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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Sie waren glücklich, wieder an einem Tisch Platz nehmen zu können, mit Messer und Gabel zu essen und Servietten zu haben. Und wie Kendra geahnt hatte, gerieten sie geradezu in Ekstase, weil sie essen konnten, soviel sie wollten.
    »Wir wollen uns erst nach Tisch unterhalten«, riet Loren. Eine unnötige Empfehlung; die Gäste hatten gar nicht daran gedacht, lange Reden zu halten. Statt dessen schlugen sie sich die Bäuche voll. Schließlich aber hatten sie doch genug, und Loren schaffte Brandy herbei, während Kendra Kaffee eingoß. Alle gingen in den Salon. Rosabel sah das Sofa und warf sich mit einem Seufzer darauf. Norman setzte sich auf den Fußboden und lehnte seinen Rücken gegen die Wand. Da nur vier Stühle um das Sofa standen, ließen sich auch Loren und Ralph auf dem Boden nieder. Kendra, Serena und Marny setzten sich auf die Stühle. Archwood, den es durchaus nicht danach gelüstete, auf der Erde zu hocken, nahm dankbar den letzten in Empfang.

36
    »Schön«, sagte Norman, »es war also folgendermaßen: Diese Leute, denen man die Dampfschifflinie zu verdanken hat, sind schlaue Burschen. Ihr Plan war in der Tat ausgezeichnet. Jetzt, da Kalifornien zu den Vereinigten Staaten gehört, haben sie sich gesagt, daß eine Menge Amerikaner hierherreisen will: entweder um hier zu leben oder um sich die Gegend bloß mal so anzusehen. Und solche Leute wollen natürlich möglichst schnell vorankommen. Sie scheuen die weite Fahrt mit Planwagen über die Prärien oder die lange Schiffsreise um Kap Horn. Schneller geht es durch den Isthmus von Panama.«
    Seine Zuhörer nickten, Norman fuhr fort:
    »Diese Männer in New York haben also eine Dampferlinie gegründet. Und zwar sollten ihre Dampfer nach Chagres fahren.«
    »Chagres!« rief Rosabel entsetzt.
    »Chagres?« fragte Marny. »Wo liegt denn das?«
    »Ich habe auch noch nie davon gehört«, gab Archwood zu. »Aber vielleicht kennt Loren es. Schließlich war er Seemann.«
    Loren stimmte zu, ermunterte jedoch Norman durch eine Handbewegung zum Weitererzählen.
    »Ich hatte den Namen auch noch niemals gehört, aber …« Er schüttelte sich, als liefe ihm ein Schauer über den Rücken. »Aber jetzt weiß ich genug. Chagres ist eine Hafenstadt an der atlantischen Küste. Ein Dampfer sollte in New York auslaufen, in New Orleans weitere Passagiere an Bord nehmen und dann nach Chagres fahren. Dort sollten die Leute aussteigen, und der Dampfer hatte wieder zurück nach New York zu fahren.«
    »Und dann?« fragte Loren.
    »Nun, zur selben Zeit wurden andere Dampfer gebaut, die an der pazifischen Küste verkehren sollten. Sie werden von New York um Kap Horn nach San Francisco fahren. Sobald sie einmal dort sind, sollen sie zwischen diesem Ort hier und Panama hin und her pendeln.« Norman blickte Loren an. »Ich nehme an, Sie kennen Panama. Es ist auf der pazifischen Seite am Isthmus gelegen.«
    Loren nickte. Norman trank einen Schluck Brandy und berichtete weiter:
    »Die Leute, die nach Kalifornien wollten, hatten den Isthmus zwischen Chagres und Panama City zu überqueren. Dort sollten sie auf einen der nach San Francisco fahrenden Dampfer gehen.«
    »Aber wie konnten sie denn diesen Isthmus überqueren?« erkundigte sich Marny.
    Rosabel gab auf ihrem Sofa einen bibbernden Ton von sich. »Der Plan sah den Bau einer Eisenbahnlinie vor. Doch solange die nicht fertig war, mußten die Reisenden selber sehen, wie sie von der einen Seite auf die andere kamen. Immerhin hieß es, das seien ja bloß ungefähr fünfzig Meilen, und die könnte man ohne besondere Schwierigkeiten bewältigen.« Norman hob die Schultern wie ein Südländer. »Tatsache ist, daß ich all das in den Zeitungen gelesen habe, aber ich achtete nicht weiter darauf. Ich dachte überhaupt nicht an Kalifornien. Ich hatte ein hübsches Geschäft in New Orleans: einen Spielsalon mit guten Kartengebern, und Rosabel machte die Musik …«
    Marny warf dem Mädchen einen Blick zu. Offensichtlich ging ihr der Gedanke durch den Kopf, wie sie Rosabels Talent im Calico-Palast nutzbringend einsetzen könne. Norman erzählte weiter:
    »Der erste Dampfer für den Pazifik, der heute angekommen ist, hat New York im Herbst verlassen. Oberfähnrich Beales Bericht über die Goldfunde hat kein großes Aufsehen erregt. Auf unserer California gab es Platz für hundert Passagiere. Falls jemand in New York ein Ticket zur Reise ins Goldland wünschte, so hätte er sogleich bedient werden können. Aber kein Mensch wollte ein Ticket.
    Mr.

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