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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Lachreiz.
    Wußte Mr. Chase tatsächlich nicht, daß er eine der abgedroschensten Phrasen von sich gegeben hatte? Die schlechte Frau mit einem Herzen aus Gold … Welche sentimentale Gans mochte diese Redensart als erste ausgesprochen haben? In Athen vielleicht oder in Ägypten? Wahrscheinlich war diese Äußerung schon vor der Zeitenwende im Schatten der Pyramiden ausgesprochen worden. Und das sollte Mr. Chase nicht bekannt sein? Offenbar wirklich nicht …
    Nach der Überlastung der letzten Tage bedurfte Marny einer Entspannung. Als sie hörte, daß Mr. Chase von draußen abschloß, brach sie in ein hysterisches Gelächter aus, und sie lachte so lange, bis sie nicht mehr konnte.

52
    An die nächsten Wochen erinnerte sich Kendra später nicht mehr genau. Sie wußte, daß sie im Haus herumgegangen war, daß sie sich gewaschen, angekleidet und frisiert hatte. Auch die Speisen, die ihr vorgesetzt wurden, hatte sie zu essen versucht. Doch nahm sie dies alles kaum wahr. Sie wußte nur um ihren Schmerz.
    Sie war nicht allein. Ralph und Serena sorgten sich um sie. Ihre übrigen Freunde kamen so oft, wie es ihnen möglich war. Freilich war das nicht sehr oft möglich, denn der Sturm brachte Sturzfluten und Schlammseen mit; zuweilen waren die Straßen unpassierbar. Pocket fand sich häufiger ein als die andern, da er nun im Gebäude der Buchhandlung wohnte, und das lag nur wenige Schritte entfernt. Er war sanft und freundlich und verschaffte ihr die Zeitungen. Kendra vermochte sich jedoch nicht zum Lesen aufzuraffen.
    Wenn man sich auf die Straße wagen konnte, geleitete Dwight jedesmal Marny den Berg hinauf und wartete in der Buchhandlung, während Marny ihre Freundin besuchte. Sie erzählte, daß sie die Todesnachricht an Lorens Bruder, Clifford Shields, geschickt habe, der in Boston lebte. Jetzt erbot sie sich, auch an Eva zu schreiben. Kendra gab ihr die Adresse. Sie selber war dazu noch nicht imstande.
    Eines Tages berichtete ihr Serena, Ralph habe gesagt, daß Marny nicht mehr in Mr. Fenways Zimmer wohne. Sie sei ins Gresham Hotel umgezogen, und zwar zu Mr. Dwight Carson. Serena bedauerte diesen Schritt. »Ich hatte wirklich geglaubt, sie will jetzt ein anständiges Leben führen.«
    »Marny war sehr nett zu mir«, murmelte Kendra. Mehr sagte sie nicht. Sie war nicht fähig, viel Interesse für Marnys Handlungsweise aufzubringen – auch nicht für die anderen Leute. Marny hatte es richtig vorausgesagt, Kendra hatte alle Kräfte aufgebraucht. Nun war sie schlaff und leer.
    Es interessierte sie auch nicht weiter, als Marny ihr erzählte, der neue Calico-Palast habe seine Pforten geöffnet. Vielleicht würde sie eines Tages einmal hingehen. Vorerst jedoch war sie noch viel zu stumpf, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Sie erhielt vierzig Briefe. Auf dem Tisch im Salon lagen sie gestapelt. Sie waren noch nicht geöffnet. Schließlich meinte Marny:
    »Warum machst du sie denn nicht auf, Kendra? Ist es nicht ein Trost, daß dir so viele Menschen geschrieben haben?«
    Kendra öffnete die Briefe und erlitt einen Schock.
    Zehn der Schreiben waren die üblichen: Bekannte sprachen ihr Mitgefühl aus. Dann las sie einen Brief von Reginald Norington, dem Agenten, der Loren das Haus vermietet hatte. Auch ein unbeholfen gekritzeltes Briefchen fand sich: »Liebe Madam, Sie tun mir ja so leid. Ich muß immer noch daran denken, was für ein gutes Essen Sie uns gemacht haben, als wir hier angekommen sind. In Liebe Ihre Rosabel.«
    Die meisten der Briefe waren jedoch keineswegs Beileidsbekundungen. Sie waren Heiratsanträge. Einige Schreiben stammten von Lümmeln jener Art, die ihr nach ihrer Trennung von Ted Anträge gemacht hatten. Die übrigen kamen von Männern mit offensichtlich guter Erziehung, sie baten in aller Form und respektvoll um die Erlaubnis zu einem Besuch, damit sie ihre Bitte persönlich vortragen könnten.
    Kendra wußte, daß in San Francisco keine Witwe lange Zeit Witwe blieb, weil die Zahl der Männer bei weitem überwog. Sie hätte sich freilich nicht einfallen lassen, daß kultivierte und weltgewandte Männer eine Frau zu heiraten wünschten, die sie weder gesehen noch gesprochen hatten. Auch Marny war erstaunt. Nicht einmal sie hatte gewußt, daß die Männer in Kalifornien derart verzweifelt waren.
    Später sagte sich Kendra, daß es gerade diese absurden und irgendwie rührenden Angebote gewesen waren, die ihr geholfen hatten, ihrer Verzweiflung zu entrinnen. Während sie einen Brief nach dem

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