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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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konnte.
    Und alle wollten sie Kendra betrachten, denn Nuggets wie der ihre waren selten. Das meiste Gold bestand aus Stückchen von der Sorte, die sie und Marny in Sutters Fort gesehen hatten. Die Goldjäger beneideten sie zwar wegen ihres Glückes, doch waren sie auch froh wie Männer an einem Spieltisch, die Zeuge werden, wie ein anderer Spieler der Bank einen großen Betrag abnimmt. Alle im Lager kamen herbei, um sie zu berühren, damit sie selber in eine Glückssträhne gerieten.
    Man konnte den ganzen Tag arbeiten und dreißig Gramm Gold finden; es war aber auch möglich, in einer Stunde ein ganzes Pfund aufzustöbern. Und manchmal – so wie es Kendra widerfahren war – fiel einem das Gold geradezu in die Hände, ohne daß man überhaupt etwas tat. Gold verhieß Glück. Und es hatte ganz den Anschein, als wäre Kendra auf einer rosigen Glückswolke in das Lager geschwebt.
    Die Männer sagten ihr das. Sie sagten es ihr, bis am Nachmittag Mrs. Posey es für angebracht hielt, bei ihr zu erscheinen und ihr mitzuteilen, daß dem mitnichten so sei:
    »Na, glauben Sie bloß nicht, daß das jeden Tag so geht. Sie sind auch nicht besser als wir.«
    Während sie sprach, schaute Mrs. Posey an Kendra vorbei. Da die Plane aufgerollt war, konnte sie sehen, was sich auf der andern Seite des Wagens abspielte.
    »Nanu«, fuhr sie auf, »was stellt denn diese Person da an?«
    Kendra wandte den Kopf, es schmerzte, doch mußte sie sogleich auflachen. Noch waren sie keine vierundzwanzig Stunden in Shiny Gulch, und Marny war bereits am Werk. Das Zelt für den Calico-Palast konnte erst errichtet werden, wenn ein Stück Land vom Buschwerk gesäubert war. Marny jedoch hatte Bretter auf zwei Fässer gelegt und über diesen provisorischen Tisch einen grünen Filz gebreitet. Darauf waren Gold- und Silbermünzen gestapelt; außerdem gab es eine Waage, um den Goldstaub zu bemessen, der bereits in Häufchen vor ihr lag. Zum Vergnügen eines Dutzend Männer spielte Marny Karten. Neben dem einen Faß stand Delbert mit einer Feldflasche in der Hand. Er fungierte als Barkeeper und Aufpasser. Kendra gab Mrs. Posey Bescheid:
    »Ich verstehe nicht viel vom Spielen. Aber ich glaube, sie spielt Vingt-et-un, Einundzwanzig also –, denn sie hat mir erzählt, dazu brauche man keine besondere Ausstattung.«
    »Kartenspiel!« stieß Mrs. Posey hervor. »Und das auch noch am Sonntag! Eine schamlose Kreatur! Wenn mein Orville …« Der Blick ihrer kleinen blauen Augen überflog die Gruppe, aber ihr Orville war nicht dabei. Vielleicht wußte er, daß es klüger war, die Finger von derlei Dingen zu lassen. Nachdem sie noch einen Moment hingestarrt hatte, trottete Mrs. Posey davon. Als sie jedoch die Sünder erreicht hatte, fing sie zu schimpfen an. Kendra konnte nicht viel hören, aber sie konnte sehen, daß Mrs. Poseys Worte die Männer gewiß nicht auf den Pfad der Tugend zurückführten. Einige von ihnen lächelten duldsam, andere zuckten verärgert die Achseln, der Rest schenkte ihr gar keine Aufmerksamkeit. Es wurde weitergespielt.
    Der Tisch stand tiefer als ihr Wagen, deshalb vermochte Kendra ganz genau Marnys Hände zu beobachten.
    Sie dachte, daß sie noch nie so schöne Hände bei einer Beschäftigung gesehen habe. Sie bewegten sich flink, rhythmisch, sicher und harmonisch. Marny spielte mit ihren Händen, als mache sie Musik sichtbar.
    Kendra sah, daß Hiram einen Einsatz wagte. Auch Ted war dort, aber nach einer Weile kam er zum Wagen und erkundigte sich, wie es ihr gehe. »Ning und Pocket kochen das Abendessen«, meldete er. »Sie meinen, es wird nicht so gut sein wie deine Mahlzeiten, aber essen werden wir's wohl können.«
    »Sag Ihnen, daß ich mich bedanke«, erwiderte Kendra, »und daß es mir sehr leid tut, so viel Ärger anzurichten.«
    »Du machst keinen Ärger. Sie freuen sich, dir einmal helfen zu können.« Er kniff sie ins Ohr. »Der Kaffee muß schon fertig sein. Ich bringe dir eine Tasse.«
    Kendra schaute ihm zärtlich nach. Sie fragte sich, weshalb Ted gezögert hatte, ja beinahe ängstlich gewesen war, sie zu heiraten. Nun, jetzt spielte das ja keine Rolle mehr. Er schien seine Bedenken vergessen zu haben, und sie würde ihn nicht mehr erinnern. Sie waren einundzwanzig Tage verheiratet. Es war die glücklichste Zeit ihres Lebens gewesen.
    Kendras Sturz hatte sie tüchtig geschüttelt, aber keinen wirklichen Schaden verursacht, so war sie nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen und konnte arbeiten. Sie hatte eine Menge zu

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