Alles fuer ihn - Band 3
zum Schluss zu, ohne mich zu unterbrechen.
„Meine Arme … Aber warum hast du mir denn nichts davon erzählt?“
„Um dich nicht zu beunruhigen. Und außerdem ist alles so schnell gegangen!“
„Ich habe gemerkt, dass du mir Dinge verschweigst, aber nicht so was! Du hast ihn wirklich verlassen?“
„Ich weiß nicht … Ich will nur … Ich will nur erst einmal wieder gehen und dann sehe ich weiter.“
„Das nächste Mal, wenn Paul dir zu nahe kommt, kratze ich ihm die Augen aus, das schwöre ich dir!“
„Ich hoffe, es gibt kein nächstes Mal … Sie haben gewonnen …“
„Adam hat dich einfach gehen lassen? Er hat nichts gesagt?“
„Er hat gesagt, dass er es versteht … Vielleicht ist es auch für ihn besser so … Du hättest seine Tante sehen müssen, sie ist so unglaublich … kalt!“
„Gut, deine Beine sind jetzt am wichtigsten. Adam und du ihr kommt schon wieder zusammen. Jeder von euch muss erst einmal seine eigenen Sachen regeln. Sag mir, wie ich dir helfen kann!“
Claire wiederzusehen, meine Wohnung, mein Zuhause, all das lindert meinen Schmerz etwas. Aber wenn ich bloß an Adam denke, kommen mir wieder die Tränen. Claire reißt sich für mich die Beine aus, aber sie hat nicht Adams Kraft. Ihre Ungeschicklichkeit mit dem Rollstuhl, ihr guter Wille und ihre Grimassen bringen uns beide zum Lachen. Keine Frage, hier geht es mir am besten, auch ohne Adam … Zumindest für den Moment …
Claire konnte sich freinehmen. Ich glaube, es hat sie schon sehr gestört, dass sie sich nicht um mich kümmern konnte. Ich habe ihr alles erzählt: der Besuch meiner Eltern, das Luxushotel in Aspen und Adams Haus. Doch ich verschweige ihr unseren Abschied unter Sternen … Mein Telefon vibriert.
[Ich hoffe, du hattest eine gute Nacht. Das Haus ist leer ohne dich. Adam]
Ich zeige Claire die Nachricht.
„Ich bin mir sicher, dass es noch nicht vorbei ist zwischen euch … Los jetzt, lass dich nicht gehen. Um wie viel Uhr ist der Termin?“
Adam hat mich gestern nur unter der Bedingung gehen lassen, dass er sich aus der Ferne um meine Behandlung kümmern darf. Ein Wagen soll mich abholen und mich in ein Zentrum in der Innenstadt fahren. Dort wartet der Therapeut, der mich bei ihm behandelt hat, auf mich. Und das ist gut so, denn er weiß ganz genau, wie weit ich bin.
Der Wagen kommt pünktlich; und das Zentrum entspricht voll und ganz Adams Standard: riesig, sehr luxuriös, neueste Ausstattung, ein beheiztes Schwimmbad mit Strudelbecken, ein Spa … Claire ist beeindruckt und freut sich. Der Therapeut schlägt ihr vor, das Schwimmbad zu nutzen, während ich meine Übungen mache, aber auch wenn sie nicht abgeneigt ist und trotz meines Zuspruches, bleibt sie lieber an meiner Seite …
Wir machen da mit den Übungen weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben. Ich stehe aufrecht, meine Beine können mich tragen. Claire hat Angst, sie sagt kein Wort, sitzt einfach nur da und beobachtet mich. Aber ich spüre ihre Anspannung …
Ich werde nicht vor den Augen meiner Freundin zusammenbrechen. Ich muss stehen bleiben!
Wieder beginne ich von Neuem: ein Schritt, das geht gut. Zwei Schritte, auch noch okay. Ich bewege mich sehr langsam, der Therapeut bittet mich, ganz vorsichtig zu sein. Ich halte an, hole Luft. Ich spüre keinen Schmerz. Meine Beine sind schwer, doch ich gehe noch ein Stückchen weiter. Ich freue mich und ich frage den Therapeuten. Ich glaube nicht, dass ich viel schneller gehen kann, wie soll ich dann jemals weiter genesen?
„Das Schwerste ist überstanden, Eléa, Glückwunsch. Ihre Beine sind stark genug, um Sie zu tragen. Ich werde Ihnen einen Stock geben. Sie gehen damit, machen ein paar Schritte bei sich zu Hause. Aber Vorsicht, nichts erzwingen! Versuchen Sie ein paar Schritte und ruhen Sie sich dann aus. Gehen Sie regelmäßig, um Ihre Beine zu lockern. Aber überstürzen Sie es auf keinen Fall!“
Als er mir einen Stock reicht, fühle ich mich wie ein kleines Kind mit seinem Weihnachtsgeschenk. Er sieht nicht gerade elegant aus, aber er bedeutet mir so viel! Was für eine Freude! Wie erleichternd es ist, zu hören, dass das Schlimmste überstanden ist! Claire freut sich ungemein, verspricht allerdings dem Therapeuten ganz ernsthaft, mich immer zu überwachen.
Claire beschließt, mich zur Feier des Tages in unser Stammlokal zum Essen einzuladen. Ich habe das Gefühl, allmählich meine Leben zurückzugewinnen, ich bin nicht länger darauf angewiesen, dass man mich aus meinem
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