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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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dieser Wildnis plötzlich wie bei alten Freunden glaubte.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen«, schrie Nathan Larch ihr entgegen. Will Gibson dröhnte:
    »Wie geht's, Ma'am? Tun Sie ganz so, als wären Sie hier zu Hause.«
    Einige krausköpfige Kinder hüpften herum und brüllten vor Hunger. Hester und Sue ermahnten sie, sich zu benehmen, und sagten dann zu Kendra:
    »Wenn wir irgend etwas für Sie tun können, Mrs. Parks, dann lassen Sie's uns wissen.«
    Es waren wirklich nette Leute. Kendra dankte ihnen lächelnd für das freundliche Willkommen.
    Ning hatte sie angewiesen, hier zu warten, während er mit Hiram weiterritt, um einen guten Lagerplatz zu finden. Kendra wäre es lieb gewesen, wenn sie jetzt einmal eine Weile Ruhe gehabt hätte, aber sie hatte vergessen, daß es ja noch eine dritte Frau hier gab. Diese Person pflanzte sich nun neben ihrem Pferd auf und musterte sie mit kritischen Blicken. Sie war ein kleines dickes Geschöpf von etwa dreißig, dessen Figur an eine Wurst denken ließ. Sie trug eine blaue Baumwollschürze. Ihre gelblichen Locken hatte sie mit Nadeln zu einem lockeren Büschel hochgesteckt. Man hätte meinen können, sie trüge verwelkte Narzissen auf ihrem Kopf spazieren.
    »Mein Name ist Edith Posey«, erklärte sie streng, »Mrs. Edith Posey.«
    »Wie geht es Ihnen?« fragte Kendra.
    »Ihnen wird's hier wohl kaum gefallen«, bellte Mrs. Edith Posey.
    »Warum denn nicht?«
    »Hier wird gearbeitet«, versetzte Mrs. Posey.
    Kendra verscheuchte eine Stechmücke von ihrer Nase. »Ich bin an Arbeiten gewöhnt«, erwiderte sie.
    Mrs. Posey schüttelte ihren Kopf so nachdrücklich, daß die gelben Locken aufgeregt tanzten. »Sie sehen nicht danach aus. Sie sehen wie ein Mädchen der New Yorker Gesellschaft aus. Woher kommen Sie?«
    Kendra hätte Mrs. Posey nur allzugern gesagt, sie möge sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten scheren, aber sie hielt sich zurück, denn sie war zu müde, und es erforderte weniger Energie, eine klare Antwort zu geben. »Ich bin in Baltimore geboren und in New York zur Schule gegangen.«
    »Ich hab's ja gleich gesagt«, entgegnete Mrs. Posey. Sie nickte wiederum entschlossen, und die Locken nickten ebenfalls. »Ein Mädchen aus der Gesellschaft! Es wird Ihnen hier wohl kaum gefallen.«
    In diesem Moment vernahm Mrs. Posey ein leises Lachen. Sie drehte den Kopf um, und ihr kleiner Mund wurde hart, als sie Marny erblickte. Marny wurde von den Männern umschwärmt. Sie hatte ihren Hut zurückgeschoben, und die Sonne flammte in ihrer Mähne. Sie stimmte in das Lachen ihrer Bewunderer ein. Auch sie war müde, doch Marny war niemals zu müde, um nicht an einem solchen Empfang ihren Spaß zu haben.
    Mrs. Posey musterte sie höchst beunruhigt. Dann widmete sie sich wieder Kendra. »Und wer ist das?«
    Diesmal konnte Kendra lächeln, ohne sich anstrengen zu müssen. »Sie heißt Marny.«
    Mrs. Posey warf ihren Kopf so heftig zurück, daß ihre Locken erbebten. »Und was will die hier?«
    »Sie will ein Spielzelt aufmachen.«
    Im Nu war Mrs. Posey die Rechtschaffenheit in Person. »Ein Spielzelt! Nun, wir werden ein Auge darauf haben!«
    Und damit verlor sie das Interesse an Kendra und eilte, so schnell ihre kurzen dicken Beine sie trugen, zu den Männern, die Marny umringten. Sie gaben ihr den Weg frei, zögernd und resignierend, als wüßten sie, daß es doch keinen Sinn habe, sich ihr zu widersetzen. Mrs. Posey legte ihre Patschhand auf den Arm von einem der Männer.
    »Orville Posey!?« rief sie. »Das Abendessen wartet.«
    Die Männer lachten, und auch Marny lachte, was Mrs. Posey keineswegs amüsierte. Sie zog ihren Mann am Arm mit sich fort.
    Wenige Minuten später kam Hiram zurück und verkündete: »Ning hat einen Lagerplatz für uns ausgesucht. Kommt mit.«
    Marny warf ihren neuen Freunden Kußhände zu, als sich der Wagenzug wieder in Bewegung setzte. Hiram leitete sie zu dem oberen Ende des Landstreifens, in die Nähe jener Stelle, wo die Bergketten aufeinanderstießen. Der Boden war hier steil, doch Ning erklärte, dies sei der sicherste Platz für die Pferde. Am unteren Ende der Schlucht hatten die Abs nämlich eine Art Dorf angelegt, um die Abfälle des Lagers aufzupicken, und die Abs liebten nichts mehr als gebratenes Pferdefleisch. Es war also ratsam, sie möglichst weit weg zu wissen. Am Rande der Schlucht fand sich auch ein kleiner ebener Fleck, wo Kendra heute abend kochen konnte. Morgen würden ihr die Männer eine ständige Kochstelle

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