Alles fuer die Katz
während das Schnurren aus dem weichen Brustkorb gerollt kam, bis es durch den ganzen Laden widerhallte.
Sogar mein Kauf der Hustendrops ging nicht ohne ein gewisses Zeremoniell ab. Der große Mann hinter der Theke schnupperte ernst an dem Päckchen und schlug sich dann mit der Hand mehrmals auf die Brust. »Man riecht förmlich, wie gut sie tun, Mr. Herriot, die heilenden Dämpfe. Diese Drops werden Sie unverzüglich wieder auf die Beine bringen.« Er verbeugte sich und lächelte, und ich hätte schwören können, dass Alfred ebenfalls lächelte.
Ich zwängte mich zwischen den Damen hindurch und trat hinaus, und als ich die Straße hinabging, staunte ich zum x-ten Male über das Phänomen Geoffrey Hatfield. Es gab noch mehrere andere Süßwarenläden in Darrowby, große Geschäfte mit Schaufenstern links und rechts vom Eingang, die ihre Waren ansprechend auslegten, doch keines von ihnen machte auch nur entfernt einen solchen Umsatz wie das winzige Unternehmen, das ich soeben verlassen hatte. Zweifellos lag das einzig und allein an Geoffs unübertroffener Verkaufstechnik, und die war gewiss keine Schauspielerei; sie war geboren aus vollständiger und aufrichtiger Hingabe an seine Berufung, aus Freude an dem, was er tat.
Sein Benehmen und seine vornehme Sprechweise provozierten manch deftigen Kommentar von den Männern, die mit ihm im Alter von vierzehn Jahren die städtische Schule abgeschlossen hatten, und in den Pubs nannte man ihn oft den »Bischof«, doch das war gutmütiger Spott, denn er war ein beliebter Mensch. Und die Damen vergötterten ihn natürlich und liefen ihm in hellen Scharen zu, um sich in seinen Aufmerksamkeiten zu sonnen.
Ungefähr einen Monat später war ich wieder in seinem Geschäft, um eine Tüte von der Lakritzmischung zu kaufen, die Rosie so gern hatte. Das Bild war unverändert: Geoffrey lächelnd und lautstark, Alfred an seinem Platz und jede Bewegung im Blick; beide strahlten Würde und Wohlergehen aus. Als ich meine Süßigkeiten einpackte, flüsterte mir der Besitzer ins Ohr: »Ich schließe heute um zwölf Uhr und mache Mittagspause, Mr. Herriot. Würden Sie so freundlich sein, vorbeizukommen und Alfred zu untersuchen?«
»Ja, natürlich.« Ich schaute zum Ende des Ladentischs auf die große Katze. »Ist er krank?«
»Oh, nein, nein... ich habe nur das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.«
Später klopfte ich an der verschlossenen Tür; Geoffrey ließ mich in den ausnahmsweise einmal leeren Laden und führte mich durch den mit dem Vorhang abgeteilten Durchgang in sein Wohnzimmer. Mrs. Hatfield saß am Tisch und trank Tee. Sie war eine viel bodenständigere Persönlichkeit als ihr Mann. »Hallo, Mr. Herriot, Sie sind gekommen, um sich den kleinen Kater anzusehen.«
»So klein ist der nicht«, sagte ich lachend. Und wirklich, Alfred sah gewichtiger aus denn je, wie er dort am Feuer saß und ruhig in die Flammen schaute. Als er mich sah, stand er auf, stolzierte gemächlich über den Teppich und strich mit dem Buckel an meinen Beinen entlang. Ich fühlte mich seltsam geehrt.
»Er ist wirklich schön, nicht wahr?«, murmelte ich. Ich hatte ihn mir seit geraumer Zeit nicht genauer angesehen, und das freundliche Gesicht mit den dunklen Streifen, die über seine Stirn bis zu den intelligenten Augen verliefen, gefiel mir wie nie zuvor. »Ja«, sagte ich und streichelte das Fell, das im Schein des flackernden Feuers üppig glänzte, »du bist ein hübscher großer Bursche.«
Ich drehte mich zu Mr. Hatfield um. »Mir kommt er gesund vor. Was macht Ihnen denn Sorgen?«
»Oh, vielleicht ist es ja gar nichts. An seinem Aussehen hat sich nicht das Geringste verändert, doch mir fällt nun schon seit mehr als einer Woche auf, dass er nicht ganz so scharf auf sein Futter und nicht ganz so lebhaft ist wie sonst. Er ist nicht wirklich krank... er ist nur anders.«
»Ich verstehe. Nun, dann wollen wir ihn uns mal anschauen.« Ich untersuchte die Katze gründlich. Die Temperatur war normal, die Schleimhäute von einem gesunden Rosa. Ich holte mein Stethoskop hervor und auskultierte Herz und Lunge – keine ungewöhnlichen Geräusche. Das Abtasten des Abdomens ergab keinen Hinweis.
»Nun, Mr. Hatfield«, sagte ich, »allem Anschein nach fehlt ihm nichts. Vielleicht ist er ein wenig erschöpft, aber man sieht es ihm nicht an. Ich gebe ihm für alle Fälle eine Vitaminspritze. Die dürfte ihn aufmuntern. Sagen Sie mir in ein paar Tagen Bescheid, wenn es ihm nicht besser geht.«
»Ich bin
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