Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Schlucht erblickten sie gefällte Baumstämme, Gestrüpp, Felsen. Zwischen dem Rand der Schlucht und der Bergkette lag weiteres Gestein, um das sich Geäst in sonderbaren Formen gerankt hatte. Doch so rauh es hier auch sein mochte, dieser Streifen war der einzige Ort, der einigermaßen eben schien. Also hatten die Goldsucher dort ihr Lager aufgeschlagen.
    Kendra und Marny sahen zwei Planwagen und drei Zelte sowie hier und da eine Art Anbau: Stämme waren gegen flache Felsen gelehnt worden. Zwischen diesen verschiedenartigen Unterkünften erspähten sie den Rauch von Lagerfeuern und puppenhaften Gestalten. Sie zählten siebenundzwanzig Männer, drei Frauen und sechs Kinder. Die meisten der Männer hielten sich unten in der Schlucht auf und suchten nach Gold. Im Lager wuschen die Frauen Kleider und kümmerten sich um die Feuer. Selbst die Kinder schienen sich nützlich zu machen. So weit sie schauen konnte, sah Kendra niemanden, der sich faul herumtrieb.
    Und warum auch, so fragte sich Kendra, sollten sie sich faul herumtreiben? Ihr Leben war hart, gewiß, aber es war vom Glanz der Romantik überstrahlt. Ein Traum hatte diese Menschen nach hier geführt. Und anders als die meisten Träume wurde dieser wahr …
    Plötzlich gesellte sich Hiram zu ihnen. Er grinste. »Ist das nicht großartig?« rief er aus.
    Kendra nickte eifrig, und Marny beteuerte, es gefalle ihr sehr gut. Hiram fuhr fort:
    »Kein Mensch hat so etwas jemals gesehen. Ich komme mir vor wie … na, wie komme ich mir denn vor?«
    »Wie Kolumbus!« rief Kendra. »Wie ein Entdecker!«
    »Jawohl!« stimmte Hiram ihr zu. »Wir und diese Leute da unten, wir sind Entdecker! Und das alles ist noch unser Geheimnis. Haben Sie die Sache schon mal von dieser Seite betrachtet? In den Staaten weiß noch niemand etwas von unserem Gold.«
    Kendra zuckte zusammen. Daran hatte sie wirklich noch nicht gedacht. Auch Marny nicht. Im Osten der Rocky Mountains wußte kein Mensch, daß es in Kalifornien Gold gab. Die Leute daheim würden vermutlich noch monatelang nichts davon erfahren. Es bestand ja keine regelmäßige Verbindung zwischen Kalifornien und der übrigen Welt. Kendra war dies zwar bekannt, aber in der Aufregung der letzten Wochen hatte sie diese Tatsache völlig vergessen. Der Telegraf verband die atlantische Küste mit New Orleans und St. Louis, aber dann war es aus: Das westlichste Postamt befand sich in der Stadt Independence im Staate Missouri.
    Zwischen Independence und San Francisco lagen jedoch zweitausend Meilen, die noch auf keiner Karte verzeichnet waren und die kaum jemand kannte. Dieses Land mit einem Wagenzug zu durchqueren (wie es Pocket getan hatte), nahm vier oder fünf Monate in Anspruch. Wer aus einem Hafen der Ostküste kam und per Schiff reiste (wie Kendra), brauchte genauso lange. Und um die Nachricht nach Hause zu bringen, war noch einmal die gleiche Zeit nötig – egal, wie wichtig diese Nachricht sein mochte. Gelegentlich schickten die Garnisonen ihre Depeschen durch Kuriere, doch selbst diese aufs beste ausgerüsteten Kavalleristen brauchten Monate, um von Kalifornien aus die Vereinigten Staaten zu erreichen.
    Natürlich würden die Leute daheim eines Tages vom kalifornischen Gold hören. Aber es würde noch lange, lange Zeit dauern. Sie fragte sich, wie lange wohl.

16
    Ted lehnte sich aus dem Wagen und schrie:
    »He, Mädels! Was ist los mit euch? Kommt her!«
    Die Fahrt wurde immer beschwerlicher. Einige Male mußten sie anhalten und mit den Äxten einen Weg durch das Gestrüpp der Büsche schlagen. Als sie endlich in das Lager einritten, war es schon Spätnachmittag. Die Pferde keuchten. Die Goldgräber hatten sich zum Abendessen um ihre Feuer versammelt, ließen jedoch ihre Pfannen sinken und eilten zur Begrüßung herbei. Nur zwei oder drei Männer waren aus San Francisco gekommen. Die übrigen waren Arbeiter in Sutters Fort oder Siedler in der Umgebung gewesen. Einige erinnerten sich an Ning, fast alle aber kannten Pocket.
    Pocket trieb sein Pferd zu Kendra und stellte ihr Will Gibson und Nathan Larch vor. Er sagte, sie seien im vergangenen Sommer zusammen mit ihm gereist. Beide waren verheiratet und hatten ihre Frauen und Kinder mitgebracht. Und hier die Damen: Sue Gibson und Hester Larch, alles nette Leute.
    Will und Nathan trugen verdreckte Overalls. Sue und Hester waren muskulöse Frauen. Alle vier hatten eine Haut wie Leder, aber das Leben pulsierte so heftig in ihnen, und sie gaben sich so herzlich, daß Kendra sich in

Weitere Kostenlose Bücher