbst in den Fachzeitschriften tauchten inzwischen Artikel über Katzen auf, die ich mit großem Interesse verschlang.
In den gut fünfzig Jahren, die ich als Tierarzt praktizierte, trug die Forschung immer neue Früchte, und heute, da ich mich aus dem Berufsleben zurückgezogen habe und alles hinter mir liegt, blicke ich oft zurück und denke über die Veränderungen nach, die in dieser Zeit eingetreten sind. Die wissenschaftliche Anerkennung von Katzen war natürlich nur ein kleiner Bestandteil der Revolution, die meinen Berufsstand beinah von Grund auf umwälzte, ebenso wie das Verschwinden der Zugpferde, die Einführung von Antibiotika, die die fast mittelalterlichen Medizintränklein hinwegfegten, die ich bis dato hatte anwenden müssen, die neuen chirurgischen Methoden, die wunderbaren Schutzimpfungen, die überall Verbreitung fanden – es kommt mir vor wie die Verwirklichung eines Traums.
Heute zählen Katzen unbestritten zu den beliebtesten Haustieren. Bedeutende Tierärzte widmen ihnen umfangreiche, prestigeträchtige Werke, es gibt sogar etliche Veterinäre, die sich allein auf Katzen spezialisieren.
Vor dem Schreibtisch, an dem ich sitze, steht eine lange Reihe von alten Lehrbüchern, die ich in fernen Jugendtagen studiert hatte. Sisson ist dabei, so gewaltig wie ehedem, und all die anderen, die ich immer wieder zu konsultieren pflege, wenn ich mich an bestimmte Erlebnisse erinnern oder einfach einmal herzhaft lachen möchte; daneben stehen jedoch die prachtvollen neuen Bände, die nur ein Thema kennen – Katzen. Oft denke ich auch an die seltsamen Vorurteile zurück, die viele Leute Katzen gegenüber hegten: Sie seien selbstsüchtige Wesen, die ihre Zuneigung nur dann zeigten, wenn sie sich davon einen Vorteil versprächen, und die niemals der bedingungslosen Liebe fähig wären, die ein Hund zu geben vermöge. Sie seien absolut selbstgenügsame Kreaturen, die sich nur um die eigenen Belange kümmerten. Was für ein Unfug! Ich habe so viele Katzen erlebt, die ihre Köpfe an meinem rieben und mit sorgsam eingezogenen Krallen meine Wangen berührten. In meinen Augen sind das unmissverständliche Zeichen von Liebe.
Während ich dies hier schreibe, haben wir gerade keine Katze im Haus, weil unser Border Terrier nicht gut mit ihnen auskommt und sie bei jeder Gelegenheit durch die Gegend scheucht. Allerdings rennt er erst nach ihnen los, denn obwohl er es gern mit jedem Hund aufnimmt, ob groß oder klein, fürchtet er sich insgeheim vor Katzen. Wenn eine Katze seinen Weg kreuzt, macht Bodie lieber einen weiten Bogen um sie. Doch wenn er schläft – im Alter von dreizehn Jahren seine Lieblingsbeschäftigung –, besuchen uns die Nachbarskatzen aus dem ganzen Dorf. Vor unserem Küchenfenster steht eine brusthohe Mauer, und dort versammeln sich alle möglichen Vertreter der Gattung, um zu sehen, was wir ihnen bieten können.
Stets halten wir verschiedene Leckereien für sie bereit, die wir auf dem Mauersims verteilen. Unter den Besuchern gibt es aber einen wunderschönen gelbweißen Kater, der so zutraulich ist, dass er viel lieber gestreichelt als gefüttert werden möchte. Während er unter ohrenbetäubendem Schnurren versucht, seine Nase in meine Hand zu
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