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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bleiben. Ein Bongo stieß gegen ein anderes, und das wiederum stieß gegen ein drittes, und so ging es die ganze Reihe der Boote weiter. Die Kerle droschen sich gegenseitig auf die Schädel, und wir mußten uns festklammern, sonst wären wir ins Wasser geplumpst. Die Eingeborenen stakten nicht mehr, und wir mußten still dasitzen, während sie kreischten und ihre Messer schwangen. Jeder von ihnen schrie, jemand habe sein Bongo gerammt, und zwar mit Absicht, und sie bedrohten sich mit Mord. Es hätte uns ja nicht weiter gestört, wenn sie sich tatsächlich umgebracht hätten, aber wir hatten Angst, sie könnten auch uns umbringen. Wir hatten Geld und Proviant, und überhaupt sahen die Burschen ganz danach aus, als töteten sie die Leute aus reinem Spaß. Wir haben niemals alle zur selben Zeit geschlafen.«
    »Wo habt ihr denn geschlafen?« fragte Kendra.
    »Zusammengekauert in den Bongos oder auf der Erde an Lagerfeuern«, sagte Norman. »Wir konnten nicht viel kochen, weil der Regen alles durchnäßte. Meist knabberten wir an Zwieback und nagten an Fleisch. Aber wir versuchten stets, das Feuer über Nacht brennen zu lassen, um die Moskitos und Tiere fernzuhalten. Manchmal freilich konnten wir gar kein Feuer machen.«
    »Eines Nachts brieten diese Wilden einen Affen«, warf Rosabel ein. »Das hat mich krank gemacht. Es war, als hätten sie ein Baby in Stücke gerissen. Aber dann fing es wieder zu regnen an, und ihr Feuer ging aus.«
    »Wie habt ihr euch eigentlich gegen den Regen geschützt?«
    »Wir krochen unter die Regenschirme oder unter Büschel und dampften, als würden wir gekocht.«
    »Drei Tage und drei Nächte fuhren wir auf diesem Fluß«, ergänzte Norman, »und jede Minute war entsetzlich. So lange brauchten wir, um dreißig Meilen voranzukommen. Schließlich erreichten wir eine Ortschaft, die Cruces heißt. Dort hört der Fluß auf.«
    »Cruces war noch schrecklicher als Chagres«, erklärte Rosabel.
    »Richtig. Noch heißer, noch dreckiger. Und kein Mensch in Cruces wußte etwas. Chagres hat immerhin einen Hafen, und die Leute haben ein bißchen was zu tun. In Cruces aber rühren sie sich nicht einmal von der Stelle. Sie sitzen einfach da und schwitzen. Sie sind dort, weil sie dort geboren wurden und es zu anstrengend ist, woanders hinzugehen.«
    Norman pfiff langsam und leise durch die Zähne.
    »An diesem Ort also sollten wir Maultiere finden, die uns nach Panama City brachten. Wir zählten fast zweihundert Köpfe, aber so viele Maultiere gab es gar nicht. Auch nicht genügend Esel und Pferde. Einige Leute, die Tiere besaßen, wollten sie nicht verkaufen. Nicht für alles Geld dieser Welt. Kein Wunder, denn was sollten sie sich in einem derartigen Kaff mit Geld kaufen? Aber wir mußten weiter, und zwar schnell. Dieses Dorf ist eine wahre Pesthöhle, verseucht von Malaria, gelbem Fieber, Pocken und allem möglichen. Ein paar von uns waren bereits krank. Die Eingeborenen fuhren mit ihren Bongos nach Chagres zurück – das ist leicht, denn die Strömung treibt sie ja –, und einige von uns sagten, sie gingen mit ihnen nach Chagres und von dort aus direkt nach Hause. Sie wollten keinen Schritt weiter tun, wenn sie auch niemals ein Goldstäubchen zu sehen bekämen.«
    Kendra mußte lächeln. Sie verstand nichts von Normans Spieltalenten, aber sie erkannte den Zug an ihm, den Marny veranlaßte, diesen Mann zu bewundern. Weder er noch Rosabel waren Menschen, die halbe Arbeit leisteten. Ihnen war es gar nicht eingefallen, in Cruces die Flinte ins Korn zu werfen. Sie wollten nach Kalifornien, und sie würden auch hingelangen.
    »Diese Leute waren also zur Heimkehr entschlossen. Sie wollten uns ihre Tickets verkaufen, die für die Dampferfahrt von Panama nach San Francisco galten. Die meisten von unserer Gesellschaft hatten kein Interesse daran. Sie meinten, mit ihren eigenen Tickets hätten sie alles, was sie brauchten; wozu noch weitere kaufen? Aber …«
    Norman hielt inne und richtete den Blick seiner schwarzen Augen auf Rosabel. Sie lachte und erzählte weiter:
    »Aber Norman hat gesagt, es könne in Panama City Leute geben, die nach San Francisco reisen wollten und froh sein würden, wenn sie ein Ticket bekämen. Also kauften wir die Tickets. Natürlich war das ein Spiel …«
    »Norman Lamont ist der raffinierteste Spieler, den ich je gesehen habe«, versicherte Marny. »Das habe ich immer gesagt.«
    Norman nahm ihr Kompliment mit einem kameradschaftlichen Lächeln entgegen. Offensichtlich hatte er

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