Alles fuer ihn - Band 1
Feuertaufe. Es ist das erste Projekt, mit dem man sie betraut hat. Claire ist schließlich erst 25, da ist so ein Event schon ein großer Vertrauensbeweis. Wir beide stammen aus bescheidenen Verhältnissen, wir mussten kämpfen, um uns in diesem schicken San Francisco zu behaupten. Der Abend bei den Lorrigthons ist die Gelegenheit, die finanziellen Helfer zu finden, die sie braucht. Claire muss die anwesenden Geschäftsfrauen und -männer davon überzeugen, an dem Aufbau einer neuen Kulturstätte mitzuwirken. Ich habe versprochen, ihr dabei zu helfen, denn das betrifft auch mich: es ist geplant, dass ich in diesem Theater zusammen mit anderen Absolventen der Musikakademie spiele.
Claire sieht umwerfend aus. Sie ist von natürlicher Schönheit und trägt an diesem Abend ein dunkles Etuikleid, ein sehr vornehmes, professionelles Outfit. Claire braucht bloß ihren angeborenen Charme spielen lassen, um die Leute zu überzeugen. Da mache ich mir wirklich keine Sorgen bei ihr, aber ich weiß, dass meine Freundin viel Verantwortung trägt. Ich selbst habe mich auch herausgeputzt, natürlich mit Claires Hilfe. Ich gefalle mir in dem bordeauxroten, stark taillierten Seidenkleid, das meine Silhouette betont. Selten fühle ich mich in solchen Kleidern wohl. Mit den hohen Absätzen, in diesem Kleid, das meine Haut in der leichten Abendbrise streift, fühle ich mich besonders sexy, beinahe aufreizend. Claire kann es nicht lassen, immer wieder sowohl das Kleid an mir als auch ihre gute Wahl meiner Garderobe zu loben!
„Eléa, amüsiere dich heute Abend. Überlass die meiste Arbeit mir, okay? Wenn du Männer triffst, die dir gefallen, merke dir ihre Namen. Schließlich können wir gut das Angenehme mit der Arbeit verbinden!“
Trotz des Stresses kann Claire ihre Neckereien nicht sein lassen. Ich weiß, dass sie mich gern mit einem anständigen Mann zusammen sehen würde, doch ich bin immer noch ganz eingenommen von diesem Treffen mit Adam Ritcher bei der Diplomvergabe. Zwei Tage lang habe ich mir unter Seufzern unsere nächste Begegnung ausgemalt, die natürlicher und vielleicht auch intimer ausfallen würde …
Hör auf, dich darauf zu versteifen! Du verschwendest deine Zeit! Nutze deine Energie lieber, um deine Karriere voranzutreiben!
In dem zum Chalet gehörenden Garten ist die Feier in vollem Gange. Die Kellner eilen mit Tabletts voller Häppchen hin und her, der Barkeeper serviert ununterbrochen Cocktails und füllt Champagnergläser auf. Claire ist bereit, zur Tat zu schreiten:
„Also los, wünsch mir Glück! Ich gehe nun auf die Jagd nach freundlichen Spendern!“
Wir sind keine fünf Minuten da und schon bin ich auf mich allein gestellt. Nun gut, es bleibt mir nichts anderes übrig, als mir einen Drink zu holen. Die Bar ist in Sichtweite, ich werde mich durchschlängeln und die Menge etwas beobachten. Das war eine gute Idee, sie mitten im Garten aufzubauen, ein strategisch sehr schlauer Platz! Wahrscheinlich ist es letztlich keine schlechte Idee, jemanden kennenzulernen … Doch jemanden verführen, den ersten Schritt machen, da weiß ich wirklich nicht, wie ich das anstellen soll!
Ich bestelle ein Glas Champagner.
„Miss Haydensen, endlich komme ich an Sie heran!“
Ich drehe den Kopf und sehe das lächelnde Gesicht eines Unbekannten. Es sagt mir überhaupt nichts. Dunkler Teint, natürlich gebräunte Haut, die das tiefe Blau der Augen zur Geltung bringt. Der Mann hat Charme, sieht wirklich gut aus, Typ Surfer, zumindest die Statur. Mein fragender Blick veranlasst ihn dazu, sich vorzustellen.
„Oh, Entschuldigen Sie. Ich heiße Paul Hill. Ich habe Ihr außergewöhnliches Konzert in der Akademie gehört. Sie waren einfach göttlich mit Ihrer Geige.“
Göttlich?
Ich bin es nicht gewohnt, von verführerischen Männern angesprochen zu werden, die mich noch dazu göttlich finden.
„Ich danke Ihnen, Herr Hill. Ich kann mich leider nicht erinnern, Ihnen begegnet zu sein.“
„Und genau das bedauere ich. Endlich kann ich mit der besten Violinistin San Franciscos sprechen. Und Sie aus der Nähe bewundern.“
Göttlich? Mich bewundern? Redet dieser Mann mit mir? Wenn man mir eher gesagt hätte, dass meine Violine auf diese Weise nützlich ist …
Sein Lächeln ist aufrichtig und Paul wirkt wirklich sympathisch. Doch ich fühle mich bei derartigen Begegnungen nicht wohl, schon gar nicht jemandem so charmanten gegenüber.
„Sind Sie heute Abend allein hier? Ich kann Ihr Kavalier sein, wenn Sie
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