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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zu wissen, weshalb die Leute in New Orleans außer sich geraten seien, da man doch in Washington und in Baltimore so wenig Interesse an den Tag gelegt habe.
    Diese Frage konnte auch Norman nicht beantworten. »Vielleicht hat Beales Bericht die Bürger erst gewissermaßen auf die Sache vorbereiten müssen. Vielleicht ist das Rätsel dadurch zu erklären, daß Loesers Angaben sich auf den Bericht des Obersten Mason stützen konnten; der hatte ja mit eigenen Augen die Placers gesehen. Vielleicht aber liegt es ganz einfach an den beiden Kurieren selber. Näheres kann ich auch nicht sagen. Jedenfalls ist von allen Städten der Vereinigten Staaten zuerst New Orleans vom Goldfieber erfaßt worden, und zwar richtig.«
    Auf dem Wege nach New Orleans war nun die Falcon, deren Kajüten zur Hälfte leer standen. Die Schiffahrtslinie unterhielt in New Orleans ein Büro, und wer sich dort erkundigte, bekam klare Auskünfte. Wer nach den Goldfeldern wollte, konnte sich ein Ticket kaufen. Dieses Ticket berechtigte zur Passage von New Orleans nach Chagres und von Panama City nach San Francisco. Wie man von der einen Seite des Isthmus auf die andere kam, das sei die Privatangelegenheit der Leute, so berichteten die Angestellten. Und diese letzte Bemerkung entging den meisten Fragestellern. Sie hörten bloß diese lapidare Feststellung: Wer ein Ticket für die Falcon kauft, der kommt nach San Francisco.
    Und die Falcon mußte jeden Augenblick einlaufen.
    Die Passagiere, die bereits auf dem Dampfer waren, hatten Monate hindurch Zeit gehabt, ihre Angelegenheiten zu ordnen und ihre Reisevorbereitungen zu treffen. Wer indessen in New Orleans an Bord gehen wollte, dem blieben lediglich ein paar Tage.
    Lediglich ein paar Tage – und es handelte sich hier keineswegs um eine kurze und bequeme Reise. Von New Orleans bis nach dem Isthmus waren etwa zweitausend Meilen zurückzulegen; die Strecke vom Isthmus bis nach San Francisco betrug noch einmal knapp viertausend Meilen. Und jede einzelne Meile kostete Geld. Eine Menge Geld.
    Norman hatte gesagt, jedermann in der Stadt habe nach Kalifornien aufbrechen wollen. Doch gab es in New Orleans oder anderswo nur wenige Leute, die ihr ganzes bisheriges Leben kurzerhand aufgeben konnten. Wohlhabende Männer vermochten ihre Geschäfte nicht in einer Woche oder in zweien abzuwickeln. Pflichtgetreue Väter konnten ihre Familien nicht plötzlich im Stich lassen und bis ans Ende der Welt reisen. Mittellose Leute waren nicht imstande, die Reisekosten aufzubringen. Und Väter, die sich gern ihrer Verantwortung entzogen hätten, besaßen nur selten das nötige Bargeld.
    Es waren also nur wenige Männer zu einer derartigen Spritztour in der Lage gewesen und natürlich noch weitaus weniger Frauen. Welche Frau besaß denn ein gefülltes Portemonnaie? Sie zog die Sicherheit ungewissen Chancen vor. Und sie nahm auch Verpflichtungen, die Kinder und betagte Eltern bedeuteten, in der Regel viel ernster.
    Die einzigen Leute also, die an Bord der Falcon klettern konnten, waren solche, die weder Bindungen hatten noch sich um andere Menschen scherten. Sie gehörten zu jener Sorte, die das Vergangene von sich wirft und der Zukunft entgegenlacht. Allerdings mußten es Leute sein, die Geld auf der Hand hatten.
    Gab es derartige Leute? Ja, natürlich gab es sie: Berufsspieler und die allerleichtsinnigsten ihrer Freundinnen. Leute wie Norman und Rosabel.

37
    Die Falcon dampfte gemütlich in den Hafen von New Orleans. Und hier warteten mit Koffern und Fahrscheinen in der Hand hundertsechzig Menschen auf die Fahrt ins Goldland.
    Es war eine gemischte Gesellschaft: junge Männer aus reichen Familien, denen man die Passage gekauft hatte, um sie loszuwerden; hoffnungsvolle Leute, die ständig Wunschträume haben und es auch fertigbringen, sich das nötige Geld für ihre Phantastereien zu borgen; sogar einige angesehene Bürger, die nach Abenteuern suchten und die daheim nichts festhielt. Doch die meisten – etwa zwei Drittel – waren Spieler aus New Orleans und von den Mississippi Riverboats samt ihren Mädchen. Und natürlich auch, erzählte Norman, Frauen …
    Er räusperte sich und schaute Kendra an, als werde ihm ihre Gegenwart erst jetzt bewußt. »Entschuldigen Sie, Mrs. Shields«, sagte er rasch.
    Kendra lächelte ihm zu. »Sprechen Sie weiter, Norman.«
    Marny wandte sich an ihn. »Kendra hat in einem Goldgräberlager gelebt. Das hast nicht mal du mitgemacht. Du kannst also offen sprechen.«
    Loren lachte. Also lachte

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