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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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Teufel, haben Sie denn vor?«
    »Ich muß die paar Sachen holen, die ich brauche. Auch Kendra braucht ein paar Sachen. Wenn Sie sie ohne Pistole auf die Straße gehen lassen wollen, dann sind Sie ein schöner Narr.« Marny riß sich los.
    »Sie hat recht, Hiram.«
    Aus den Korridoren in den unteren Etagen hörten sie, wie Männer schrien, Glas zerbrach, Stühle und Tische umfielen. Die Spieler rauften miteinander, da nicht wenige die Gewinne anderer einstecken wollten. Türen knallten. Alle stürmten mit dem Zeug davon, dessen Sie sich hatten bemächtigen können. Hiram sagte jetzt ruhiger:
    »Sie haben natürlich recht, Marny. Holen Sie Ihre Pistole.«
    Kendra lief in ihr Zimmer, um die Pistole einzustecken, die ihr Archwood einst gekauft hatte – in jenen Tagen, da der Calico-Palast nur ein Zelt gewesen war und sie ihr Gebäck auf einem Tablett über ein unbebautes Grundstück hatte tragen müssen. Marny zog sich nicht um, sie vertauschte lediglich ihre Pantoffeln mit festen Schuhen. Ihre Gedanken rasten. Der Calico-Palast mochte feuersicher sein oder nicht; das mußte sich erst noch herausstellen. Fest stand jetzt nur eins: Kein Gebäude war vor den Plünderern sicher, wenn es nicht bewacht wurde. Vielleicht wollte Norman sie hierbehalten, damit sie mit ihrem Colt ein Fenster schützte. Doch wenn er sie gehen ließ, dann würde sie Geraldine mitnehmen und die Jungen. Geraldine hatte ihr das Leben gerettet, und sie würde nun ihrerseits darauf achten, das der Katze nichts widerfuhr.
    Schon beim ersten Alarmruf hatte sie die Tür der kleinen Hütte verriegelt. Jetzt tauchte sie ein Handtuch in Wasser, wrang es aus und legte es um die Hütte. Dann schnitt sie ein Loch in das Tuch, so daß sie den Handgriff packen und die Hütte wie eine Reisetasche tragen konnte. Als Hiram und Kendra zurückkehrten, meinte sie mit einem Wink auf die winselnden Katzen:
    »Sie meinen, es geht hier entschieden zuviel vor. Dieser Meinung bin ich übrigens auch.«
    Norman und die Schwarzbärte kamen die Treppe heraufgehastet. »Wir sind auf dem Weg zu dem Wassertank oben.«
    »Hoffentlich funktioniert er«, murmelte Marny inbrünstig. Dann fragte sie: »Norman, kann ich dir behilflich sein? Wenn ja, dann bleibe ich hier.«
    Norman blickte sie beinahe belustigt an. »Marny, du bist heute nacht so tatterig, daß du als Aufpasserin soviel taugen würdest wie ein gekochtes Ei.«
    Marny lächelte. Sie schätzte diese mitleidlose Offenheit.
    »Kommen Sie jetzt!« rief Hiram. Er wartete ungeduldig. Marny konnte gehen oder bleiben, wie es ihr beliebte, aber er hatte es eilig, Kendra ins Freie zu bringen. Norman sagte zu Marny:
    »Nimm das mit.« Er gab ihr einen schweren Beutel voller Münzen.
    »Das kann ich nicht. Ich habe beide Hände voll.«
    Norman betrachtete sich ihre Waffe, mit der er einverstanden war. Dann fiel sein Blick auf die kleine Hütte. Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen. »Was ist denn das?«
    »Meine Katzen.«
    »Katzen!« explodierte er. »Laß diese verdammten Katzen da, und nimm diesen Beutel.«
    »Ich kann nicht«, beharrte Marny.
    »Dwight Carson hat uns garantiert …«
    »Wenn das Haus feuerfest ist, dann ist auch dieser Beutel da in Sicherheit. Wenn das Haus abbrennt, dann schmelzen die Münzen. Ich aber werde mich um Geraldine kümmern.«
    »Kommen Sie doch jetzt endlich!« schrie Hiram.
    In einem Platzregen unschöner Worte teilte Norman ihr mit, sie sei verrückt, und es werde ihm keinerlei Kummer bereiten, wenn das Feuer sie samt ihren Katzen wie Kartoffeln röste. Marny ließ ihn stehen und stieg mit Hiram und Kendra die Treppe hinab.
    Über die Schulter rief sie zurück:
    »Norman, Captain Pollocks Pistole liegt in meinem Zimmer auf dem Tisch. Ihr könnt sie vielleicht brauchen.«
    Ohne zu antworten stakste Norman davon. Hiram nahm Marny die Katzenhütte ab. Auf den unteren Fluren drängten sich Spieler mit ihren Freundinnen. Alle wollten zum Haupteingang.
    Hiram hielt in der einen Hand seine Pistole und in der andern Geraldines Hütte. Ein wirres Durcheinander begegnete ihnen auf Schritt und Tritt. Sie hörten das Tosen der Flammen. Und mit einemmal vernahmen sie über ihren Köpfen ein Klicken – und dann stürzte das Wasser aus dem Behälter.
    »Gott sei Dank!« rief Marny. Sie hätte in ihrer Dankbarkeit fast gelacht. Norman hatte den Tank auf dem Dach geflutet. Dreihundertfünfzig Liter Wasser strömten aus. Würden sie den Calico-Palast retten?
    Am Hauptportal stand einer der Barkeeper mit dem

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