Alles fuer ihn - Band 5

Und es sieht nicht so aus, als ob alles bestens wäre. Was macht er denn hier? Warum sitzt er nicht auf seinem Platz?
    Das Publikum schenkt uns einen donnernden Applaus. Wir haben unseren Vertrag bestens erfüllt und wir können es nicht lassen, uns gegenseitig zu gratulieren. Unsere Arbeit hat sich ausgezahlt und der Druck fällt ab.
    Wir treffen im großen Saal auf die geladenen Gäste und alle applaudieren uns noch einmal. Die temporäre Stationierung der Philharmonie in San Francisco hat die New Yorker überzeugt. Sie können beruhigt sein. Wir werden zu Ihnen zurückkommen, ohne dass uns das Drama der Avery Fisher Hall groß geschadet hätte.
    Mein Blick sucht Adam. Nur mit einem Ohr nehme ich die Komplimente und Zusprüche wahr. Ich weiß, dass etwas geschehen ist, ansonsten wäre er bei Herrn Glen und würde die Glückwünsche für seine tolle Beteiligung und Initiative entgegennehmen. Meine Eltern unterhalten sich, Claire und Ryan stehen zusammen, natürlich in anständigem Abstand zueinander, aber immerhin zusammen …
    Es gibt nie einen perfekten Moment, um die beiden zu entlarven!
    Ich nähere mich Claire:
    „Hast du Adam gesehen?“
    „Eléa! Du warst großartig, du hast uns alle umgehauen mit deiner Geige!“
    „Danke, wir haben alle sehr gut gespielt.“
    „Jemand ist vorhin gekommen, um Adam abzuholen. Ich habe ihn seitdem nicht gesehen. Meinst du ihm ist etwas passiert?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe ihn backstage gesehen und es machte einen beunruhigenden Eindruck …“
    „Was ist los?“, schaltet sich Ryan ein.
    „Eléa sucht Adam, da ist was passiert, das ist doch nicht normal, dass er jetzt nicht hier ist“, entgegnet ihm Claire.
    „Vielleicht ist es auch nichts.“
    Ich versuche, Claire zu beruhigen, die schon losstürzen will.
    „Ich fand es ja schon komisch, dass Lorraine mit dir redet, aber das …“
    „Ach, da ist er ja!“
    Ich habe Adam erblickt, in Begleitung des Mannes von vorhin. Ich gehe in seine Richtung und merke, dass seine Miene immer noch so ernsthaft ist, Claire und Ryan folgen mir.
    „Ist etwas nicht in Ordnung?“, frage ich hektisch.
    Ich frage, auch wenn ich die Antwort bereits kenne.
    „Nein. Aber komm, lass uns nicht hier darüber reden“, raunt Adam mir zu und greift nach meinem Arm.
    „Wir kommen mit euch mit!“, drängt sich Claire auf.
    Adam zieht uns in den Hintergrund der Feier, in ein abgelegenes Zimmer, geschützt vor dem ganzen Lärm. Eine Art große Abstellkammer voller Kartons und Regale. Als ich in das Zimmer komme, trifft mein Blick den von Kommissar Owell.
    „Kommissar Owell? Was machen Sie denn hier? Adam?“
    Beunruhigung überkommt mich.
    Wird mir verdammt nochmal jemand erklären, was hier vor sich geht!
    „Guten Abend, Miss Haydensen. Der Sicherheitsdienst hat uns gerufen“, erklärt mir der Polizist.
    Adam übernimmt das Wort.
    „Meine Leute haben ein Paket abgefangen. Es war an dich adressiert, sie haben es verdächtig gefunden, dass eine Lieferung so spät stattfindet und noch dazu heimlich.“
    „Ein Paket?“
    Voller Angst warte ich auf den Rest der Geschichte.
    „Ich habe sie gebeten, es zu öffnen, und …“
    „Und?“
    „Ich bin nicht sicher, ob du wissen solltest, was darin war.“
    „Adam, du hast mir jetzt schon zu viel gesagt. Also: was war drin?“
    Adam tritt etwas zurück. Auf dem Tisch steht ein offener Karton. Ich gehe näher heran und weiche sofort zurück.
    Ein toter Vogel?
    Claire und Ryan sind mir gefolgt. Meine Mitbewohnerin ist bereits in der Defensive.
    „Ein toter Vogel! Eléa hat einen toten Vogel zugeschickt bekommen? Nach der Sache mit dem Haus droht ihr weiterhin jemand? Wer hat das geliefert?!“
    Ryan versucht, sie zu beruhigen, aber ich merke, dass auch er sich kaum zurückhalten kann. Er hat unsere Geschichte aus der Ferne verfolgt, hat sich fürsorglich gezeigt, doch jetzt springt ihm die grausame Realität direkt ins Gesicht.
    „Wir wissen nicht, wer das Paket geschickt hat“, schaltet sich der Kommissar ein. „Wir haben den Lieferanten bereits verhört, aber das war ein junger Kerl, der scheinbar nichts weiß. Man hat ihm einen Schein zugesteckt und er hat gemacht, worum er gebeten wurde, ohne weitere Fragen zu stellen. Er hat von einem Mann in einem Auto gesprochen. Wir gehen der Sache nach und werden dieses Paket auf DNA-Spuren untersuchen.“
    Die Ruhe war von kurzer Dauer. Die Verhaftung von Terry Miller war nicht das Ende der ganzen Geschichte.
    „Wir melden uns, sobald wir