Alles fuer ihn - Band 5
Fragen zu stellen, aber etwas lässt mich innehalten. Dieser Pulli, dieser Geruch …
Nein! Ryan?!
Ryan ist, ohne mir etwas zu sagen, nach San Francisco gekommen! Die glauben wirklich, dass ich blind bin! Ich lege den Pulli dahin zurück, wo ich ihn gefunden habe. Und plane, die beiden auf frischer Tat zu ertappen!
Am nächsten Morgen weckt mich eine erfreuliche Nachricht von Adam auf meinem Handy:
[Ich habe die ganze Nacht an dich gedacht. Du hast mein Interesse an diesem Cottage geweckt. Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten dort ausgenutzt. Lust auf eine Wiederholung?]
Mein Körper erwacht. Ich glaube, dass Adam ihm fehlt. Ich schicke ihm eine SMS zurück.
[Mit Vergnügen! Die Idee gefällt mir.]
Ich stehe auf und mache mich fertig. Ich lächele, ich singe, meine Augen strahlen. Ich sehe aus wie Claire gestern.
Keine Frage, meine Mitbewohnerin ist verliebt. Claire als meine Schwägerin? Noch eine Sache, die mir gefällt!
Claire ist schon weg, als ich im Bad fertig bin. Sie ist morgens fitter als ich. Der Pulli ist verschwunden. Ich werde sie in dem Glauben lassen, ich hätte ihn nicht gesehen.
Zumindest für den Moment.
In der Philharmonie sind alle in heller Aufruhr. Die Gänge quellen über vor Menschen. Herr Glen hetzt hin und her, er ruft alle zu sich, den Telefonhörer am Ohr. Sobald er mich erblickt, stürzt er auf mich zu und zieht mich am Arm.
„Miss Haydensen, Sie hatten Recht. Conrad ist wirklich außergewöhnlich! Und so effizient! Alle eingeladenen Gäste haben zugesagt, die Organisation läuft reibungslos. Und wir haben sogar Notfallpläne, falls etwas nicht so laufen sollte wie geplant. Das ist fabelhaft! Fabelhaft. Wir werden ein einzigartiges Konzert geben!“
Er ist aufgeregt wie ein kleines Kind. Weit entfernt von der Niedergeschlagenheit letzte Woche! Ich will ihm antworten, doch da ruft ihn bereits das Klingeln des Telefons. Ich brauche mich also nur noch auf die große Bühne des Konservatoriums zu begeben, wo wir von nun an gemeinsam proben.
Unser Dirigent ist fordernd, unermüdlich probt er mit uns. Die Komiteemitglieder der Philharmonie, welche auch die Jury beim Vorspielen bilden, sind ebenfalls da und flüstern untereinander. Wir korrigieren, wir beginnen von Neuem, wieder und wieder, bis alles perfekt ist. Wir könnten auf der Stelle einschlafen, so lange proben wir bis spät abends und so früh fangen wir morgens wieder an. Es sind harte Proben, sowohl geistig als auch körperlich, und so intensiv.
Ich lebe nur noch für das Konzert. Ich sehe Claire sehr selten und habe keine Zeit, meine Nachforschungen anzustellen, vergesse sie aber auch nicht. Was Adam betrifft: er ist genauso beschäftigt, in Dallas. Letzten Endes kommt uns dieses Konzert ganz gelegen. Anderenfalls wäre ich schon vor lauter Sehnsucht nach ihm vergangen.
Am nächsten Morgen bin ich so in meine Gedanken versunken, dass ich nicht bemerke, wie eine Person mir hinterherläuft und meinen Namen ruft. Selbst als sie mich an der Schulter berührt, erschrecke ich kurz und lasse meinen Ordner mit den Noten auf den Bürgersteig fallen. Eine junge Frau geht neben mir in die Knie, um mir zu helfen.
„Das tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“
Ich schaue sie an, diese Frau ist mir vollkommen fremd. Instinktiv bin ich vorsichtig. Sie erhebt sich und redet weiter:
„Ich heiße Hayley Bergmann, ich bin Journalistin bei der
San Francisco Post
.“
Nach allem, was neulich passiert ist, bin ich misstrauisch.
„Ich weiß, dass Sie nicht mit der Presse sprechen sollen, aber ich halte das für eine gute Möglichkeit, sie anders bekannt zu machen als über diese ganzen Lügen, die über Sie verbreitet wurden.“
„Ich … Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.“
„Geben Sie uns ein Interview, Miss Haydensen. Ich stelle Nachforschungen über die Journalisten an, die über Sie Lügen veröffentlicht haben, und ich denke, Sie könnten mir bei einigen Punkten weiterhelfen.“
Nachforschungen, sie auch?
Ich muss das mit Adam besprechen.
„Also, Miss Bergman …“
„Hayley.“
„Hayley, ich habe momentan kaum Zeit. Das Konzert …“
„Ja, ich verstehe. Vielleicht später?“
Sie wirkt hartnäckig.
„Ja, später. Geben Sie mir Ihre Karte und ich werde Sie anrufen.“
„Auf jeden Fall, machen Sie das. Ich denke, dass diese Angelegenheit reine Verleumdung ist und das muss an die Öffentlichkeit gebracht werden.“
Wenn sie nur wüsste! Aber was genau weiß sie
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