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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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jetzt schlafen wollen, können Sie das unbesorgt tun. Ich halte die Nacht über Wache an Ihrer Tür, wenn Sie wollen.«
    Marny griff nach seiner Hand und stand auf. »Zunächst möchte ich einmal nachsehen, wie es Geraldine geht. Geraldine hat mir das Leben gerettet. Ich werde euch das später erzählen.«
    Sie gingen ins Boudoir. In ihrer Hütte schliefen Geraldine und der Nachwuchs friedlich.
    Marny streckte und reckte sich. »Ich fühle mich schon besser. Wir wollen wieder ins Schlafzimmer gehen, und ich werde die Karten auslegen und unsere …«
    Mit einem Stöhnen brach ihr die Stimme. Ein Schauer rann über ihren Körper.
    »Mein Gott!« schrie sie. »Nicht heute nacht! Ich kann es nicht mehr aushalten!«
    Sie waren alle drei zusammengezuckt. Auch Kendra hatte einen Schrei ausgestoßen. Hiram brüllte außer sich vor Zorn: »Diese verdammten Schurken! Schon wieder!«
    Feueralarm gellte durch die Stadt.
    Marny, Kendra und Hiram standen wie gelähmt im Raum, während die Glocken über die Plaza gellten und Schreckensrufe durch die Straßen hallten. Sie wußten, was passiert war: Diese Diebe und Mörder von Clarks Point hatten genauso gehandelt, wie von ihnen verkündet worden war. Sie hatten ihren Plan mit höhnischer Sorgfalt verwirklicht. Die Uhrzeiger wiesen auf Mitternacht. Noch ein paar Schläge, und man schrieb den 4. Mai, den Jahrestag der großen Feuersbrunst.
    Die Strolche hatten in aller Öffentlichkeit über ihr Vorhaben gesprochen. Feixend hatten sie sich an den ungläubigen Mienen der anständigen Leute ergötzt, die eine solche Schurkerei nicht für möglich hielten. Diese Verbrecher waren jedoch keine Witzbolde. Sie wollten noch einmal nach Herzenslust plündern, und das konnten sie nun.
    Sie brannten die Stadt abermals nieder.
    Einen Satz rief Marny sich während dieser Nacht immer wieder ins Gedächtnis: Das habe ich schon früher mitgemacht. Und immer wieder auch fragte sie sich: Warum muß ich das noch einmal erleben? Ich habe die Nase voll. Ich will von alledem nichts mehr wissen …
    Dieser Brand, der fünfte große Brand, den Marny in San Francisco erlebte, war der schrecklichste von allen.
    Das Feuer war in einem Farbengeschäft der Clay Street an der Plaza gelegt worden. Der Laden gehörte den Kaufleuten Baker und Meserve. Da ihre Artikel leicht brennbar waren, gingen die Partner abends nach Geschäftsschluß durchs ganze Haus, um sicher zu sein, daß nirgendwo eine Lampe oder eine Kerze mehr brannte. Heute abend hatte Mr. Meserve den Laden inspiziert, alle Lichter gelöscht, abgeschlossen und war dann nach Hause gegangen.
    Einige Stunden später fiel einem Mann, der die Plaza kreuzte, ein Lichtschein hinter einem Fenster im Obergeschoß auf. Er gab sofort Alarm. Die Feuerglocken wurden geläutet, die Wehren ratterten an. Sie rasten zur Plaza so schnell, wie es ihnen möglich war, aber sie rasten dennoch nicht schnell genug. Als der Mann seinen Warnungsschrei ausgestoßen hatte, war der Brandherd nicht größer als ein Damentaschentuch gewesen, doch das Feuer fraß sich in furchtbarer Geschwindigkeit durch das Gebäude.
    Bevor noch die erste Feuerwehr eintraf, stand das ganze obere Stockwerk in hellen Flammen. Binnen weniger Sekunden fingen die Nachbarhäuser Feuer, und schon stürmte der Brand die Clay Street hinab in Richtung Kearny Street und auf den Calico-Palast zu.
    War es Zufall, war es Schicksal, gleichviel: Beim ersten Alarmruf rührte sich über der Stadt nur ein lindes Lüftchen aus Westen. Doch als hätten die Alarmglocken den schlummernden Gott des Windes geweckt, wurde aus diesem Lüftchen jählings ein Sturm. Und dieser Sturm trieb das Feuer nach Osten. Er blies mit tosender Gewalt. Die Feuerwehrmänner, die eben ihre Schläuche aufrollten, sahen an weit entfernten Stellen schon neue Brände aufflackern. In wenigen Minuten stürzten die Häuser der City in sich zusammen, und der Sturm jagte die Flammen bis zum Ufer und bis zu den Schiffen in der Bucht hinab. Marny, Hiram und Kendra waren zu einem der Vorderfenster gerannt, von wo aus die Plaza zu überschauen war. Beim Anblick dieser Feuersbrunst stieß Kendra einen Entsetzensschrei aus. Hiram rief ihr zu:
    »Lauf weg!«
    »Das Haus hier ist doch …«, wollte Kendra protestieren.
    »Egal, ob es feuerfest ist oder nicht. Lauf weg, sage ich!« Er packte sie bei den Händen und wollte sie zur Treppe ziehen, als er sah, das Marny in ihr Schlafzimmer stürzte. Er rannte ihr nach und bekam sie am Ärmel zu fassen. »Was, zum

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