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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Körper von seinem Platz gerissen und schmerze unerträglich. Ihre Hände brannten, und sie sah Blutflecken auf ihrem Kleid.
    Mit Mühe griff sie nach ihrem Hals und öffnete den obersten Knopf des Kleides, um freier atmen zu können. Dann bewegte sie ihre Schultern. Sie waren verletzt, und auch ihre Hüften waren verletzt. Ihre Knie mußten voll blauer Flecken sein, und ihre Oberarme taten ihr so weh, als sei die Haut abgeschält worden. Alles tat ihr weh.
    Jetzt erst verstand sie, daß Ted immer wieder ihren Namen rief. Geistesabwesend sah sie in die Höhe. Ted hatte sich am Rand der Schlucht auf die Erde geworfen, um ihr näher zu sein, und er schrie: »Kendra! Kendra! Kannst du mich nicht hören?«
    Sie nickte schwach. Mit Anstrengung rief sie hinauf:
    »Doch, ich verstehe dich.«
    »Hiram holt ein Seil«, schrie Ted. »Verstehst du?«
    Allmählich wurde es in Kendras Kopf klarer. Sie nickte wiederum.
    »Er wird eine Schlinge machen«, schrie Ted weiter, »eine Schlinge mit einem guten starken Seemannsknoten. Du legst dir die Schlinge unter die Achseln, und wir ziehen dich dann hoch.«
    Kendra rief, daß sie verstanden habe. Überrascht stellte sie fest, daß Ted gar nicht so weit von ihr entfernt lag. Ihr Sturz schien ihr so lange gedauert zu haben, daß sie schon gefürchtet hatte, sie sei in der Tiefe der Schlucht gelandet. Aber auch jetzt war sie noch nicht imstande, die Entfernung richtig einzuschätzen. Jedenfalls würde es den Männern nicht allzu schwerfallen, sie in die Höhe zu ziehen.
    Sie war viel zu zerschunden, um sich rühren zu können. Sie blieb einfach liegen. Immer noch regneten Steine auf sie nieder.
    Schlimmer als der Sturz, schlimmer als ihr Schmerz war die Scham über sich selbst. Während der ganzen zwölftägigen Reise hatte sie sich wacker gehalten. Aber jetzt, da sie Shiny Gulch kaum erreicht hatten, leistete sie sich diese Dummheit! Und den andern fiel sie nun zur Last. Ihre Hände mußten bandagiert werden, und vielleicht vergingen Tage, ehe sie wieder ein Feuer anmachen und einen Kochkessel heben konnte. Ja, vielleicht konnte sie nicht einmal mehr gehen. Ihr Kleid war an einem Dutzend Stellen aufgerissen und so schmutzig, daß es nicht wieder sauber werden würde, auch wenn man es eine Stunde lang ausbürstete. In Ihrem Schoß und rings um sie verstreut lagen Steine, Zweige, Blätter und ein roter Tonklumpen. Neben ihrem rechten Knie erblickte sie einen Klumpen, der nicht so rot war wie die übrigen. Er war so groß wie ein Ei, doch, anders als ein Ei, war er uneben. Er sah nicht wie ein Erdbrocken aus, sondern eher wie ein Stein, der von roten Farbstreifen durchsetzt ist. Ein flimmernder Stein. Die Sonne leuchtete auf ihm. Kendra griff danach.
    Mit einemmal stockte ihr der Atem. Ein Stich ging ihr durch die Brust. Dies war kein Stein. Kein Stein dieser Größe konnte so schwer sein. Ihre Hände, von denen noch immer das Blut tropfte, tasteten nach einem Zipfel ihres Kleides. Sie wischte den Staub von dem Klumpen. Ihr Atem ging jetzt ganz schnell. Der Schmerz in ihrer Brust schwoll an, bis sie glaubte, ihn nicht mehr ertragen zu können. Die Hand, die den Stein hielt, begann zu zittern.
    Über ihr rief Marny ermunternde Worte. Ted schrie, soeben mache Hiram den Knoten. Kendra hörte sie kaum.
    Sie waren seit einer knappen halben Stunde in Shiny Gulch. Und schon hatte Kendra ihren ersten Fund gemacht. Zwischen ihren wunden, brennenden Fingern lag ein prächtiger Goldnugget.

17
    Am nächsten Tag war Sonntag. Ning hatte gesagt, im allgemeinen suche man an Sonntagen nicht nach Gold, sondern ruhe sich aus, wie es die Bibel verlange. Heute waren sie gekommen, um Kendra zu besuchen.
    Kendra hatte eine unruhige Nacht verbracht, denn sobald sie sich bewegte, hatte sie Schmerzen. Als das Morgenlicht sie endgültig weckte, fand sie sich allein, denn Ted war statt ihrer hinausgegangen und hatte Kaffee gekocht. Sie fühlte sich am ganzen Leib zerquetscht und wund. Als Ted ihr jedoch eine Tasse Kaffee und ein Stück Zwieback mit Speck brachte, den Ning für sie gebraten hatte, wurde es ihr ein wenig besser zumute. Und jetzt, da sie eine Art Hof hielt, war sie beinahe wieder in Ordnung.
    Ted hatte ihre Wunden verbunden, Marny hatte ihr das Haar gekämmt, und nun lag sie auf ihrem Bettzeug im Wagen mit einer Decke über den Knien und einer zweiten unter dem Kopf. Ted hatte die Wagenplane zusammengerollt, so daß sie hinausblicken konnte – oder besser gesagt: so daß jedermann auf sie blicken

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